Wirtschaft Schiffsantriebshersteller aus Spay sucht Experten – Geschäftsführer vermisst kommunale Zusammenarbeit

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Wirtschaft Schiffsantriebshersteller aus Spay sucht Experten – Geschäftsführer vermisst kommunale Zusammenarbeit

Schottel steht zu Standort, sieht aber auch Defizite

In Spay befindet sich der Hauptsitz der Schottel GmbH. Hier werden aber auch Mitarbeiter und Kunden geschult.

Schottel GmbH

Spay/Region. Nach der Verlagerung von Produktionsstätten und Arbeitsplätzen nach Dörth zahlt die Schottel GmbH in Spay deutlich weniger Gewerbesteuern.

Für die Rheingemeinde, in der sich der Hauptsitz des weltweit agierenden Schiffsantriebsherstellers befindet, ein erheblicher Einschnitt, boten die Schottelmillionen ihr doch finanzielle Möglichkeiten, die vergleichbar große Orte nicht haben. Wer aber wegen dieser Entwicklung die Befürchtung hatte, dass die Schottel ihre Zelte in Spay bald ganz abbricht oder wegen vermeintlicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten Arbeitsplätze abbauen muss, der sieht sich getäuscht. Im Gespräch mit der RZ bekennt sich Christian Strahberger, seit drei Jahren Geschäftsführer des Unternehmens, klar zum Standort Spay, kritisiert aber auch deutlich die mangelnde kommunale Zusammenarbeit in puncto Wirtschaft.

Wäre ein Hersteller von Schiffsantriebs- und Manövriersystemen nicht besser an der Küste aufgehoben? Auf diese Frage antwortet Strahberger mit einer Gegenfrage: „Wissen Sie, welche Bundesländer die größte maritime Zulieferindustrie haben?“ Strahbergers Antwort: Bayern und Baden-Würtemberg – beide bekanntlich ohne eigene Küste. „Wir sind nicht an die Küste gebunden. Ich sehe daher auch keinen Grund, an die Küste zu gehen“, so Strahberger, der hinterherschiebt: „Die Transportkosten sind in Summe der Gesamtkosten ja ohnehin verschwindend gering.“

Transportiert werden Schottelprodukte hauptsächlich ab dem Werk in Dörth mit dem Lkw. Die Umsiedlung der Produktionsstätten im Jahr 2015 sieht das Unternehmen nach wie vor als richtig an. Der Lieferverkehr sei in Spay schwierig gewesen, erklärt Schottel-Sprecherin Christine Graeff und bezieht sich dabei auf die problematische Lage mitten im Ort. Im Gewerbegebiet in Dörth hat man da ganz andere Möglichkeiten, zumal auch die Anbindung an die A 61 ideal ist. „Dörth ist auf Expansion gebaut“, sagt Strahberger und unterstreicht die Ambitionen des Unternehmens.

Spay ist als Hauptsitz der Schottel GmbH und eines Servicebereichs damit aber keinesfalls infrage gestellt. Hier arbeiten mit rund 300 in etwa genauso viele Mitarbeiter wie in Dörth. Und hier steht auch die sogenannte Academy. In dieser werden zum Beispiel Schottelkunden und -mitarbeiter aus aller Welt geschult.

Schottel sucht derzeit sogar nach Mitarbeitern im Bereich der neuen Technologien. Dieser neue Zweig soll dann „organisatorisch in unsere bestehende Technikabteilung/Forschung und Entwicklung integriert“ werden, sagt Graeff. Hintergrund: Die Schottel beliefert zu einem großen Teil Kunden, die mit ihren Schiffen im Offshorebereich tätig sind, also zum Beispiel Ölbohrplattformen beliefern oder Kabel für Windkraftanlagen legen. Durch den Abfall der Ölpreise sei die „Investitionsneigung“ nach unten gegangen, berichtet Strahberger. Schottel habe die Schwächephase bisher gut gemeistert, man wolle nun mit neuen Produkten die „Wettbewerbsfähigkeit steigern“. „Wir geben jetzt mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus als vorher“, so Strahberger. Konkret heißt das: Schottel will seinen Kunden die Möglichkeit bieten, Schiffe mit weniger Besatzung zu fahren. „Wir wollen jetzt den Bereich Assistenzsysteme und autonome Schiffe entwickeln“, sagt der Geschäftsführer. Und hierfür benötigt Schottel Experten. Und das nicht mehr – wie früher – hauptsächlich im Bereich Maschinenbau. „Wir suchen Experten mit Qualifikationen in den Feldern Sensordatenfusion, Robotic Framework, Data Science & Machine Learning sowie Modellierung, Simulation und Kontrolle dynamischer Systeme“, sagt Graeff.

Diese zu finden, ist gar nicht so leicht. Denn die Ortsnamen Spay oder Dörth sind für Ortsfremde sicher nicht so klangvoll wie München oder Berlin. Aber die Region hat aus Strahbergers Sicht auch einiges zu bieten: „Ein Vorteil ist ja zum Beispiel, dass sich die Leute hier ein Haus kaufen können, das sie sich auch leisten können.“ Zudem gebe es eine reizvolle Landschaft und mit Koblenz eine Stadt mit einer vernünftigen Größe. Um eine Region attraktiv für Mitarbeiter zu machen, müsse diese sich aber auch gemeinsam vermarkten und sich so einen Namen machen. „Hier haben wir viele verschiedene Landkreise, die alle auf ihre Eigenständigkeit pochen“, sagt Strahberger kritisch. „Aber wenn es ein Großraum ist, sollte er sich auch als solcher verkaufen.“ In diesem Punkt vermisst er die kommunale Zusammenarbeit.

Von unserem Redakteur Volker Schmidt

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