Denn dort haben die insgesamt 16 Mitarbeiter rund um die Uhr den gesamten Schiffsverkehr von Rolandseck bis Wörth im Blick, von der deutsch-französischen Grenze also bis nach Nordrhein-Westfalen.
Wann immer es zu Problemen oder Notfällen technischer oder auch medizinischer Natur kommt, ist die Revierzentrale erster Ansprechpartner für die Menschen auf dem Fluss. Geht ein Funkspruch ein, müssen die Mitarbeiter schnell entscheiden, wie sie helfen können. Dann informieren sie die zuständigen Stellen wie Wasserschutzpolizei und Rettungsleitstellen, oder ordnen auch mal schifffahrtspolizeiliche Erstmaßnahmen wie Sperrungen an.
100 Havarien im Jahr
„Wir bearbeiten hier mehr als 100 Havarien im Jahr“, berichtet Florian Krekel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Bingen. Das sind dann sogenannte verkehrliche Vorfälle. Einen weit größeren Anteil hingegen hätten Fälle mit Personenschäden, sagt er. „Im Sommer sind das sicher drei bis fünf pro Tag“, schätzt Krekel, eine genaue Zahl kann er jedoch nicht nennen. Denn diese Fälle würden zwar dokumentiert, aber nicht ausgezählt, erklärt er. Diese Fälle reichen vom Armbruch über den Herzinfarkt bis hin zum Norovirus, bei dem ein ganzes Personengastschiff betroffen sein kann. „In solchen Fällen ist eine enge Verzahnung zwischen der Revierzentrale und den Leitstellen extrem wichtig“, betont Innenminister Roger Lewentz. Dieser kündigt im Rahmen eines Besuchs der Oberweseler Revierzentrale auch eine engere Verzahnung in Sachen Weiterbildung der Mitarbeiter an. Damit kommt er einem Wunsch der Oberweseler Nautiker nach.
„Wir sind hier versiert im Umgang mit Schiffern und sprechen als Nautiker die gleiche Sprache wie sie. Ob sie nun aus den Niederlanden kommen oder aus Osteuropa“, sagt Alexander Gries vom Personalrat. Das beziehe sich allerdings in erster Linie auf technische und nautische Fragen. „Wir kennen die Rheinstrecke wie unsere Westentasche und wissen, welchen Steiger die Schiffe im Notfall anfahren können und können auch die Fahrzeuge der Rettungsdienste dort hinlotsen“, erläutert Krekel. Das habe natürlich einen enormen Einfluss darauf, wie schnell den Menschen in Not geholfen werden kann.
Worin die Reviermitarbeiter jedoch nicht geschult sind ist der Umgang mit einem Schiffer, der in große Not geraten ist. „Wie können wir den Schiffer beruhigen? Und, auch ein wichtiger Aspekt: Wie gehen wir selbst im Anschluss mit dem Erlebten um? Das sind Dinge, in denen wir nicht geschult sind“, machen die Beschäftigten deutlich. Gerade im vergangenen Sommer hätten die Mitarbeiter durch das Niedrigwasser viel mit ertrinkenden Kinder zu tun gehabt, berichten sie. Und auch die Havarie der Waldhof, des Tankers, der vor acht Jahren unweit der Loreley kenterte, sei heute noch Thema bei den damals Beteiligten.
„Die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) ist natürlich auch für uns ein wichtiges Thema“, sagt Manuel Gonzalez, Vorstand des DRK-Landesverbands. Daher gebe es im Land rund 225 Stellen für Disponenten, die etwa in klassischer Gesprächsführung mit Hilfesuchenden und im Umgang mit speziellen Stresssituationen ausgebildet seien, berichtet Gonzalez. „Beispielsweise die Durchführung einer Telefonreanimation kann auch einen erfahrenen Disponenten an seine Grenzen bringen. Der Disponent weiß nie, mit welcher Situation er beim nächsten Telefonat konfrontiert wird. Deshalb kommt der Aus- und Fortbildung eine besondere Bedeutung zu“, macht Gonzalez deutlich. Dies seien Kompetenzen der DRK-Mitarbeiter, die der Landesverband der Revierzentrale in Oberwesel zur Verfügung stellen könnte, etwa in Form von Fort- und Weiterbildungen. Umgekehrt könnten die Rettungskräfte in die Arbeit der Revierstelle hineinschnuppern, sagt Gonzalez. „So können wir die Schnittstellen weiter optimieren“, ist er sicher.
Enge Verzahnung elementar wichtig
Auch Innenminister Lewentz ist überzeugt, dass ein Austausch und eine engere Verzahnung zwischen Revierzentrale, Leitstellen und Einsatzkräften elementar wichtig sei: „Schließlich wollen wir gewährleisten, dass die Alarmierungsketten in jedem Fall optimal funktionieren“, sagt Lewentz. „In Notsituationen gilt es, so schnell wie möglich Hilfe zu leisten. Die Kooperation ist daher kein Selbstzweck, sondern kommt allen Verunfallten und Erkrankten auf dem Rhein zugute und trägt damit auch zur Verbesserung der Sicherheit insgesamt auf dem Rhein bei“, betont der Innenminister.