Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler
Wer halbwegs trockenen Fußes vom Parkplatz zum Festzelt kam, konnte sich glücklich schätzen. Und wo sich sonst entlang der Marktstände kleine Gruppen bilden, die ein Schwätzchen halten, bestimmten Regenschirme die Szenerie.
Natürlich bescherte das schlechte Wetter dem 571. Nunkircher Markt, der zum 94. Mal an gleicher Stelle stattfand, am Dienstag keinen Rekordbesuch, aber es herrschte auch keine gähnende Leere. Dafür sorgen allein schon die „Säärschitter Kiewelschisser“, die alljährlich mit ihrem Theaterspiel in Hunsrücker Mundart das Volksfest eröffnen. Zum 30. Mal hat Jürgen Martin bereits die Vorlage für das Bühnenstück geliefert. „Use alde Spodplatz“ lautete in diesem Jahr der Titel des Stücks.
Kiewelschisser spielen Stück über kommunalpolitischen Krach
Und das drehte sich, anders als bei vielen Aufführungen in der Vergangenheit, weniger um historisches Brauchtum, sondern vielmehr um eine handfeste kommunalpolitische Auseinandersetzung, die zurück in die Anfänge der 1980er-Jahre ging. Bekanntlich wachsen auf dem ehrwürdigen Rochusfeld an der Nunkirche seltene Orchideen, sieben Arten mit 51 verschiedenen Pflanzen. Und wegen dieser schützenswerten Blumen sollte es damals dem Sportgelände an den Kragen gehen. Die Bezirksregierung spielte damals eine unrühmliche Rolle und wollte das komplette Areal von Bismarckturm bis Nunkirche und Friedhof unter Naturschutz stellen.
Dass am Ende die Vertreter beider „Parteien“, Naturschützer und Sportler zu einem tragfähigen Kompromiss kamen, davon handelte das Theaterstück, in dem sogar der verstorbene Bert Baden vorkam, damals Berichterstatter für die Hunsrücker Zeitung. Seine Rolle übernahm Laienschauspielerin Hanna Thomas. Die Frage, ob der Sport oder die Orchideen wichtiger seien, die der ebenfalls bereits verstorbene FDP-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Rumpf in seiner damaligen Rolle als Vorsitzender des Landespflegebeirats stellte, wurde schließlich beantwortet: Das Rochusfeld darf erst ab 15. August gemäht werden, wenn die Blüte der Orchideen vorüber ist. Sportwettkämpfe wie das Gaubergfest des Turngaus Hunsrück durften weiter stattfinden, ebenso der Nunkircher Markt. Damit war allen Interessenvertretern geholfen.
Handwerkerzelt hat wetterbedingt viel Zulauf
Geholfen hat das Theaterstück am Dienstag auch all jenen, die im Festzelt Schutz vor dem Regen suchten. Auch im Handwerkerzelt herrschte wetterbedingt diesmal mehr Gedränge als sonst, denn die bedauernswerten Standbetreiber hatten am Vormittag kaum Zulauf. Nachmittags hatten sie wieder mehr zu tun. Das Angebot war wie immer riesig und reichte von Kleidung aller Art über Schmuck und Dekoartikel bis zu Kleintieren und Federvieh. Am Mittwoch geht der Nunkircher Markt zu Ende.