Stadtbürgermeister Falko Hönisch hat Kontakt zu seinem Kollegen Medard Roth initiiert
Sankt Goar und Kordel streben Partnerschaft an: CDU im Stadtrat stimmt dagegen
Günther Plorin (von links), Medard Roth und Falko Hönisch warben für eine Partnerschaft der Städte St. Goar und Kordel. Foto: Philipp Lauer
Philipp Lauer

St. Goar. Der Stadtrat der Stadt St. Goar hat am Donnerstagabend mehrheitlich beschlossen, eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Kordel an der Kyll einzugehen, sofern der Rat des Orts in der Nähe von Trier dem auch zustimmt. Zur Sitzung waren auch Ortsbürgermeister Medard Roth sowie der Vorsitzende des Heimatvereins des 2300-Einwohnerortes, Günther Plorin, angereist.

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Roth stellte den Ratsmitgliedern seinen Ort kurz vor, in dem er seit 22 Jahren Bürgermeister ist. Kordel liegt in einem Talkessel der unteren Kyll, die in Kenn in die Mosel fließt. Zwei Bachläufe durchfließen den Ort, die den Einwohnern schon häufig schlaflose Nächte bereiteten, infolge des Starkregens im Juli jedoch besonders angestiegen sind. „Insgesamt standen 225 Häuser unter Wasser, teilweise bis zu zwei Meter hoch.“ Besonders hart habe es eine Altenpflegeeinrichtung getroffen, alleine dort sei ein Schaden in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro entstanden. Insgesamt wird der entstandene Schaden in der Ortsgemeinde auf rund 40 Millionen Euro geschätzt. „Sie kennen sich mit Hochwasser aus. Im Moment ist es nicht so schön bei uns“, berichtete Roth. Ansonsten aber schon, man habe Besuchern viel zu bieten mit zahlreichen Wanderwegen, Radwegen, dem Kylltalbad oder der Ruine der Burg Ramstein, auf einem mächtigen Sandsteinfelsen gelegen. Sandstein habe in Kordel überhaupt eine lange Geschichte, so Roth. Dieser finde sich in bedeutenden Bauwerken wie der Porta Nigra, dem Reichstag, dem Kölner Dom oder den Bahnhofsgebäuden vieler Städte.

Den ersten Schritt auf die mögliche neue Partnerstadt zu, hatte Stadtbürgermeister Falko Hönisch gemacht. Aus der Bevölkerung sei nach dem Hochwasser immer wieder die Anregung gekommen, eine konkrete Möglichkeit zur Hilfe zu schaffen. „Mit einer Städtepartnerschaft können wir nach dieser Katastrophe versuchen, etwas Positives zu erreichen“, sagte Hönisch. Nach einem Telefonat besuchten er und Ina Trimpe-Müller, SPD-Fraktionsvorsitzende, Kordel. Kürzlich reiste eine Delegation aus dem Eifelort an den Rhein.

Bei den Besuchen habe man zahlreiche Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte zwischen den Städten ausgemacht und das Ziel ins Auge gefasste, eine Städtepartnerschaft anzuregen. „Die Kordeler sind freundliche, herzliche Menschen. Es wäre schön, wenn es zu einem Austausch und einer gelebten Partnerschaft komme“, sagte Hönisch. Auch in Kordel habe man ein reges Vereinsleben mit Feuerwehr, Sport-, Schützen und Karnevalsverein. Zudem sei die Strecke in rund anderthalb Stunden mit dem Auto gut zu fahren, was gegenseitige Besuche erleichtere.

Kerstin Arend-Langenbach (CDU) hatte an dieser Vorgehensweise so einiges auszusetzen. Zum einen sei ihr neu, dass Städte innerhalb eines Bundeslandes Partnerschaften schließen, meldete sogar rechtliche Bedenken an. Deutlich kritisierte sie, der Stadtrat sei bis zu dieser Sitzung nicht einbezogen worden, bei dem Erstbesuch wäre sie etwa gerne mitgefahren. Sie beantragte, statt einer Partnerschaft zunächst eine Freundschaft zu schließen. Wie diese jedoch ausgestaltet werden soll, dazu vermisse sie noch ein Konzept. Ihrer Kritik schlossen sich ihre Parteikollegen Horst Vogt und der Fraktionsvorsitzende Thomas Rolinger an. Das Ziel sei zwar ein gutes, aber ein guter Weg zu einer guten Sache sehe anders aus, so Vogt. So seien etwa auch die Vereine nicht einbezogen worden, merkte er an. „Es ist erstaunlich, wie man aus so einer guten Sache etwas anderes machen kann“, antwortete Hönisch. Er sehe es als Teil seiner Aufgabe an, Ideen zu geben und Dinge anzustoßen. Trimpe-Müller stellte klar, sie wolle mit allen Beteiligten aus dem sehr guten Anfang etwas draus machen. Die Partnerschaft mit Leben zu füllen sieht sie als nächsten Schritt an.

Bei fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Rat der Städtepartnerschaft mehrheitlich zu. Wie Rolinger und Vogt gab auch Elisabeth Hein (FDP) eine persönliche Erklärung zu ihrem Votum ab. Grundsätzlich halte sie die Partnerschaft für eine gute Sache, möchte die möglichen Partner jedoch zunächst kennenlernen. Steffen Fromm stimmte der Partnerschaft zu, erklärte sich aber auch persönlich: „Hier sollte etwas Gutes angestoßen werden. Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mich ganz fürchterlich schäme.“

Von unserem Redakteur

Philipp Lauer

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