Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach
„Alle zehn Jahre fällt ein Meteorit in Deutschland vom Himmel“, sagt Stephan Decker bei der Begrüßung in seinem neu gestalteten Museum, das er mit seiner Familie seit 2011 betreibt. Voll klimatisierte Räume sowie eine aktualisierte Internetseite sind weitere Neuerungen, mit denen Decker bei seinem Publikum, das überwiegend aus Süddeutschland an den Mittelrhein reist, lockt. Daneben hat er seine Sammlung erweitert und bietet jetzt den Blick auf zwei besondere Meteoriten an.
Seine Kontakte zu Meteoritenfachleuten nutzte er, um mit einem Gifhorner Gutachter ins Geschäft zu kommen. Decker träumte schon immer davon, in seiner Sammlung den Simmerner Meteoriten zeigen zu können. Ein Tauschgeschäft hat es ihm jetzt ermöglicht. Wenige Gramm des Almahata Sitta-Meteoriten hat er gegen ein paar Gramm des Braunschweiger und Simmerner Meteoriten getauscht.
„Ein käuflicher Erwerb ist undenkbar“, sagt Decker. Im Naturkundemuseum in Berlin wird der größte Teil des Simmerner Meteoriten verwahrt. Stephan Decker ist heimatverbunden und hat sich seit Jahren darum bemüht, den Simmerner Meteoriten in seiner Sammlung zeigen zu können.
Feuerkugel erschien am Himmel
Zur Geschichte des Simmerner Meteoriten: Am 1. Juli 1920 fiel nach dem Erscheinen einer Feuerkugel eine große Anzahl von Steinen vom Himmel. Begleiterscheinungen war ein donnerähnliches Grollen in der Luft, das 15 bis 20 Sekunden anhielt. Drei bis vier kurz hintereinander folgende Detonationen, die von einem dumpfen, unregelmäßigen Grollen begleitet waren. Am schwach bewölkten Himmel war ein zarter, dünner Wolkenstreifen zu sehen, der bald verschwand.
Es wurden an diesem und den folgenden Tagen drei Steine von mittlerer Größe gefunden: 610 Gramm bei Götzeroth, 142 Gramm bei Hochscheid und 470 Gramm zwischen Hochscheid und Hinzerath, beschreibt Karl Busz in seiner Veröffentlichung „Der Meteorit von Simmern“ in Heft 3/4 von 1921 die Geschichte.
Auf frisch gemähtem Heu, im Kartoffelacker liegend und auf der Landstraße zwischen Hochscheid und Hinzerath sind die Meteorsteine entdeckt worden. Die Hauptmasse, die zwischen zwölf und 20 Kilo schwer sein müsste, wurde bis heute nicht gefunden. Busz schreibt in seiner Veröffentlichung, dass es Herrn Landmesser König aus Simmern zu verdanken sei und insbesondere seiner verständnisvollen Bereitwilligkeit und seiner Großzügigkeit, vom Gestein abzugeben, dass der Simmerner Meteoritenfall für die Wissenschaft gerettet worden sei.
Braunschweiger Meteorit hinterließ Krater in einer Hofeinfahrt
Vor gut zwei Jahren, am 23. April 2013, ist um 2.05 Uhr in Braunschweig im Stadtgebiet ein Meteorit niedergegangen, der fünf Monate später offiziell anerkannt wurde. Dieser Meteorit ist der 46. Meteorit, der in Deutschland gefunden wurde. Über 100 Fragmente, darunter die Hauptmasse des etwa 1,3 Kilogramm schweren Meteoriten, befinden sich im Naturhistorischen Museum Berlin.
Direkt auf die Hofeinfahrt eines Wohnhauses ist der etwa 1,3 Kilo schwere Gesteinsbrocken auf das Betonpflaster aufgeschlagen. Mit über 250 Stundenkilometer riss er einen sieben Zentimeter breiten und drei Zentimeter tiefen Krater ins Pflaster hinein. Er wurde beim Aufprall in mehrere hundert Einzelteile zertrümmert, die meisten davon sind nur wenige Millimeter groß.
Wenige Gramm des Braunschweiger Meteoriten, der vorerst letzte Meteorit, der in Deutschland gefunden wurde, sind ab sofort ebenfalls im Meteoritenmuseum in Oberwesel zu bestaunen. Sicherlich wird Stephan Decker mit seiner Familie weitere spannende Einblicke in die Geschichte des Sonnensystems eröffnen.
Damit der Museumsbesucher sich gleich wohlfühlt, haben die Deckers den gehörlosen Künstler Harry Wittlinger wieder beauftragt, Meteoritenfälle zu zeichnen. 200 Quadratmeter hat Wittlinger bemalt und seine Handschrift in der künstlerischen Gestaltung der Feuerbälle hinterlassen.
Mehr im Internet unter www.meteorite-museum.de