Schon jetzt nutzen Touristen gern das Angebot, um einen Ausflug auf dem Mittelrhein zu machen. „Die Menschen sind froh, mal wieder etwas unternehmen zu können“, erzählt Jürgen Ehses, der seit 29 Jahren eine Agentur für die Köln-Düsseldorfer Schifffahrt in Boppard leitet.
Auf seinem Schiff, das eine zweieinhalbstündige Rundfahrt zur Loreley anbietet, dürfen aber zurzeit wegen der Coronabeschränkungen nur 180 Personen mitfahren. Mit 600 Personen wäre das Schiff voll besetzt. Es gelten die üblichen Auflagen, wie Hygiene- und Abstandsregeln. Überall befinden sich Desinfektionsmittel, die Gäste müssen sich beim Einstieg die Hände so säubern. Toiletten und Handläufe werden vom Personal regelmäßig gereinigt. Die Tische stehen weit auseinander, sodass man gut Abstand halten kann.
Beim Einstieg werden alle Daten erfasst, und man muss an Bord einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Am Tisch darf man die Maske abnehmen. „Allerdings haben wir erhebliche Verluste“, berichtet Ehses weiter. „Denn die üblichen Busgruppen mit vielen Passagieren fehlen bis jetzt. Wir haben eher Einzelgäste derzeit.“
Von großen Umsatzverlusten kann auch Sonja Bruchof berichten, die bei der Loreley-Linie Weinand in Kamp-Bornhofen im Kundenservice tätig ist. „Dieses Jahr können wir eigentlich abhaken“, sagt sie. „Zwar fragen viele Gäste nach und nutzen gern unser Angebot, aber uns fehlen vor allem die Gäste aus dem Ausland.“ So waren in den vorigen Jahren insbesondere Amerikaner und Asiaten am Mittelrhein unterwegs, die wegen Corona jetzt nicht reisen dürfen. Auf den großen Schiffen können bis zu 600 Personen mitfahren. Zurzeit sind es aber nur 50 bis 60 Personen, die eine Schifffahrt machen. Beliebt sind vor allem die Panoramafahrten zur Loreley und die Burgenrundfahrt nach Rüdesheim.
Zwischen 20 bis 30 Mitarbeiter sind bei der Schifffahrtslinie, die von Reiner und Ursula Weinand betrieben wird, angestellt. Die befinden sich im Moment alle in Kurzarbeit. Daneben werden normalerweise auch viele Saisonkräfte auf den drei Schiffen beschäftigt. Diese Stellen fallen in diesem Jahr wohl weg. Der Fahrplan ist derzeit noch etwas reduziert. Die Schiffe fahren nur dienstags, freitags und am Wochenende. Ab dem 1. Juli will man wieder mehr Abfahrtzeiten anbieten. Auch bei der Köln-Düsseldorfer-Linie ist der Fahrplan bis Juli noch eingeschränkt. Die aktuellen Zeiten kann man am besten auf der Homepage erfahren.
Bei der Rheinschifffahrt Boppard/St.Goar sind alle Linienschiffe wieder voll im Einsatz, die Abfahrtszeiten bleiben so wie in der vorigen Saison. Angeboten werden Fahrten ab Boppard oder St. Goar mit einer Besichtigung der Burg Rheinfels. Einige Schiffe bieten normalerweise auch Tanz an, doch derzeit legt der DJ nur Loungemusik auf, weil das Tanzen verboten ist. An Bord existiert ein gastronomisches Angebot in Form eines Buffets. Selbstbedienung ist da aber nicht erlaubt. Da auch die Veranstaltungen wie „Rhein in Flammen“ abgesagt sind, fehlen auch hier in diesem Jahr viele Einnahmen. Viele Gruppen haben zudem ihre Fahrten storniert. Es handelt sich dabei vor allem um ältere Personen, die sich wohl dem Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht unbedingt aussetzen wollen.
Mit besonderen Angeboten versucht die Agentur von Jürgen Ehses, das Fahren mit dem Schiff interessant zu machen. So kann man beispielsweise ein Frühstück mit Sekt und Lachs und vielen anderen Leckereien buchen. „Das wird auch gern von den Einheimischen angenommen“, berichtet Ehses und hofft, dass noch mehr dieses Angebot nutzen und er die Möglichkeit hat, seinen Umsatz damit etwas zu steigern. Bei schönem Wetter kann so ein Tagesausflug auf dem Rhein auch etwas Entschädigung für den ausgefallenen Urlaub in diesem Jahr sein. Da die Branche extrem wetterabhängig ist, kann man hier wohl nur auf einen schönen Sommer hoffen.
Dagmar Stadtfeld