Der Hunsrück mit seinen dunklen Wäldern, den grünen Wiesen und den Feldern. Hier spielte immer schon die Landwirtschaft eine wichtige Rolle für die Menschen, daneben aber auch der eigene kleine Garten. Statt nun aber auf die Historie eines Ortes einzugehen, soll zunächst die Herstellung des Sauerkrautes in den Blick genommen werden, bevor es dann doch um den Hunsrückort Rohrbach geht. Denn Doris Schauß aus Rohrbach kennt sich damit gut aus.
Sie beschreibt die Anbauweise dieses Gemüses und formuliert, dass „auf dem Hunsrück der Kappes auf den Feldern zusammen mit den Runkelrüben angepflanzt wurde. Die entsprechenden Kohl- und Rübenpflanzen wurden bereits vorher in den Gärten der Dörfer vorgezogen und gemäß der Witterung nach den „Eisheiligen“ von Ende Mai bis Anfang Juni (in den Tagen vom 11. bis 15. Mai, auch gestrenge Herren oder Eismänner genannt, wobei mehrere Gedenktage von Heiligen gemeint sind, an denen nach uralten Bauernregeln und lebenslanger Erfahrung noch Frostnächte möglich sind. – Red.) in die Äcker gepflanzt wurden.
Die Arbeiten wurden früher von Hand, später mit dem Traktor und der Pflanzmaschine gemacht. Der Kappes wurde immer in die Mitte gesetzt. Trotzdem verschwanden in armen Zeiten in jedem Herbst einige Köpfe. Als der Kunstdünger noch sehr teuer war, wurde der Kappes mit Hühnermist gedüngt. Außer Sauerkraut und sauren Bohnen wurde auch Kohlrabi eingesäuert. Kohlrabi wurden wie Runkelrüben im Acker gezogen. Sie dienten als Viehfutter. Bei der Ernte wurden die schönsten Pflanzen Seite gelegt. Sie wurden dann geschält und mit einer „Schrubb“ in schmale Streifen geschnitten. Die weitere Verarbeitung war wie bei Sauerkraut“.
Auch heute noch ist das Sauerkraut sehr beliebt wie bereits in den vergangenen Generationen, die auch den Deutschen durch die US-Soldaten die wenig respektierliche Bezeichnung „The Krauts“ eingebracht hatte. Ob schon Schinderhannes auf seinen Raubzügen sich auch an dem Gemüse in Rohrbach bediente? Ausgeschlossen wäre es nicht, denn seine Spießgesellen dürften in den damaligen armen Zeiten auch immer Hunger gehabt haben. Als kleines Intermezzo: Viele Bürger aus Rohrbach und anderen Hunsrückorten beteiligten sich aktiv als Statisten an dem mittlerweile weltberühmten Film „Heimat“ von Edgar Reitz. Sie hatten aber schon 1958 bei dem berühmten Schinderhannes-Film mitgewirkt.
Rohrbach im Hunsrück. Die Geschichte des Ortes nahm vermutlich im 11. Jahrhundert ihren Anfang. In den Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim findet sich die erste urkundliche Erwähnung am 27. September 1304. Es gab an diesem Tag eine Zusammenkunft der hohen Herren in Dill, die dort folgende Niederschrift fertigten: „Walram Graf von Zweibrücken und Ruprecht Graf von Virneburg (das liegt in der Eifel – die Redaktion) entscheiden als gewählte Schiedsrichter zwischen Johann Rat der Ritter Heinrich Herrn von Sponheim Johann von Braunshorn in folgendem Streitpunkt wegen des Bannweins (Wein nach der Traubenlese, der an den Lehensherrn abzutreten war) zu Rohrbach, Wannenweiler und Dickenschied sollen der Truchseß Gottfried von Enkirch und Konrad von Maitzborn seine Anhörung der Untertanen und Amtsleute abhalten. Es siegeln: Simon und Johann Grafen von Sponheim, Ulrich Herr von Hanau Ludwig Graf von Rieneck.“
Nach den Worten der Ortsbürgermeisterin Jutta Heck-Bähren zeigt die Gemeindehomepage auf, dass es zwei weitere urkundliche Erwähnungen von 1317 gibt, als Graf Emich von Sponheim, Archidiakon der Lütticher Diözese und Titularpfarrer zu Kirchberg in zehn Dörfern zum Unterhalt der Kapläne Pfründe stiftete und 1340 Johann von Dhaun dem Ritter von Sötern ein wildgräfliches Mannlehen, das sogenannte Torsengut (kreis- bis ellipsenförmige Fläche) von Rohrbach übertrug.
Rohrbach dürfte bis zum Aussterben der Grafenfamilie zu der Grafschaft Sponheim gehört haben, danach kam das Dorf an die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden, die viel Besitz im Hunsrück hatten. Um 1600 schlug man den Ort mit sechs „Hintersassen“ (von einem Grundherrn abhängige Bauern oder Häusler) der Vorderen Grafschaft Sponheim und dem Amt Dill zu. Rohrbach kam zum badischen Oberamt Kirchberg. Bis 1707 hatte das Dorf mit den Pfalz- und den Markgrafen zwei Herren, bis schließlich die Badener Herrschaft Besitzer des Oberamtes Kirchberg und somit auch von Rohrbach wurden.
Die Rohrbacher gehörten in der französischen Zeit zur Mairie (Bürgermeisterei) Gemünden und nach der Niederlage Napoleons zur preußischen Rheinprovinz. Nach dem Ende der preußischen Monarchie und des Nationalsozialismus nahm die Geschichte ihren bekannten Lauf. Ihren größten Bevölkerungszuwachs erlebten die Rohrbacher an der Wende zum 19. Jahrhundert. 1781 lebten dort 59 Rohrbacher in zwölf Familien, 1798 waren es schon 20 Familien mit 99 Bewohnern und 1840 stieg die Anzahl der Einwohner sogar auf 207 Menschen. Das vor allem in der jüngeren Vergangenheit landwirtschaftlich geprägt Hunsrückdorf wurde mit dem Amt Gemünden in die Verbandsgemeinde Kirchberg integriert.
Kirchlich lässt sich berichten, dass laut Lagerbuch der evangelischen Pfarrei Dickenschied aus dem späten 19. Jahrhundert die evangelische Kirche 1791 von 18 evangelischen und zwei katholischen Bürgern für immerhin 1000 Franken erbaut wurde. Die Katholiken hatten das Recht zur Taufe und zu Beerdigungen in dem Gotteshaus.