Um eine ansprechende Lösung für das Durcheinander auf der Rheinallee – ab den Ome-Anlagen bis hin zu den Georg-Francke-Anlagen – zu finden, wurde beschlossen, einen Realisierungswettbewerb auf den Weg zu bringen. Dieser ist nun nach Angaben von Niko Neuser (SPD) zu „einem guten Ende und nahezu einstimmigen Ergebnis gekommen“. Das geht aus einer Mitteilung des Ortsvorstehers hervor. Eigentlich hätte der Startschuss für den Wettbewerb am 8. Juni 2021 fallen sollen. Doch vonseiten einiger Fraktionen gab es noch Beratungsbedarf – unter anderem in Bezug auf eine Bürgerbeteiligung. Man hatte damals das Gefühl, dass die Bevölkerung nicht ausreichend informiert beziehungsweise eingebunden wurde.
17 Planungen sind eingegangen
Nachdem dies im Juli 2021 Thema im Stadtrat war, stand der Auslobung des Wettbewerbs, der mit mehr als 160.000 Euro vom Finanzministerium gefördert worden ist, nichts mehr im Weg. Insgesamt 17 Planungen sind laut Neuser beim Architekturbüro Hille und Tesch aus Ingelheim eingegangen. „Viele Ideen kamen aus Berlin, München, Wien oder Stuttgart“, erzählt Neuser im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber auch Einsendungen aus Spanien oder Portugal hätten das Architekturbüro erreicht.
Die ganzen Entwürfe seien dann mit einer dreizehnköpfigen Jury aus Fach- und Sachpreisrichtern beraten und diskutiert worden – darunter Stadtplaner, Historiker, Hydrologen, Verkehrsplaner, Touristiker, Gastronomen, Architekten, dem Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, der Vizepräsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, dem Finanzministerium, der Wasserschutzbehörden, dem Wasser- und Schifffahrtsamt, der Buga 2029 GmbH sowie Vertreter der Stadt Boppard, wie Neuser hervorhebt.
Charme der 1950er-Jahre
„Zwei Tage lang wurde diskutiert, bis man sich letztendlich auf drei Preisträger verständigt hat“, so der Ortsvorsteher. „Mit den eingereichten Planungen kann die Rheinallee nun den heutigen Anforderungen hinsichtlich Verkehr, Aufenthaltsqualität, Natur- sowie Denkmalschutz und Nachhaltigkeit gerecht und dementsprechend neu gestaltet werden – vor allem in Hinblick auf die für 2029 geplante Bundesgartenschau im Mittelrheintal.“ Dann erinnert sich Neuser an eine Äußerung des kürzlich verstorbenen Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle: „Er attestierte der Rheinallee einen Charme der 1950er-Jahre. Das wird sich ändern.“
Alle drei Preisträger hätten „innovative und umsetzbare Entwürfe vorgelegt, die auf Herz und Nieren geprüft wurden“. Auch die Umgestaltung des Karmeliterplatzes sowie der Bau einer stabilen Veranstaltungsbühne anstelle des alten Musikpavillons sollen von den Planern umgesetzt worden sein. Mit diesem Gesamtpaket erhofft sich Neuser eine Attraktivitätssteigerung für die Stadt am Rhein.
Doch was genau sieht der Siegerentwurf eigentlich vor? „Er zeigt eine Absenkung der Ufermauer, von Höhe des KD-Verkaufspavillons bis zur Höhe der Rampe des Fähranlegers“, erläutert Neuser. „Zudem sind Sitzgelegenheiten am Wasser sowie großzügig angelegte gastronomische Flächen auf den zum Teil durch viel Grün beschatteten Flächen geplant. Der Zugang zum Wasser und die Oberflächenbeläge sollen barrierefrei sein.“ Die derzeitigen Parkplätze sollen gänzlich zugunsten von Aufenthaltsflächen beziehungsweise gastronomisch nutzbarer Flächen entfallen. „Der Parkraumsuchverkehr entfällt, der Anwohner- und Anlieferverkehr kann beibehalten werden. Die Parkmöglichkeiten sollen – unter anderem durch ein Parkdeck unterhalb der Polizei – aus dem Kern- in das Randgebiet verlagert werden.“
Behutsame Entwicklung wichtig
Neuser ist sich darüber bewusst, dass die baulichen Maßnahmen für die Bürger eine Belastung darstellen. Deshalb habe er für den Ortsbezirk Boppard deutlich gemacht, dass „uns eine innovative, jedoch behutsame Weiterentwicklung, die Rücksicht auf Anwohner, die Gastronomie aber auch auf Bedürfnisse des Tourismus und der Bundesgartenschau 2029, wichtig ist“. Das sei dem Siegerentwurf laut Preisrichter vorbildlich gelungen. Auf die Frage, wie es nun weitergeht, teilt Neuser mit, dass sich der Stadtrat mit den Siegerentwürfen beschäftigen und letztlich festlegen wird, in welcher konkreten Ausgestaltung der Siegerplan realisiert werden kann. Dafür seien Gesamtkosten in Höhe von 7 Millionen Euro vorgesehen. Das sei aber nicht alles. Die Entwürfe sollen der Öffentlichkeit durch die Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt werden.
Das bestätigt Bürgermeister Jörg Haseneier (CDU) auf Nachfrage unserer Zeitung und nennt ein konkretes Datum: „Wir werden alle Arbeiten vom 6. bis zum 13. März in der Stadthalle ausstellen – und zwar von 11 bis 18 Uhr.“ Die detaillierten und sehr zeitintensiven Planungen aller Teilnehmer hätten ihn sehr überrascht. Denn schließlich hätten die Büros nicht allzu viel Zeit für die Umsetzung gehabt. „Man hat uns in kürzester Zeit tolle Arbeiten präsentiert“, so Haseneier. Arbeiten, in die besonders die Anregungen der Bopparder Bürger mit eingeflossen sind. Diese seien nämlich alle zur Auslobung hinzugefügt worden. Haseneier freut sich, dass das „Filetstück“ von Boppard, wie er die Rheinanlagen nennt, eine Neugestaltung erfährt und nun noch schöner wird.
Nächste Ratssitzung am 28. März
Wann genau der Stadtrat über die Siegerentwürfe entscheidet, konnte er allerdings noch nicht genau sagen. „Die nächste Sitzung ist am 28. März. Da wir uns aber in einem laufenden Verfahren befinden, müssen wir uns an Vorgaben halten.“ Er kann sich vorstellen, an dem Tag zumindest eine Kommission einzurichten. Diese könne dann in die Verhandlung mit den ersten drei Planern gehen. „Was wir an dem Tag besprechen und erreichen, wird sich dann zeigen.“