Weihnachten bei der Rhein-Mosel-Werkstatt
Rhein-Moselwerkstatt Kastellaun feiert besondere Weihnacht: Was ist mit dem Frieden, den Jesus bringen soll?
Wiebke Lieser (von links), Milan Kaspari und Lea Vogel spielten bei einem Durchgang des Krippenspiels des Berufsbildungsbereichs der Rhein-Mosel-Werkstatt Maria, Josef und einen Hirten.
Werner Dupuis

Gestützt von ihrem Mann Josef macht sich Maria auf den Weg zum Stall. Schafe stehen darin, der Boden ist mit Stroh bedeckt. Auch eine kleine Krippe findet sich hier. „Es ist nur ein Stall“, sagt Josef traurig, doch Maria entgegnet sofort: „Aber wir haben ein Dach über dem Kopf. Jetzt kann unser Baby kommen!“

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Wiebke Lieser (von links), Milan Kaspari und Lea Vogel spielten bei einem Durchgang des Krippenspiels des Berufsbildungsbereichs der Rhein-Mosel-Werkstatt Maria, Josef und einen Hirten.
Werner Dupuis

Kaum ist das Kind geboren, kommen ein Engel und die Hirten zum Stall. „Jesus wird für Euch da sein“, verspricht Josef. „Er wird allen Menschen zeigen, wie Frieden geht“, sagt Maria.

Dass die beiden immerhin ein Dach über dem Kopf haben, tröstet die jungen Menschen des Bereichs Berufliche Bildung (BBB) der Rhein-Mosel-Werkstatt (RMW) in Kastellaun. „Doch was ist mit dem Frieden, den Jesus eigentlich bringen soll?“, fragten sie, als sie das Krippenspiel gemeinsam mit Petra Bernatzki vom Sozialdienst vorbereiteten. Jedes Jahr nutzt sie die Vorweihnachtszeit, um sich mit den „Neuen“ – also jenen, die in diesem Sommer im BBB gestartet sind – mit der Weihnachtsgeschichte auseinanderzusetzen.

Für Leckerein wie Zuckerwatte sorgte Anne Luft.
Werner Dupuis

Aus den Ideen und Gedanken der Mitarbeiter schreibt Bernatzki dann ein Krippenspiel – allerdings eines, das meist nur noch wenig mit der eigentlichen Weihnachtsgeschichte zu tun hat. Denn immer hat es auch einen Bezug zur Gegenwart. Nebenbei betätigen sich alle auch noch praktisch, wenn sie etwa die Kulissen bauen und sich um passende Kostüme kümmern.

„Normalerweise führen wir das Krippenspiel in einem gemeinsamen Gottesdienst aller Mitarbeiter auf, um ihnen die Neuen des BBB vorzustellen“, erklärt Bernatzki. Doch in diesem Jahr, das nach wie vor von Corona geprägt ist, verzichtet die RMW noch auf diesen Gottesdienst. Trotzdem wollten die Verantwortlichen nicht, dass alle nur in ihrer Gruppe hocken am letzten Tag vor der Weihanchts- und Jahreswechselpause. „Also haben wir uns überlegt, einen Weihnachtsmarkt zu organisieren“, sagt sie. Klein, aber fein, und von den Mitarbeitern für die Mitarbeiter sollte er sein. Jede der 15 Gruppen, die in Kastellaun arbeiten, hatte sich dafür ein eigenes Angebot ausgedacht.

Astrid Poh nähte in den vergangenen Wochen Herzen und Sterne für den Weihnachtsbaum.
Werner Dupuis

Im BBB spielen zwei Gruppen je zweimal zu festen Uhrzeiten ihr kleines Weihnachtsspiel, unten im Hauptgebäude der RMW hat eine andere Gruppe einen großen Verkaufsstand aufgebaut. Vier Wochen lang hat Astrid Poh genäht, was das Zeug hält, und bietet dort einen ganzen Schwung bunter Sterne und Herzen für den Christbaum an. Einige Türen weiter hat eine Gruppe einen Flohmarkt eingerichtet. Kerzen, CDs, Sterne oder kleine Puppenhäuschen wechseln dort die Besitzer. Anne Luft dreht nebenan geschickt Zuckerwatte, die sich mancher gern schmecken lässt.

Überhaupt ist an kulinarischen Köstlichkeiten so einiges im Angebot an diesem Freitag. Waffeln, Schokobananen, gebrannte Mandeln oder Würstchen und Punsch sorgen für zufriedene Gesichter unter den RMWlern. Die Einnahmen der Gruppen werden in diesem Jahr an ein Waisenhaus in Kenia gespendet.

Schokobananen gab es bei Gruppenleiter Michael Heiles und Christopher Zimmer in der Schlosserei.
Werner Dupuis

„Ziel dieses besonderen Weihnachtsmarktes ist es auch, dass die Mitarbeiter mal die anderen Bereiche sehen“, sagt Bernatzki. Denn die Werkstatt wachse stetig, die Halle nebenan etwa sei gerade erst dazugekommen. Seit 50 Jahren bereits gibt es die RMW an ihrem Sitz in Koblenz, in Kastellaun ist sie seit 1989 ansässig. Aktuell bietet sie rund 290 Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedene Qualifizierungs- und Arbeitsangebote. „Wir haben jetzt auch die ersten Mitarbeiter, die bei uns in Rente gehen“, berichtet Bernatzki. Allerdings kämen nach wie vor mehr junge Mitarbeiter nach. Doch jetzt sind erst einmal Ferien angesagt. Gut gelaunt verabschieden sich die RMWler am Freitagnachmittag, um nun ganz gemütlich Weihnachten zu feiern.

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