Ein Konzept zu Sanierung und Betrieb liegt bereits seit Monaten vor, erläutert Domoskop-Geschäftsführer Heinz-Werner Weber. Doch vieles hängt an zwei Fragen: Ob das Haus überhaupt zu kaufen ist und ob die kommunale Unterstützung, die dem DJH seitens des Kreises und der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen (je 500.000 Euro) sowie der Ortsgemeinde Sargenroth (30.000 Euro) zugesagt worden ist, auch für einen anderen Betreiber gilt.
Am Mittwoch ging ein positives Raunen durch die Beherbergungsbetriebe im Land. Mit dem 2. Juni war der Stichtag für viele Häuser gekommen, um wieder Gäste zu empfangen. Auch Jugendherbergen öffneten wieder ihre Türen. In den vergangenen Monaten sind zwar Corona-Hilfen in Millionenhöhe an die Betriebe geflossen, aber die fehlenden Gäste konnte diese finanzielle Spritze in den Jugendherbergen nicht auffangen. In Sargenroth fehlen derweil weiter jegliche positiven Signale.
Geht es nach Heinz-Werner Weber aus Kastellaun, muss dies nicht so bleiben. Er hat schon vor gut einem Jahr als Geschäftsführer der Domoskop GmbH versucht, erste Kontakte mit dem Jugendherbergswerk aufzunehmen und Gespräche über einen Verkauf des Hauses anzubahnen. Es kam, wie er sagt, unter anderem zwar zu Treffen mit dem kaufmännischen Leiter des Landesverbandes, aber so richtig konkret wurden die Verhandlungen nicht. Dass das Haus seit März 2020 geschlossen ist und sich seitdem faktisch nichts getan hat, was kurzfristig die Weichen für einen Fortbestand der Einrichtung stellen würde, bedauert Weber. „Als wir im März 2020 gehört haben, dass das Haus dauerhaft geschlossen werden soll, konnten wir das überhaupt nicht verstehen. Das darf einfach nicht sein“, sagt Weber. „Ich denke, dass das Haus nicht unwirtschaftlich war.“
Bei einer Zahl von 21.000 Übernachtungen pro Jahr könne angesichts der Bettenzahl von rund 140 davon ausgegangen werden, dass die Auslastung bei gut über 40 Prozent lag, erläutert Weber. Für viele Gastronomen wäre dies ein guter Wert, erklärt er weiter, für Jugendherbergen und Gästehäuser sei der Wert ebenfalls positiv. Vor diesem Hintergrund hat er Überlegungen begonnen, ob eine Übernahme der Einrichtung sinnvoll sein könnte. „In den vergangenen 40 Jahren ist nichts gemacht worden“, sagt er, „der Investitionsstau ist enorm.“ Außerdem, so erklärt er weiter, sei es in Sargenroth nicht geschafft worden, den Zeitgeist zu erkennen oder die Herberge praktisch in die Moderne zu bringen.
„Nach wie vor haben die Zimmer vier oder sechs Betten und kein Bad“, sagt Weber, „das geht heute kaum noch.“ So gut er das Konzept und die naturnahe Ausrichtung des Hauses findet, desto drängender wäre es aus seiner Sicht, die Herberge neu auszurichten und auszustatten. „Das Waldjugendherbergskonzept ist gut, das hat auch gut funktioniert.“
Nachdem er im vergangenen Frühjahr darüber nachzudenken begann, das Haus zu übernehmen, hat Weber die Einrichtung in Augenschein genommen und auch von einem Architekten begutachten lassen. Daraus entstanden ist einerseits der Versuch, konkrete Übernahmegespräche mit dem DJH anzugehen und andererseits ein Konzept für ein inklusives Gästehaus zu entwickeln. Dies mündete in einen konkreten Konzept- und Investitionsplan. Weber denkt an ein ökologisches Erlebniskonzept inklusive eigenen Nutztieren und einem Biogarten, der in Teilen auch für die hauseigene Küche genutzt wird. Andrea Michel, Verwaltungschefin von Domoskop, und Weber können sich gut vorstellen, diese Bereiche gemeinsam mit lokalen Partnern anzugehen. Insgesamt geht es ihnen in Sargenroth um ein individuelles und inklusives Konzept.
Die Frage ist allerdings, ob es überhaupt dazu kommen kann. Denn bis auf engere Kontakte zu Hans-Josef Bracht sowie einen Austausch mit der SPD-Fraktion im VG-Rat, Landrat Marlon Bröhr und Sargenroths Ortsbürgermeister Gerd Martin gab es insgesamt einen eher losen Dialog mit der Politik. Weber und Michel schrieben zahlreiche politische Fraktionen auf regionaler Ebene sowie im Land an, wenn überhaupt etwas zurückkam, war es nicht verbindlich. Vor allem hat das DJH auf die seit Oktober 2020 intensivierten Anfragen der Kastellauner nicht konkret reagiert. Zu Webers Ansinnen, belastbare Verkaufsgespräche zu führen, kam es bislang nicht. „Wir brauchen ein Signal, vom Landesjugendherbergswerk und eine Aussage, ob die Förderung für eine Sanierung durch die Verbandsgemeinde und den Kreis auch für uns als privater Träger gilt“, sagen Weber und Michel.
Käme es zu einem Verkauf, könnte ein runderneuertes Haus etwa eineinhalb Jahre später öffnen, schätzt Weber. Nach einer Vorlaufzeit von etwa sechs Monaten würde die reine Sanierung dann etwa ein Jahr dauern. Falls es zur Umstrukturierung zu einem inklusiven Gästehaus kommen würde, wäre die Sargenrother Einrichtung die einzige ihrer Art in der Region.