Gestaltung des Rathaus- und des Kirchenumfelds 50 000 Euro teurer
Drei Unternehmen hatten sich auf die öffentliche Ausschreibung gemeldet. Das Angebot, das letztendlich den Zuschlag erhalten hat, war gegenüber der zuletzt veranschlagten Summe um 50 000 Euro teurer. Die Stadtspitze zeigte sich darüber erleichtert und verwies auf die derzeitige Lage am Markt: „In Anbetracht der vollen Baubücher können wir froh sein, dass wir überhaupt Angebote bekommen haben“, sagte Vogt.
„Es hat länger gedauert, als wir es uns vorgestellt haben“, sagte auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Ursula Krick. „Jetzt ist es endlich soweit“, sagte Krick. Sie sei auf der anderen Seite aber erstaunt darüber, dass im Bauausschuss zuvor zwei SPD-Mitglieder dagegen gestimmt hätten, den Auftrag zu vergeben.
Der neue Rathausplatz soll mit Natursteinpflaster aus Basalt gestaltet werden. Als Blickfang entsteht auf dem Platz ein Brunnen mit Sitzgelegenheiten am Rand. Poller grenzen den Bereich zur B 9 und zur Heerstraße hin ab. An der Einmündung der Heerstraße in die B 9 entstehen mehrere gebührenpflichtige Parkplätze sowie eine Busumfahrt. Auch der Platz vor der katholischen Kirche und der Aufgang zum Kircheneingang werden im Zuge der zum Modellstadtprojekt zählenden Baumaßnahme umgestaltet.
Es wird einen barrierefreien Zugang zur Kirche und hinauf zum Kindergarten geben. „Der neue Platz wird sich optisch von der ehemaligen Panzerrampe bis zur Kirche ziehen. Er bietet einen freien Blick bis zum Rhein und viel Raum zum Flanieren“, hatte der zuständige Planer vor knapp zwei Jahren erläutert, als er das Projekt dem Stadtrat präsentierte.
Aus den Reihen der SPD hagelte es Kritik für das Vorhaben. Die Planung sei „lieblos“ und der Platz werde nur „zugepflastert“, monierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Heckmann am Dienstagabend. „Es gibt viel zu viel Beton“, sagte er. Auch die Lösung, mit Pflanzkübeln den Platz zu begrünen, halte er nicht für gut.
Seine Fraktionskollegen Hans Werner Stein und Peter Ockenfels kritisierten zudem, dass die Stadt den Kirchenvorplatz auf eigene Kosten gestaltet, obwohl sich dieser nicht im Eigentum der Stadt befindet. Es gibt einen Vertrag, der besagt, dass die Stadt St. Goar diesen Platz für die Dauer von 25 Jahren nutzen darf. „250 Quadratmeter Fläche, die die Stadt finanziert für Dritte. Deshalb stimme ich dieser Auftragsvergabe nicht zu“, begründete Stein seine Ablehnung. „Zum Nulltarif für die Kirchengemeinde? Das finde ich nicht in Ordnung“, sagte auch Ockenfels.
„Es hätte mich auch gewundert, wenn die SPD mal nichts dagegen und nichts zu mosern gehabt hätte“, konterte Michael Hubrath für die CDU-Fraktion. Es sei lächerlich, nun über die paar Quadratmeter zu reden, die der Kirchengemeinde gehören, so Hubrath. „Das ist ein Geben und Nehmen“, betonte er.
Bauunternehmen könnte von der Stadt Schadensersatz fordern
Kerstin Arend-Langenbach (CDU) fügte hinzu: Das Vorhaben, ein harmonisches Stadtbild mit einer Sichtachse zum Rhein hin zu schaffen, sei jetzt ausgeschrieben worden, und der Mindestbieter habe das Recht, innerhalb von zwölf Tagen loszulegen. „Es wäre vorher an der Zeit gewesen, zu sagen: Das gefällt uns nicht, wir müssen darüber reden.“ Die Ausschreibung abzulehnen, würde nun einen Schaden für die Stadt mit sich ziehen.
Denn das Bauunternehmen aus Ingelheim könnte dann Schadensersatz von St. Goar fordern. Arend-Langenbach plädierte für mehr Einigkeit im Rat: „Können wir nicht endlich das Kriegsbeil begraben und einfach mal ein Zeichen setzen für die Stadt?“, fragte sie.
Stadtbürgermeister Horst Vogt erinnerte daran, dass vor der Auftragsvergabe bereits mehrfach über das Projekt diskutiert und abgestimmt worden sei: „Da haben wir einstimmig dafür votiert, dass wir das so machen wollen“, erinnerte er. „Die Bürger erwarten auch, dass wir zu Ende bringen, was wir einmal angefangen haben“, betonte der Stadtbürgermeister.
Doch den Wunsch nach Einigkeit im St. Goarer Stadtrat wollte die SPD der CDU am Ende dann doch nicht erfüllen. Während die Christdemokraten einmütig für die Auftragsvergabe stimmten, votierten die Sozialdemokraten mit fünf Neinstimmen gegen die Vergabe. Drei SPD-Mitglieder enthielten sich. Damit wurde der Auftrag mehrheitlich vergeben.
Schätzungsweise vier bis sechs Wochen dürfte es noch dauern, bis die Arbeiten starten. Die Bauzeit ist mit zwei Jahren kalkuliert.