Unter dem Motto „Entsteint Euch“ hat Lay, Kreisvorsitzende des Landfrauenverbands, gemeinsam mit Gartenexpertin Heike Boomgarden ihren Vorgarten umgestaltet. Das Projekt, das im Jahresprogramm der Landfrauen ursprünglich inklusive Vortrag geplant war, kommt der Vor-Tour der Hoffnung zugute. Der Vorstand der Landfrauen Rhein-Hunsrück gibt ebenfalls einen Obolus an die Initiative.
Noch erscheint das frisch bepflanzte Beet etwas kahl. Hier und da lugen kleine Stauden hervor, dazwischen klaffen noch größere Lücken. Sind die Stauden etwas gewachsen, sollen sie das Beet das ganze Jahr über in ein Blütenmeer verwandeln – in eines, das besonders auch den heimischen Insekten Nahrung gibt. Im Herbst werden hierfür noch Zwiebeln von Frühblühern wie Schneeglöckchen und Krokusse gesteckt, auf andere leere Zwischenräume wandern noch Wildblumensamen. Damit sich die Insekten, die sich von all der Blütenfülle ernähren werden, auch im Vorgarten ansiedeln, hat Heike Boomgarden gemeinsam mit dem Ehemann Werner Lay noch ein kleines Minibiotop angelegt, ein sogenanntes Sandarium.
Viele kleine Elemente wichtig
„Für die Biodiversität, die Artenvielfalt also, ist es wichtig, dass wir viele kleine Elemente in den Garten integrieren“, erklärt Boomgarden. Zu diesen Elementen gehören etwa Steinhaufen oder -mauern – am besten aus heimischen Feldsteinen –, die unter anderem der Mauerbiene einen Lebensraum bieten. Wichtig ist zudem eine Ecke mit Totholz. Dieses dient zahlreichen Käfern, Wildbienen und Wespen, oder auch Moosen und Flechten als Lebensraum. Auch das Sandarium ist wichtig für allerhand heimische Insekten. „60 Prozent aller Insektenarten sind vom Aussterben bedroht“, weiß die Gartenexpertin. Das liege nur zu einem Teil an fehlendem Nahrungsangebot, das Lay nun in ihrem Vorgarten anbietet. „Wir bieten hier also reichlich Futter, aber dann müssen wir auch Lebensraum bieten“, erklärt Boomgarden. Viele Menschen hätten zwar Insektenhotels im Garten, die aber nutzen nur ganz wenige Arten. Denn gut Dreiviertel aller Wildbienenarten sind Erdnister und auf kleine Biotope wie das Sandarium angewiesen.
„Dieses Biotop ist schnell geschaffen“, erklärt die Expertin. Es wird einfach ein etwa 40 Zentimeter tiefes Loch gegraben, das mit Sand befüllt wird. Die Feldsteine dienen auf einer Seite als kleine Einfassung, und auch das Totholz findet neben und zum Teil auch auf dem Sand ein Plätzchen. Mancher Gartenbesitzer deckt das Sandarium zudem mit stacheligen Ästen ab. So wird es für Katzen unattraktiv und nicht als Katzenklo genutzt. Mindestens 30 solcher kleiner Biotope hat Boomgarden 2021 bereits angelegt, und sie rührt weiter die Werbetrommel dafür. „Hätten wir in jedem Garten solch eine Installation, würden wir den Bienen tolle Biotoptrittsteine bieten“, ist sie sicher. Eine Fläche von einem Quadratmeter sei da völlig ausreichend, und kostengünstig sei sie obendrein.
Bunter Mix an Stauden
Was die Auswahl der Stauden angeht, empfiehlt Boomgarden eine bunte Mischung etwa aus Anemonen, Astern, Bergenien, Dost, Storchschnabel, Phlox, Veilchen und Taubnesseln. „Gerade Lippenblütler wie Buntnesseln zum Beispiel sind wichtig für Schmetterlinge“, erklärt die Gartenbauingenieurin. Polsterbildende Stauden sorgen dafür, dass das Beet in zwei bis drei Jahren komplett bewachsen ist – und dann auch wirklich keine große Arbeit mehr macht, verspricht sie. Arbeit, von der Lay vor einigen Jahren dachte, dass sie ihr mit der Anlage eines Schotterbeets erspart bleiben würde. Doch weit gefehlt, das weiß sie heute. Denn Unkraut aus Schotter herauszubekommen ist mit viel Aufwand und mühseliger Arbeit verbunden. Zudem hitzen sich die Steine in warmen Sommern ziemlich auf, ergänzt Boomgarden. Daher plädiert die Expertin generell zu dicht bewachsenen Beeten und fürs Pflanzen von Bäumen. „Um einen Baum herum wird es niemals wärmer als 36 Grad“, erklärt sie. Ein Baum sei somit eine natürliche Klimaanlage. Außerdem verhinderten Bäume und Pflanzen Humusverlust und Klimawandel. „Pflanzen ist also das einzige, was wir für unsere Enkel Gutes tun können“, ist Boomgarden sicher.
Von unserer Redakteurin Charlotte Krämer-Schick
Die Entwicklung des Beets im Jahresverlauf wollen die Landfrauen auf ihrer Internetseite dokumentieren. Diese Dokumentation und weitere Infos gibt es unter www.landfrauen-rhein-hunsrueck.de