Es war absolute Präzisionsarbeit, die am Mittwochvormittag oberhalb des St. Goarer Schlossberges und des Ulmenhofs geleistet wurde. Ein Hubschrauber unterstützte in dem steilen Gelände notwendig gewordene Baumfällarbeiten. Die abgesägten Stämme und Äste wurden zu ebenen Flächen im Hang geflogen, wo sie zukünftig als Totholz zu wertvollem Lebensraum werden sollen.

Es war die erste große Maßnahme für Revierleiter Torsten Moog, der sich seit etwa einem halben Jahr auch um den Stadtwald St. Goar kümmert. Wie seine Kollegen hat auch Moog immer häufiger mit den Folgen von Hitze und Trockenheit in den Wäldern zu kämpfen. Sterben Bäume ab, können und sollen sie weiter als Totholz im Wald bleiben. In einer derartigen Steillage aber wie oberhalb des Schlossbergs und des Ulmenhofs könnte dieses Totholz auch zur Gefahr werden, bliebe es einfach an Ort und Stelle liegen. Zu sehr bebaut mit Wohnhäusern ist der Hang, zu sehr befahren der Schlossberg. Zudem führt der Rhein-Burgen-Weg durch den Hang, der Wanderer anzieht.
Im Rahmen der Verkehrssicherung wurde dort also ein Eingreifen notwendig, die im Absterben befindlichen Bäume wurden gefällt und weiter oben im Hang abgelegt. „Die Bäume werden in der Regel auch nicht komplett gefällt, es bleibt ein sechs bis acht Meter hoher Stumpf stehen“, sagt Moog. So könnten sie entweder wieder ausschlagen oder langsam verrotten. Der Grund: „Durch die verbleibenden Wurzeln bleibt der Hang stabil“, erklärt der Förster.

Nachdem Moog im Namen der Stadt das Kastellauner Unternehmen Neugebauer Baumpflege und Forstdienstleistungen für die Fällarbeiten beauftragt hatte, begutachteten Inhaber Marvin Neugebauer und sein Team die Bäume und das Gelände. In Absprache mit dem Förster wurde festgelegt, wo genau eingegriffen werden muss. Und schnell war klar, dass ein Hubschrauber notwendig sein würde. Unterstützt wurde Neugebauer denn bei dem Einsatz von der Firma Wucher Helicopter, die aus Ludesch in Österreich ins Mittelrheintal geflogen kam. „Es ist nicht einfach, Firmen zu finden, die Erfahrung haben mit solchen Einsätzen“, sagt Neugebauer. „Und mit solchen Lasten“, schiebt er hinterher. Denn zeitweise hängen bis zu 800 kg schwere Äste oder Stämme unter dem Helikopter, die es präzise auf einer bestimmten Stelle mitten im Wald wieder abzusetzen gilt. In der Heimat ist das Unternehmen gefragt, wenn es etwa um den Bau von Seilbahnen, Skiliften oder Schutzhütten im Gebirge geht. Da wunderte das routinierte Vorgehen des Teams im Mittelrheintal nicht. „Wir sind immer häufiger in Deutschland im Einsatz“, berichtet der Pilot. Denn es gebe immer mehr zu entfernende Bäume an schlechten Standorten.

Unter Anweisung der am Boden befindlichen Flughelfer gelang es dem Piloten stets, das Holz punktgenau zu platzieren. Im oberen Bereich des Hangs wurden zur Lagerung ebene Flächen gefunden. „Dort machen wir uns auch die Reste der alten Stadtmauer zunutze“, sagt Moog. Oberhalb kann das Totholz bleiben und verrotten.