Beamte der hessischen Polizei haben am Dienstag und Mittwoch im Wald bei Kisselbach nach Spuren in einem 25 Jahre alten Gewaltverbrechen gesucht. Die aufwendige Suche nach Kleidungsstücken und sterblichen Überresten der 1999 verschwundenen 13-jährigen Melanie Frank aus Wiesbaden blieb aber erfolglos. Auch nach ihrer Uhr und Kette suchte ein Großaufgebot der Polizei mit mehr als 100 Beamten vergeblich, wie das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) in Wiesbaden mitteilte.
Die sogenannte Cold Case Unit des HLKA koordinierte den Einsatz. Behördenchef Andreas Röhrig erklärte: „Neben der akribischen Arbeit tragen auch die sich stetig weiterentwickelnden Möglichkeiten der Kriminaltechnik dazu bei, dass ungeklärte Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle noch nach vielen Jahren oder gar Jahrzehnten aufgeklärt werden können. Wir lassen auch im Fall Melanie Frank nichts unversucht, um neue Ermittlungsansätze zu generieren.“ Das HLKA rief mögliche Zeugen von Melanies Verschwinden auf, sich zu melden.
„Mord verjährt nicht.“
Das betonte eine Sprecherin des Hessischen Landeskriminalamts.
Das Mädchen war am 16. Juni 1999 zuletzt abends in Wiesbaden-Klarenthal gesehen worden. Seine Mutter hatte es zum Zigarettenholen geschickt, seitdem war Melanie verschwunden. Zehn Jahre später konnte mit DNA-Analysen der Tod des Mädchens festgestellt werden. Skelett-Teile, die im Wald bei Kisselbach entdeckt worden waren, brachten Gewissheit, dass die Schülerin Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war. Das HLKA betonte jetzt: „Mord verjährt nicht.“ Die Todesursache sei weiter unbekannt.
Eine HLKA-Sprecherin erklärte: „Cold-Case-Akten werden routinemäßig überprüft.“ Dabei sei festgestellt worden, dass noch eine größere Waldfläche unter die Lupe genommen werden könnte. „Außerdem waren jetzt drei speziell ausgebildete Knochenspürhunde im Einsatz.“ Die hätten bei der früheren Suche noch nicht zur Verfügung gestanden. Das Waldstück nahe der L214 habe sich in den vergangenen 25 Jahren auch stark verändert, etwa durch Rodungen.
Laut dem HLKA hatten Melanies Mutter und Großmutter seinerzeit schon eine halbe Stunde nach ihrem Verlassen der Wohnung eine eigene Suche begonnen. Sie befragten Passanten und eine Kioskmitarbeiterin. Am selben Abend schaltete die Mutter die Polizei ein. Deren Suche blieb ebenfalls ergebnislos. Zeugen berichteten, mit hoher Wahrscheinlichkeit Melanie vor einem Hauseingang gesehen zu haben, wo sie womöglich auf jemanden wartete. Danach verlor sich jede Spur.
Melanie hatte oft in einem Einkaufszentrum ihres Stadtviertels etwas gekauft. „Es ist denkbar, dass sie dort Kontakte knüpfte, von denen weder ihre Familie noch Freundinnen etwas mitbekamen“, teilte das HLKA mit. Nach der Schule soll sie immer wieder erheblich verspätet nach Hause gekommen sein. Die Polizei ging es erst lange von einem Vermisstenfall aus. Als 2009 Melanies Tod erwiesen war, vernahmen die Ermittler insgesamt Hunderte Freunde, Schulkameraden und Nachbarn. Zeugenaussagen zufolge könnte ein dunkler und lauter BMW mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun gehabt haben.