Von unserem Redakteur Markus Lorenz
Geht es rein nach den nackten Zahlen, hätte sich dieser Wert um 850 Straftaten und somit um 26,5 Prozent gegenüber 2014 erhöht. Doch dem ist nicht so: In die Statistik eingerechnet wurden auch 1050 sogenannte ausländerrechtlich bedingte Straftaten. Sie hängen mit dem starken Zuzug von Flüchtlingen im vergangenen Jahr und deren Unterbringung auf dem Flughafen Hahn zusammen.
„Diese Zahlen spiegeln natürlich nicht die Realität wider“, erklärt Erster Kriminalhauptkommissar Gebhard Petry bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2015 im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die entsprechenden Fälle sind in der Regel reine Verstöße gegen das Ausländerrecht, die ein Deutscher gar nicht begehen kann. Wer beispielsweise ohne Visum aus Syrien nach Deutschland einreist, hat dies illegal getan und schon eine Straftat begangen – das ist bei den meisten Asylsuchenden der Fall.“
Diebstähle nehmen zu
Deshalb verweist der stellvertretende Leiter der Simmerner Behörde gern auf die bereinigte Statistik. Danach gab es auf der Hunsrückhöhe im Vorjahr insgesamt 3020 Straftaten, was einer Steigerung von 1,3 Prozent entspricht. 62,2 Prozent aller Fälle wurden aufgeklärt.
Fast jede dritte Straftat ist ein Eigentumsdelikt. 68 Wohnungseinbruchsdiebstähle und damit acht Fälle mehr als 2014 wurden im Bereich der Simmerner Inspektion im abgelaufenen Jahr gezählt. Immerhin verdoppelte sich hier die Aufklärungsquote auf 17,6 Prozent.
„Gerade diese Delikte werden in der Bevölkerung als besonders gravierend aufgenommen“, weiß Petry. „Sie betreffen direkt das Sicherheitsempfinden. Viele Täter kommen tagsüber in die Wohnung und hinterlassen kaum Spuren – für die Polizei gibt es da leider nur sehr wenige Anhaltspunkte.“ Um 10 Prozent zurückgegangen sind Einbrüche bei Unternehmen.
Besonders zu schaffen gemacht haben im abgelaufenen Jahr den Beamten Diebstähle aus Kiosken (plus 12,8 Prozent) sowie Taschendiebstähle (fast 29 Prozent). 49 dieser Taten zählte die Polizeiinspektion Simmern – dreist waren dabei unbekannte Täter, die in Simmern hauptsächlich vor Supermärkten oder in der City älteren Herren beim Geldwechseln ins Portemonnaie griffen.
Stark zugenommen haben auf der Hunsrückhöhe auch Ladendiebstähle. 237 davon wurden den Beamten gemeldet. „Hier ist ein neuer Trend auszumachen“, führt Gebhard Petry aus. „Früher wurden Ladendiebstähle meist von einer jüngeren Klientel begangen, heute sind es jedoch auffällig viele Täter mittleren Alters oder gar Senioren. Das hat sich sehr verändert.“
Insgesamt 619 „sonstige Straftaten“ zählten die Simmerner Beamten, das sind rund 20 Prozent aller Straftaten. Darunter fallen beispielsweise Sachbeschädigungen, Hausfriedensbruch, aber auch Beleidigungen und Widerstand gegen Polizeibeamte. 325 Sachbeschädigungen bedeuten eine Steigerung um mehr als 14 Prozent.
Hier schlägt sich die noch laufende Serie von Schüssen mit einer Luftpistole oder einer Schleuder auf der Hunsrückhöhe nieder (wir berichteten). Ein bislang Unbekannter zielt dabei mit Stahlkugeln hauptsächlich auf Autos oder Fensterscheiben.
Mehr als 100 Sachbeschädigungen gehen mittlerweile auf sein Konto. „Leider haben wir hier noch keine heiße Spur“, bedauert der Erste Kriminalhauptkommissar. „Dieser Täter hinterlässt natürlich keine typischen Spuren. Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“
Jugend ist gewaltbereit
Zugenommen haben 2015 auch „Rohheitsdelikte“ wie Körperverletzungen, Bedrohungen, Nötigungen und Raub. 439 Straftaten gab es in diesem Bereich – 13 Prozent mehr als im Jahr davor. 79 gefährliche Körperverletzungen machten der Polizei zu schaffen. „Hierbei handelt es sich meist um ein jüngeres Klientel“, erläutert Petry.
„Allerdings bleiben die oft unter sich, zum Beispiel bei Partys. Nur 24 Taten fanden in der Öffentlichkeit statt. Aber man merkt schon, dass die Hemmschwelle zur Anwendung von Gewalt sinkt.“
Als positives Gegenbeispiel nennt der erfahrene Beamte ausdrücklich das Techno-Spektakel Nature One auf der Pydna. Stolz sind die Simmerner Polizisten auch auf die hohe Aufklärungsquote bei Körperverletzungen – 92 Prozent der Täter können dingfest gemacht werden. Dazu zählt auch ein Mordversuch, der von der Polizei auf dem Hunsrück aufgeklärt wurde: Es ging um Eifersucht, und der Alkohol floss im Zusammenhang mit der Tat offensichtlich in Strömen.
Bei Vermögens- oder Fälschungsdelikten macht sich die zunehmende Kriminalität im Internet bemerkbar. „Das läuft oft über ausländische Server, da haben wir keine Handhabe“, klärt Petry auf. „Das ist die Kriminalität der Zukunft“, ist er überzeugt.
„Jeder einzelne Fall ist ein Fall zu viel“, erinnert der Erste Kriminalhauptkommissar an die Präventionsarbeit der Beamten. Sie klären gezielt in Supermärkten oder in Wohnvierteln auf. „Die Bürger sollen ruhig den Service des Koblenzer Präsidiums nutzen. Dort gibt es speziell geschulte Kollegen, die über Sicherheitsfragen aufklären oder gern auch zu Vorträgen bei Vereinen oder Seniorengruppen kommen.“