Am Montagabend war die Erweiterung erneut Thema im Bau- und Planungsausschuss, der in der Turnhalle der Grundschule tagte. Der Ausschuss sollte sich unter anderem mit zwei weiteren Änderungen befassen: Die Auftraggeber planen nun nicht mehr mit einem Saisonbetrieb, sondern wollen die Anlage nach dem Ausbau das ganze Jahr über bewirtschaften. Dafür ist nun ein Küchenanbau zwischen Günderodehaus und dem Neubau vorgesehen. Außerdem will man die Poolanlage im Außenbereich als Infinity Pool planen – eine besondere Art eines scheinbar kantenlosen Schwimmbeckens. Die Poolanlage soll jetzt statt 20 insgesamt 40 Quadratmeter umfassen.
Um die Pläne vorzustellen, waren die Auftraggeberin und Betreiberin des Günderodehauses, Elke Bolland, und ihre Tochter Janine Bolland-Georg gemeinsam mit Bauingenieur Heinz Berres und Architektin Ingrid Müller vom Holzbaubetrieb Ochs aus Kirchberg zur Ausschusssitzung gekommen. Familie Bolland betreibt neben dem Günderodehaus noch in Bad Sobernheim das renommierte Wellnesshotel „BollAnts – Spa“ im Park und das neue Papa-Rhein-Hotel in Bingen. Janine Bolland-Georg leitete mehr als 15 Jahre lang bis zum vergangenen Mai das „BollAnts – Spa im Park“. Im Mai hatte sie die Hoteldirektion auf eigenen Wunsch abgegeben, um sich verstärkt der Familie zu widmen.
Eigentlich hatte sie ihrer Mutter bei der Bewirtschaftung des Günderodehauses im Sommer nur ein wenig unter die Arme greifen wollen, erklärte sie im Ausschuss: „Jetzt ist ein bisschen mehr daraus geworden.“ Sie habe sich in das Areal verliebt. Elke Bolland erklärte, sie werde nun in die zweite Reihe treten. Künftig soll ihre Tochter das Projekt nach ihren Vorstellungen umsetzen.
Das Projekt nicht nur als Saisonbetrieb zu planen, war die Idee der Tochter. Im Sommer habe sie viel mit ihrer Mutter über das Vorhaben diskutiert. Auch gute Mitarbeiter zu finden, sei bei einem Ganzjahresbetrieb leichter. Denn diese, gerade wenn sie auf die Schulferien angewiesen seien, würden ihren Urlaub lieber über das ganze Jahr planen und nicht nur im Winter.
Der geplante Küchenanbau soll eine übersaisonale Bewirtschaftung nun möglich machen, wie Janine Bolland-Georg dem Ausschuss erläuterte. Ursprünglich waren eine Spülküche und eine Ausschankküche vorgesehen. Bei einem solchen Küchenanbau zwischen Günderodehaus und Neubau, die ursprünglich voneinander abgegrenzt geplant waren und durch die Küche nun verbunden werden würden, müssten aber auch die Eigentumsverhältnisse berücksichtigt werden, wie die Architektin Ingrid Müller erläuterte. Denn das Günderodehaus gehört der Stadt, die an- grenzende Fläche aber der Familie Bolland.
Das Ganze müsste vertraglich geregelt werden, betonte auch Stadtbürgermeister Marius Stiehl (CDU). „Und das auf eine Zeit, nicht die nächsten zehn Jahre, sondern faktisch eher die nächsten 30 Jahre.“ Deshalb habe er auch dazu geraten, den jetzigen Stand der Vorplanungen nicht zu finalisieren, bevor im Ausschuss und im Stadtrat darüber gesprochen wurde.
Der Ausschuss empfahl schließlich dem Stadtrat einstimmig, die zweite Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans als Satzung zu beschließen. Das Gremium befasste sich auch mit den Eingaben der beteiligten Öffentlichkeit und Behörden. Auch hier empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, den Würdigungsvorschlägen in der Beschlussvorlage zu folgen.
Das Günderodehaus wurde für die Dreharbeiten zum Edgar-Reitz-Film „Heimat 3“ aufgebaut und liegt mitten im Weltkulturerbe. Seit 2005 wird es gastronomisch genutzt. Die Einrichtung des „Heimat 3“-Filmmuseums und des Gastronomiebetriebs im Günderodehaus hatte seinerzeit für große Diskussionen gesorgt.
Angedacht ist nun, ein Ensemble von acht kleinen Häusern mit Satteldächern zu bauen, die sich gestalterisch an dem kleinen Nebengebäude (Ziegenstall) des Günderodehauses orientieren und konzeptionell in die Landschaft einfügen. Die Häuser sind mit Fachwerk versehen, das an den äußeren Fronten mit Fensterglas ausgestattet ist und so einen direkten Blick auf den Rhein bietet.
Wie der Stadtbürgermeister auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte, wurde die Welterbeverträglichkeit bereits vorabgestimmt. „Abschließend muss das im Baugenehmigungsverfahren geklärt werden“, so der Bürgermeister.
Der Oberweseler Stadtrat tagt am morgigen Donnerstag, 5. November, ab 18 Uhr in der Turnhalle der Grundschule (Stadthalle). Auf der Tagesordnung steht im öffentlichen Teil neben der Bebauungsplanänderung für das Günderodehausareal auch eine Information über den Stand des Gesundheitscampus Loreley und der Krankenhaus GmbH.