E-Auto Unternehmerin wagt den Versuch, umweltfreundlich Fahrgäste zu befördern - Mehr Ladestationen erforderlich
Pionierprojekt mit Steckdose: Erstes Elektrotaxi im Kreis rollt in Boppard
Premiere im Rhein-Hunsrück-Kreis: Marita Michels (rechts), zuständig für die Sachbearbeitung Personenbeförderung bei der Kreisverwaltung, händigt die erste Genehmigung für ein Elektrotaxi an Nicole Martiens (Taxi Gras) aus. Foto: Suzanne Breitbach
Suzanne Breitbac

Rhein-Hunsrück. Das erste E-Taxi im Rhein-Hunsrück-Kreis hat seine Sondergenehmigung erhalten und darf ab sofort Fahrgäste befördern. Taxi Gras aus Boppard-Buchholz ist das erste Unternehmen im Kreis, das auf E-Mobilität setzt. Elektrofahrzeuge werden im Kreis immer beliebter. Waren es 2015 nur drei Fahrzeuge, stieg bis zum 31. Dezember 2016 die Zahl auf 15. Ende 2017 waren es 60 Fahrzeuge. Bis heute sind es aktuell 76 reine Elektromobile, darunter auch das Taxi.

Letzteres ist ein Nissan Leaf. 37.000 Euro beträgt der Grundpreis. Dazu kommt die Umrüstung als Taxi, die rund 5000 Euro kostet. Knackpunkt war die neue Eichverordnung für Taxameter. Dem Autohaus Schilling ist es mit dem Bosch-Dienst in Koblenz sowie dem Eichamt Koblenz gelungen, die technischen Erfordernisse umzusetzen. Drei Wochen hat der Umbau gedauert, bevor das Fahrzeug seine Zulassung und Sondergenehmigung erhalten hat.

Im Anschaffungspreis enthalten ist die Batterie. Der Hersteller gibt acht Jahre Garantie. Eine Inspektion ist bei dem Auto alle 30.000 Kilometer oder nach einem Jahr fällig. Statt 500 Euro und mehr kostet sie aber nur um 100 Euro. Und richtig günstig wird's dann an der Tankstelle. Hier werden anstelle der üblichen 50 bis 80 Euro nur 5 Euro für die Aufladung fällig. Die Kehrseite: Statt 500 bis 700 Kilometer Reichweite mit einer Spritfüllung reicht die Ladung des E-Taxi laut Herstellerangaben nur für 220 Kilometer.

Damit das E-Taxi auch gut erkennbar ist, wurde es in der Taxifarbe Beige foliert. „Das Fahrzeug stand beim Händler in Koblenz bereit zum Verkauf, ansonsten wäre eine Wartezeit von rund neun Monaten entstanden“, erzählt Nicole Martiens auf dem Weg nach Simmern, wo sie ihre Sondergenehmigung abholt. Sie wollte Geschichte schreiben und als erste Taxiunternehmerin im Kreis mit einem Elektrotaxi ihre Fahrgäste befördern – überwiegend in der Innenstadt von Boppard. Da relativiert sich die geringere Reichweite. Beweggründe waren für die Taxiunternehmerin die Einsparung von Energie, das Schonen der Umwelt und Vermeiden von Müll. Mit dem E-Taxi möchte sie künftig die Luft in der Innenstadt von Boppard sauberer halten.

„Die Fahrgäste sind alle gespannt auf die erste Fahrt im Elektroauto“, sagt die Taxifahrerin, die vor 18 Jahren ihr Unternehmen gegründet hat. Damit sie genügend Akkuladung hat, rüstet Taxi Gras im Privathaus eine Ladestation nach. In drei Stunden soll der Akku dann wieder vollgeladen sein. „Bis dahin besteht die Möglichkeit, am Hotel Tannenheim an der Hunsrückhöhenstraße an der Schnellladestation Strom zu beziehen“, sagt die Taxifahrerin. Weitere Lademöglichkeiten gibt es im Parkhaus an der Stadtverwaltung in Boppard oder an der Mosel-Tankstelle auf der A 61. „Bislang habe ich das Taxi an der hauseigenen Steckdose geladen, das dauert allerdings zwölf Stunden“, sagt Martiens, die sich noch eine Ladestation am Bahnhof wünscht. Bis zum Herbst sollen am Bahnhof in Bad Salzig, am Schwimmbad in Buchenau und in der Heidestraße in Buchholz zusätzliche Ladestationen entstehen. „Klimaanlage, Heizung, Radio, Spiegel- und Sitzheizung sind Stromfresser. Soweit möglich, werde ich auf diese Annehmlichkeiten zugunsten der Reichweite verzichten. Bei Bergabfahrten wird Energie gespeichert, darüber freue ich mich“, sagt Martiens.

Sollte die Unternehmerin gute Erfahrungen mit dem Elektrotaxi sammeln, könnte Taxi Gras künftig weitere E-Autos in die Flotte aufnehmen.

Von unserer Reporterin
Suzanne Breitbach

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