Fährbetreiber begründen Entscheidung unterschiedlich - Gegenseitige Anerkennung der Fahrscheine entfällt zum 1. Januar
Paukenschlag am Mittelrhein: Fähre St. Goar und Bopparder Rheinfähre verlassen den Fährbund
Die Fähre St. Goar (Foto) und die Rheinfähre Boppard verlassen zum Jahresende die Interessengemeinschaft Fährbund Mittelrhein. Foto: Suzanne Breitbach
Suzanne Breitbach

Mittelrhein. Paukenschlag am Mittelrhein: Zum 1. Januar verlassen die Fähre Loreley St. Goar-St. Goarshausen und die Bopparder Rheinfähre den vor knapp vier Jahren gegründeten Fährbund Mittelrhein, der am 1. Januar 2016 seinen Betrieb aufgenommen hat.

Alle Fähren im Mittelrheintal von Ingelheim bis Boppard organisierten sich bislang unter dem Fährbund Mittelrhein. Gemeinsame Werbung und Informationen rund um den Fährbetrieb lagen den Betreibern am Herzen. Hauptaugenmerk war das Akzeptieren von Jahres-, Zehner- und Wochenkarten auf allen Fähren. Das gilt bislang auch für alle Fahrzeuge außer Lkw, Busse und Spezialfahrzeuge. Schon länger träumten die Fährbetreiber am Mittelrhein von einem Verbund. Nachdem das Kartellamt grünes Licht gab, boten die sechs Fährbetreiber bei den Jahreskarten einheitliche Preise.

Mit dem Ausstieg der Fähren St. Goar und Boppard gilt ab 1. Januar 2020 die gegenseitige Fahrscheinanerkennung nur noch für die Fähren in Kaub, Lorch, Bingen und Ingelheim. „Leider hat sich die Fähre Loreley entschlossen, den Fährbund ab 2020 zu verlassen. Die Gründe hierfür sind mir nicht genauer bekannt. Die Entscheidung wurde von der Fähre Loreley allein getroffen. Wir alle bedauern diesen Schritt sehr“, kommentiert Fährbund-Sprecher Michael Maul den Ausstieg des St. Goarer Kollegen.

Das hat zur Folge, dass gerade im Bereich zwischen Boppard und St. Goar Menschen, die regelmäßig über den Rhein übersetzen, etwa um zur Arbeit zu fahren oder die Schule zu besuchen, und der Service- und Lieferverkehr immer wieder mit ihren Fahrkarten beim selben Betreiber an Bord gehen müssen. Die Zeiten, in denen die Fährkunden in St. Goar und Boppard nur eine Fahrkarte im Portemonnaie haben mussten, dürften vorüber sein. Das bedeutet einen Rückschritt. „Da im Fährbund 2020 größere Veränderungen anstehen wie zum Beispiel die Einführung einer Rabatt-Geldkarte, die auf allen Fähren benutzt werden kann, und durch die fehlende Verbindung über die Fähre Loreley hat sich dann auch Boppard entschlossen, den Fährbund zu verlassen“, sagt Maul. Der Bopparder Fährmann Tony Deleu bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung den Ausstieg zum Jahresende.

Verbleibende Unternehmen sehen Bund positiv

Die verbleibenden Fährunternehmen aus Kaub, Lorch, Bingen und Ingelheim sehen die Zukunft des Bundes positiv und möchten auch mit Blick auf die Bundesgartenschau am Mittelrhein die Zusammenarbeit weiter ausbauen, heißt es von Seiten des Fährbundes Mittelrhein.

Für den Ausstieg aus der Interessengemeinschaft verantwortlich macht Anne Hammerl (Fähre St. Goar) die unterschiedliche Entwicklung der Fährbetriebe. „Es ist eine schleichende Entwicklung. Nach der Abschaffung der Monatskartenakzeptanz in Bingen gab es einen ersten Riss im Fährbund. 50 Prozent unserer Kunden haben eine Monatskarte. Dazu kamen Änderungen der Gesetzgebung im Kassenrecht, die ab dem 1. Januar 2020 greifen. Zehnerkarten funktionieren dann nicht mehr, weil laut Gesetzgeber eine Einzelbelegmitgabepflicht zu erfolgen hat. Wir haben nach der Testphase die FährCash-Karte, eine wiederaufladbare Karte im Wert von 20, 40, 60 oder 80 Euro eingeführt, die eigentlich nur parallel laufen sollte. Unsere Kunden lieben die FährCash-Karte“, sagt die Ehefrau von Fährbetreiber Klaus Hammerl.

Unberührt vom Ausstieg aus dem Fährbund bleiben die Fähren St. Goar und Boppard weiterhin VRM-Partner. Ausgenommen sind weiterhin die VRM-Gästetickets. Und das vor vielen Jahren eingeführte Welterbe-Fahrradticket hat ebenfalls weiterhin Bestand. Für 5 Euro können Einheimische und Touristen auf einer Fähre dieses Welterbe-Fahrradticket kaufen, das das sogenannte Fährhopping, also eine Rückfahrt auf diversen Fähren im Welterbe Oberes Mittelrheintal, ermöglicht.

Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach

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