Projektorchester macht in Südamerika Station - Mehrere Auftritte, herzliche Stimmung
Orchesterreise zum 200-jährigen Bestehen: „Hunsrücker Blasmusik“ ertönt in Südbrasilien
hbm-vor-dem-rathaus-in-igrejinha
Das Gruppenfoto am neuen Rathaus in Igrejinha, der Partnerstadt von Simmern, entstand nach einer sehr interessanten Stadtführung, die das Orchester Hunsrücker Blasmusik während ihres Besuchs in Südbrasilien gemacht hat. Fotos: Sandra Mischker
Sandra Mischker

Die 26 Musiker und ihre Angehörigen machten vor Kurzen in Südamerika Station und freuten sich nicht nur über gelungene Auftritte, sondern auch eine herzliche Stimmung.

Lesezeit 2 Minuten

Das eigens aus Anlass der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der Hunsrücker Einwanderung nach Brasilien gegründete Projektorchester Hunsrücker Blasmusik hat im Oktober die geplante Konzertreise in den südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul absolviert. Die Gruppe umfasste 25 Musiker, den Dirigenten Jongheon Yoon sowie mitreisende Familienangehörige. Trotz der knappen Vorbereitungszeit verfügte das Orchester über ein rund 40 Stücke umfassendes Repertoire. Dieses war mit Polkas, Walzern und sonstiger Unterhaltungsmusik bewusst volkstümlich gehalten und traf offensichtlich voll den Geschmack des brasilianischen Publikums.

Die meisten Auftritte hatte das Orchester im Rahmen von Oktoberfesten, die in Südbrasilien groß und „in deutschem Stil“ gefeiert werden. Das Oktoberfest der rund 180.000 Einwohner zählenden Stadt Santa Cruz do Sul ist nach Angaben der Betreiber das drittgrößte überhaupt (nach München und Blumenau). Dort wurde das Orchester in der Stadtverwaltung empfangen. Neben diversen Rundfunk- und Fernsehinterviews standen insgesamt drei Auftritte des Orchesters auf dem Programm.

Empfang in Schwarz-Rot-Gold

Ein sehr großes Oktoberfest wird ebenfalls in der Simmerner Partnerstadt Igrejinha gefeiert, zu dessen Anlass die ganze Stadt Schwarz-Rot-Gold geschmückt war. Auch dort wurde das Orchester überaus herzlich empfangen und absolvierte zwei weitere Auftritte. Eine Eigentümlichkeit der brasilianischen Oktoberfeste ist allerdings, dass diverse musikalische Darbietungen auf benachbarten Bühnen gleichzeitig stattfinden, die sich teilweise gegenseitig an Lautstärke zu überbieten versuchen. Trotz dieser akustischen Beeinträchtigung gelang es dem Dirigenten Jongheon Yoon und dem Moderator Marco Geißler, das Publikum in Stimmung zu bringen und zum Mitschunkeln und sogar zum Tanzen zu bringen.

hbm-vor-der-parade-in-santa-cruz
Beeindruckt waren die Musiker von der Parade anlässlich des Oktoberfestes in Santa Cruz do Sul mit rund 6000 aktiven Teilnehmern.
Sandra Mischker

Die schönsten und musikalisch ergiebigsten Auftritte waren diejenigen, bei denen das Orchester das Publikum für sich allein hatte. Ein absoluter Höhepunkt war der Besuch der etwa 25 Kilometer von Santa Cruz do Sul entfernten deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde Rio Pardinho, wo das Orchester abends ein Konzert spielte und den Folgetag gemeinsam mit den Bewohnern verbrachte. Die Herzlichkeit und Begeisterung, die das Orchester dort erfahren konnte, lassen sich kaum in Worte fassen.

Einige Besucher waren zu diesem Ereignis mehrere Hundert Kilometer weit angereist. Emotional ebenfalls sehr ergreifend war die Präsentation an der deutschsprachigen Privatschule. Es war überwältigend, wie rund 800 Schüler, alle in rot-weißen Schuluniformen, sich von Jongheon Yoon zum Mitschunkeln animieren ließen und spätestens bei „Rosamunde“ vollständig aus dem Häuschen waren.

Wie zu Hause gefühlt

Für die insgesamt rundum gelungene Konzertreise waren mehrere günstige Umstände ausschlaggebend. Der Wettergott meinte es gut und bescherte abgesehen von einem Regentag herrliches Frühlingswetter. Dank der herzlichen Gastfreundschaft und der oft hervorragenden Deutschkenntnisse der Gastgeber konnten sich die Musiker sofort wie zu Hause fühlen. Entscheidend war auch die insgesamt sehr gute Harmonie innerhalb der immerhin eine Altersspanne von 4 bis 73 Jahren umfassenden Gruppe, die sich im Verlauf der Reise noch festigte.

Ganz wesentlich war indes der reibungslose Ablauf dank guter Organisation durch die brasilianischen Partner Karine und Ingrid Emmel. Entsprechend rührend und dankbar war der Abschied von speziell diesen beiden. Hunsrücker Blasmusik in Südbrasilien 2024 wird allen Teilnehmern unvergesslich bleiben, denn die Reise war, um es mit den Worten einer Musikerin zusammenzufassen, „iewerscheen“.

Top-News aus der Region