30 Corona-Leugner versammeln sich auf Bopparder Marktplatz zum Kuchenessen
Ohne Masken mit Klapptischen: Querdenker lösen Polizeieinsatz in Boppard aus
Blaulicht
Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeiwagens. Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild
Friso Gentsch/dpa/Symbolbild. dpa

Boppard. Rund 30 Menschen aus der Querdenkerszene haben in Boppard am Sonntag einen Polizeieinsatz ausgelöst: Gegen 15.30 Uhr wurde der örtlichen Polizeidienststelle gemeldet, dass sich auf dem Marktplatz mehrere Menschen versammelt hätten, die dort ohne Maske sitzen und demonstrieren würden.

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Wie die Polizei mitteilt, fanden die gerufenen Streifenbesatzungen dort rund 30 Menschen vor, die an mitgebrachten Klapptischen auf Klappstühlen saßen, Kuchen aßen und Kaffee tranken. „Die Veranstaltung wurde musikalisch von einem Keyboardspieler begleitet“, heißt es weiter in einer Pressemeldung der Polizei.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, stammte der Großteil dieser Menschen nicht aus der Region Boppard, sondern aus dem Großraum Koblenz. „Aus Boppard kamen die wenigsten. Sie waren explizit dafür angereist und hatten sich gezielt Boppard ausgesucht“, sagte der Bopparder Polizeidienststellenleiter, Andreas Wich-Glasen, auf Nachfrage unserer Zeitung. Unter den 30 Teilnehmern befanden sich zahlreiche ältere Menschen, die Jüngsten waren im Alter ab 40. Sie seien der Querdenker- beziehungsweise der Corona-Leugner-Szene zuzuordnen und in der Vergangenheit bereits mit anderen Aktionen aufgefallen.

Als die Polizei dazu überging, die Personalien der versammelten Menschen festzustellen, verweigerten einige wenige, Angaben zu machen oder sich auszuweisen. „Daraufhin wurden weitere Streifenbesatzungen zur Örtlichkeit beordert“, heißt es in der Polizeimeldung. Und weiter: „Die Personalien konnten letztlich am Ort festgestellt werden, nachdem ein Teil der Personen bereits in Streifenwagen verbracht waren.“

Insgesamt waren rund zehn Beamte aus Boppard und aus weiteren Polizeidienststellen auf dem Marktplatz im Einsatz. Verhaftet wurde nach Angaben der Polizei niemand. Ein Videoausschnitt der Aktion, der im Internet kursiert, zeigt, wie ein älterer Mann ohne Maske sich vor dem Streifenwagen zu Boden sinken lässt. Polizisten helfen ihm auf, stützen und halten ihn, begleitet von lauten und protestierenden Zwischenrufen aus der Menge. Umstehende filmen das Geschehen mit ihren Handys. Ob und, wenn ja, gegen welche Auflagen der Corona-Bekämpfungsverordnung die Menschen auf dem Marktplatz verstoßen haben, muss nun die Kreisverwaltung prüfen. Laut Polizei gab es auf beiden Seiten kein gewaltsames Vorgehen. Die Aktion sei friedlich abgelaufen, und es wurden keine Strafanzeigen ausgestellt.

Rechtlich sei die Situation nach Einschätzung von Wich-Glasen zumindest einmal „sehr, sehr grenzwertig“ gewesen. Die Teilnehmer hatten ohne Masken im Freien geordnet nach Hausständen an den Klapptischen gesessen, die mit Abstand zueinander aufgestellt waren.

Ob die Menschen mit ihrem Verhalten gegen das Ansammlungsverbot verstoßen haben, lässt sich nur im Nachhinein prüfen. Sich einfach so mit Klapptischen auf der Straße oder einem öffentlichen Platz niederzulassen, sei aber eine Sondernutzung öffentlichen Verkehrsraums, die vorheriger Erlaubnis bedürfe. Gegen mehrere Personen wurden Ordnungswidrigkeitenanzeigen gefertigt. Die Ansammlung sei aus Gründen der Verhältnismäßigkeit nicht aufgelöst worden. bed

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