Viele Familien im Rhein-Hunsrück-Kreis sind sauer. Nachdem es bereits am Montag erhebliche Probleme mit dem Transport von Kindern und Jugendlichen gegeben hat, blieben auch am Dienstag zahlreiche Fahrgäste auf der Strecke. Erneut fuhren mehrere Busse nicht, in der Verbandsgemeinde Kirchberg fielen am Morgen sieben Verbindungen aus, nachdem hier schon am Montagmorgen zum Start des neuen Schuljahres elf Fahrzeuge nicht plangemäß erschienen waren. Im Gespräch mit unserer Redaktion macht Landrat Marlon Bröhr stellvertretend für seine Verwaltung deutlich, wie sehr die Kreisverwaltung die aktuellen Probleme bedauert und mit Hochdruck versucht, die Situation zu lösen. Bereits am Samstag hatte es eine Krisensitzung gegeben, als sich andeutete, wie schwierig sich der Transport zum Schuljahresstart gestalten könnte. Am Montag und Dienstag arbeitete die Verwaltung weiter daran – vor Ort und in vielen Gesprächen, auch mit regionalen Busunternehmern – zu helfen. Kurzfristig wurde auch eine Telefonhotline eingerichtet.
Für Landrat Bröhr und die Verwaltung ist die Situation ernst und nicht nur hinsichtlich der betroffenen Familien überaus bedauerlich. Denn die Verwaltung sitzt gewissermaßen zwischen den Stühlen in einer verfahrenen Situation. Hintergrund ist, dass die Busverbindungen zum 1. August 2019 neu ausgeschrieben werden mussten. Dazu bestand für den Kreis eine gesetzliche Verpflichtung, nachdem die vorherige Konzession zum 31. Juli ausgelaufen war. Die europaweite Ausschreibung der drei Linienbündel wiederum gestaltete im Auftrag des Kreises der Verkehrsverbund Rhein-Mosel, der noch am 20. Juli in einer Mitteilung davon sprach, dass „79 neue Buslinien“ ab dem 1. August im Kreis „den Nahverkehr in Schwung“ bringen. Auch die anschließende Prüfung der Ausschreibung durch den Landesbetrieb Mobilität (LBM) als Konzessionsgeber ließ nicht erahnen, dass das System gleich zu Beginn derart ins Wanken geraten könnte. Der Kreis und die Verwaltung wirken mit Blick auf die Ausschreibung wie ein Außenstehender, der zwar die Rechnungen bezahlen muss, inhaltlich aber schuldlos ist und kaum Eingriffsmöglichkeiten hat.
Kreisverwaltung ist mit Krisenmanagement befasst
Die Kreisverwaltung ist derzeit vor allem mit einem erheblichen Krisenmanagement befasst. Seit Dienstag ist sie dabei noch stärker gefordert. Denn seitdem ist öffentlich bekannt, dass es ein Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der DeinBus Verkehrs-GmbH gibt. Damit befindet sich auch das einst in eine gemeinsame Gesellschaft eingebundene Partnerunternehmen der VBN Nagoldtal GmbH in einem Insolvenzverfahren, das sich unmittelbar auf die Personenbeförderung im Rhein-Hunsrück-Kreis auswirkt. Am Montag war noch über die Gründe spekuliert worden, weshalb die DeinBus GmbH ihre Busse nicht wie vereinbart einsetzt, am Dienstag gab dann die Information zum Insolvenzantrag eine tiefere Begründung.
Der Busausfall betraf am Dienstag erneut vor allem die Verbandsgemeinde Kirchberg. Nachdem hier am Montagmorgen elf Busse nicht plangemäß gefahren waren, fehlten am Dienstagmorgen sieben Verbindungen. Entsprechend verärgert reagierten Eltern. Dazu kamen vielfältige weitere Beschwerden aus dem Kreis, die sich unter anderem auch mit den Sprachproblemen befassten – dem Vernehmen nach kommt es immer wieder zu erheblichen Kommunikationsproblemen zwischen Kindern im Bus und dem jeweiligen Busfahrer. Für den Landrat und das Team der Kreisverwaltung ist es vor diesem Hintergrund wichtig, „schnellstmöglich Lösungen zu finden“. Ansinnen des ÖPNV-Systems war es schließlich, die Situation im Landkreis deutlich zu verbessern. Dafür war der Kreis bereit, viel (Extra-)Geld in die Hand zu nehmen. Die derzeitige Situation widerspricht diesem Gedanken. Entsprechend hoch ist der Druck, mit dem am Thema Busbeförderung gearbeitet wird.
Kurzfristig hat Landrat Bröhr für den kommenden Freitag eine „nichtöffentliche Dringlichkeitssitzung des Kreistages“ einberufen. Diese ist nicht öffentlich, weil es hier vor allem darum geht, eine Entscheidung zu treffen, wie es mit den bestehenden Verträgen und möglichen neuen – auch finanziellen Verpflichtungen – weitergeht. Fest steht, dass es bis dahin jeden Tag gilt, bestmöglich zu improvisieren. „Die Kreisverwaltung erneuert die Bitte an die Eltern, auch in den nächsten Tagen zu kontrollieren, ob die Kinder ordnungsgemäß vom Schulbus abgeholt werden“, empfahl die Behörde am Dienstag. Gegebenenfalls sollten Eltern die Beförderung in Eigenregie übernehmen.
Dem Landrat ist anzumerken, wie hoch die Priorität des Busverkehrs ist. So waren auch am Dienstag verschiedene Mitarbeiter der Verwaltung an den Umstiegsknotenpunkten im Einsatz, damit keine Schüler „stranden“. Allerdings kam es erneut zu größeren Problemen und heftiger Kritik.
Die Kreisverwaltung hat für Fragen seit Dienstagnachmittag eine Hotline eingerichtet, die von Montag bis Freitag von 6 bis 17 Uhr geschaltet ist. Diese ist erreichbar unter Telefon 06761/82345.