Einzigartiges Geläut in Liebfrauen wird zusammen mit dem in St. Martin im Video dokumentiert
Oberweseler Glocken sind die Stars – Liebfrauen und St. Martin demnächst auf YouTube
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Jeder hört sie, aber kaum einer hat sie schon gesehen: Die größte Glocke der Liebfrauenkirche hat ein Gewicht von 1600 Kilogramm und wurde im Jahr 1354 gegossen. Ihr Durchmesser beträgt 1,37 Meter.
Hermann J. Bappert

Die beiden großen Oberweseler Kirchen Liebfrauen und St. Martin sind reich an Schätzen. Doch wer hat jemals in ihre Glockentürme geschaut? Demnächst wird sich der Kreis derer, die sich an einem solch exklusiven Einblick erfreuen, drastisch erweitern, wenn das jeweilige Geläut auf einem YouTube-Kanal für jedermann zu bestaunen sein wird. Doch wie kommt es dazu? Hermann Josef Bappert vom Besucherdienst der Liebfrauenkirche setzt uns ins Bild.

Wie er erklärt, hat sich ein Vertreter der Gilde der Carillonneure und Campanologen (Glockenspiel und Glockenkunde) aus der Schweiz in Oberwesel angemeldet, um das kunsthistorisch einzigartige mittelalterliche Glockengeläut der beiden Stiftskirchen St. Martin und Liebfrauen zu dokumentieren. Demnach wird Tobias Jakob, Mitglied der Gilde, am ersten Samstag im November diese Aufnahmen vornehmen.

„Mich begeisterten Glocken schon immer“, sagt Jakob, „denn ich habe meine Leidenschaft zum Hobby gemacht.“ Auf dem von ihm eingerichteten Kanal werden vorwiegend Geläute aus der Deutschschweizpräsentiert, doch auch Geläute aus Kirchen in Deutschland oder Österreich sind dabei. Fragen und Geläutewünsche werden vom Hobbychronisten gern aufgegriffen und nach ausgiebiger Recherche beantwortet. So findet man im Internet die Videos und Impressionen verschiedener Geläute, die er über die Jahre hinweg gesammelt und aufbereitet hat. Jetzt stehen die beiden Stiftskirchen St. Martin und Liebfrauen auf seiner Reiseroute, und so freut sich Jakob, in die Stadt der Türme und des Weines zu kommen.

Hermann Josef Bappert vom Besucherdienst der Liebfrauenkirche wird die Vorstellung der Glocken übernehmen. Das Geläut der Glocken von St. Martin besteht, wie er erklärt, aus vier Glocken. Die „beiden Mittelalterlichen“ wurden von Tilmann von Hachenburg 1458 und Merten Moller im Jahr 1477 gegossen. Zwei weitere Glockenaus dem Jahr 1957 ersetzen die Glockenpaare von 1869 und 1930, die in den beiden Weltkriegen eingeschmolzen wurden. Anders sieht es in der Liebfrauenkirche aus. In der dortigen Glockenstube kann man Schätze aus den Jahren 1258 bis 1404 bestaunen.

„Nachweislich ist dieses mittelalterliche Glockengeläut einzigartig im europäischen Raum. Denn keine andere Kirche kann ein solches Ensemble vorweisen, das erhalten ist und deren Gussdaten aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen“, erklärt Bappert voller Stolz. Und er macht darauf aufmerksam: In Oberwesel solle sich niemand wundern, wenn am Samstag 4. November, ab 11 Uhr die Glocken der beiden Kirchen außerhalb der regulären Läutezeiten zu hören sind. red

Wer sich später diese Dokumentation im Internet anschauen möchte, kann dies unter http://www.youtube.com/c/glockentv nicht nur sehen, sondern auch hören.

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