Wie er erklärt, hat sich ein Vertreter der Gilde der Carillonneure und Campanologen (Glockenspiel und Glockenkunde) aus der Schweiz in Oberwesel angemeldet, um das kunsthistorisch einzigartige mittelalterliche Glockengeläut der beiden Stiftskirchen St. Martin und Liebfrauen zu dokumentieren. Demnach wird Tobias Jakob, Mitglied der Gilde, am ersten Samstag im November diese Aufnahmen vornehmen.
„Mich begeisterten Glocken schon immer“, sagt Jakob, „denn ich habe meine Leidenschaft zum Hobby gemacht.“ Auf dem von ihm eingerichteten Kanal werden vorwiegend Geläute aus der Deutschschweizpräsentiert, doch auch Geläute aus Kirchen in Deutschland oder Österreich sind dabei. Fragen und Geläutewünsche werden vom Hobbychronisten gern aufgegriffen und nach ausgiebiger Recherche beantwortet. So findet man im Internet die Videos und Impressionen verschiedener Geläute, die er über die Jahre hinweg gesammelt und aufbereitet hat. Jetzt stehen die beiden Stiftskirchen St. Martin und Liebfrauen auf seiner Reiseroute, und so freut sich Jakob, in die Stadt der Türme und des Weines zu kommen.
Hermann Josef Bappert vom Besucherdienst der Liebfrauenkirche wird die Vorstellung der Glocken übernehmen. Das Geläut der Glocken von St. Martin besteht, wie er erklärt, aus vier Glocken. Die „beiden Mittelalterlichen“ wurden von Tilmann von Hachenburg 1458 und Merten Moller im Jahr 1477 gegossen. Zwei weitere Glockenaus dem Jahr 1957 ersetzen die Glockenpaare von 1869 und 1930, die in den beiden Weltkriegen eingeschmolzen wurden. Anders sieht es in der Liebfrauenkirche aus. In der dortigen Glockenstube kann man Schätze aus den Jahren 1258 bis 1404 bestaunen.
„Nachweislich ist dieses mittelalterliche Glockengeläut einzigartig im europäischen Raum. Denn keine andere Kirche kann ein solches Ensemble vorweisen, das erhalten ist und deren Gussdaten aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen“, erklärt Bappert voller Stolz. Und er macht darauf aufmerksam: In Oberwesel solle sich niemand wundern, wenn am Samstag 4. November, ab 11 Uhr die Glocken der beiden Kirchen außerhalb der regulären Läutezeiten zu hören sind. red
Wer sich später diese Dokumentation im Internet anschauen möchte, kann dies unter http://www.youtube.com/c/glockentv nicht nur sehen, sondern auch hören.