Im ersten Wahlgang war Erik Zeuner parteilos angetreten. Er erreichte 19,7 Prozent der Stimmen, Büning kam auf 36,8 Prozent und Zimmer auf 43,5 Prozent (wir berichteten). Weil somit keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, kommt es nun zur Stichwahl.
Oberwesel. Die Entscheidung der Wahl zum Stadtbürgermeister in Oberwesel wird in einer Stichwahl in zwei Wochen fallen. Jan Zimmer hat im ersten Wahlgang 43,5 Prozent der Stimmen erhalten und tritt am Sonntag, 23.Stichwahl in Oberwesel: Zimmer und Büning bleiben im Rennen
Jan Zimmer führte zu seiner Person in einem Kandidatensteckbrief in unserer Zeitung folgendes aus: „Jan Zimmer, 47. Ich habe Politikwissenschaften, Öffentliches Recht, Betriebswirtschaftslehre und Soziologie studiert. Seit 14 Jahren bin ich Geschäftsführer der CDU Rheinland-Pfalz, verheiratet, zwei Kinder. Ich bin aktiv in der KG Goubloch als Protokoller und stellvertretender Vorsitzender des Kolping-Fördervereins für das Krankenhaus und das Seniorenheim in Oberwesel und damit Gesellschaftervertreter des Gesundheitscampus Oberwesel.“
Christian Büning, stellte sich in dem Steckbrief so vor: „Hallo, mein Name ist Christian Büning, und ich kandidiere für das Team Oberwesel als Stadtbürgermeister für Oberwesel, Engehöll, Dellhofen und Langscheid. Nach 20 Jahren in Münster in Westfalen bin ich meinem Herzen gefolgt und lebe seit 2017 mit meinem Partner Marcel D’Avis in Oberwesel. Ich bin seit 20 Jahren selbstständiger Designer und Unternehmer, habe den Pflanzenmarkt Mittelrhein ins Leben gerufen und engagiere mich bei „Oberwesel liest“. Ich wandere gern und bin Rieslingfan.“
Oberwesel. Wenn die Bürger von Oberwesel am 9. Juni zur Wahlurne schreiten, machen sie ihre Kreuzchen nicht nur bei den Kandidaten der Europawahl oder den Parteien, die in den Verbandsgemeinderat Hunsrück-Mittelrhein oder in den Kreistag wollen.Stadt der Türme und des Weines hat die Wahl: Drei Kandidaten wollen in Oberwesel Bürgermeister werden
Zimmer sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, die Tage seit der Wahl habe er als spannend und aufregend erlebt. „Mein Team steht weiter hinter mir und macht Wahlwerbung“, sagt Zimmer. Über das Internet, aber auch in Gesprächen zum Beispiel am Pop-up-Weinstand in den Rheinanlagen oder auf Veranstaltungen versuchen er und seine Mitstreiter, die Wähler zu erreichen. Unter anderem habe man auch einen eigenen Flyer zur Stichwahl verteilt. „Ich bin auch viel in der Stadt unterwegs und versuche, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt Zimmer. In sozialen Netzwerken teilte Zimmer gemeinsame Fotos mit seinen Unterstützern.
Büning ist erfreut über das, was er und Team Oberwesel bisher erreicht haben. Das gute Wahlergebnis für ihn im ersten Wahlgang und den Stimmenzuwachs für die Grünen bei der Stadtratswahl habe man sich hart erkämpft – gegen den Bundestrend. In einem Brief an die Wähler habe Team Oberwesel noch mal seine Motivation geschildert und versprochen, anzupacken, berichtet Büning. In den sozialen Netzwerken habe ihn die Frage erreicht, wie er sich Oberwesel im Jahr 2028 vorstelle, woraufhin er seinen Traum schilderte. „Das hat viele Menschen bewegt“, sagt Büning.
Beide Kandidaten weisen mit Aufklebern auf ihren Plakaten auf die Stichwahl hin. Zimmer und die CDU setzen darauf, die bisherigen Inhalte um die kurze Info „Stichwahl 23. Juni“ zu ergänzen. Team Oberwesel fügte Slogans wie „Bürgermeister Büning wählen“ und einige inhaltliche Spitzen hinzu.
Drei Fragen an Christian Büning:
Die Stichwahl um das Stadtbürgermeisteramt wird von vielen Menschen als eine richtungsweisende Wahl empfunden. In welche Richtung geht es mit Ihnen als Stadtbürgermeister?
Miteinander reden, dann wird es gut. Mir ist wichtig, alle mitzunehmen und einzubinden. Mit guter Kommunikation, mit nachvollziehbaren Entscheidungen und sichtbaren Verbesserungen. Es stehen große Themen für Oberwesel an, da reicht ein gemächliches Treibenlassen nicht mehr aus. Die Buga wirft ihre Schatten voraus, da gibt es viel zu tun. Und die Oberweseler könnten schon in einigen Jahren von eigenem Strom profitieren – wenn man jetzt damit anfängt, gemeinsam in diese Richtung zu gehen.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass bei einigen anstehenden größeren Projekten viel Spannung in der Stadtgesellschaft wahrzunehmen ist? Was kann man anders machen?
Die Menschen wurden leider bisher nicht ausreichend mitgenommen, und die Kommunikation war – höflich gesprochen – ausbaufähig. Berechtigte Einwände werden nicht gehört. Es entsteht der Eindruck, dass nicht mehr das Argument zählt, sondern die Lautstärke oder die Fraktionsstärke. Das macht viele verdrossen und enttäuscht. Ich möchte, dass der Stadtrat wieder der Ort der offenen Diskussion und der nachvollziehbaren Entscheidungen wird. Eine andere Meinung ist kein Angriff, sondern eine andere Perspektive. Mit guter Kommunikation wären viele Spannungen sicher gar nicht erst entstanden oder schnell aufgelöst. Miteinander reden. Dann wird es gut.
Welche Stärken schätzen Sie an Ihrem Mitbewerber um das Stadtbürgermeisteramt, Jan Zimmer?
Ich habe Jan in den vergangenen fünf Jahren im Stadtrat als zuverlässig und beständig erlebt. Er ist schon seit vielen Jahren ein überzeugter Anhänger der Photovoltaik und im Oberweseler Stadtbild schon lange mit dem Fahrrad unterwegs, bevor es populär wurde.
Drei Fragen an Jan Zimmer:
Die Stichwahl um das Stadtbürgermeisteramt wird von vielen Menschen als eine richtungsweisende Wahl empfunden. In welche Richtung geht es mit Ihnen als Stadtbürgermeister?
Mit mir gibt es ehrliche Politik und Antworten auf Herausforderungen, die in der Kompetenz der Stadt liegen. Ich lasse mich nicht durch Stimmungen leiten. Manches kann der Stadtbürgermeister nur mit dem gesamten Stadtrat angehen. Stichpunkte sind die Buga, ein Heim für Vereine, Kitaplätze, Jugendraum und ärztliche Versorgung, die Stadt fit für die Zukunft machen. Mein Steckenpferd ist Digitalisierung: eine Stadt-App zur Kommunikation, digitale Verwaltung, Videosprechstunden, smarte und energiesparende Beleuchtung, Temperatur- und Regensensoren, die über die App abzurufen sind und bei Bedarf warnen. Ich möchte gemeinsam mit allen ein modernes Oberwesel entwickeln.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass bei einigen anstehenden größeren Projekten viel Spannung in der Stadtgesellschaft wahrzunehmen ist? Was kann man anders machen?
Für Oberwesel kann ich nur bei zwei Projekten etwas feststellen, dass ich nicht als Spannung, sondern als unterschiedliche Meinungen bewerte: beim Kirchenumfeld in Dellhofen und beim Jugendheim. Es ist gut, dass sich die Einwohner dafür interessieren und einbringen. Viele getroffene Entscheidungen wurden im Wahlkampf leider teils einseitig und polarisierend dargestellt. Ich wünsche mir, dass Mehrheitsentscheidungen nicht schlechtgeredet oder gar aufgekündigt werden. So funktioniert Demokratie. Einseitige Stimmungsmache führt nicht zum gewünschten Ergebnis und treibt Menschen dazu, Extreme zu wählen.
Welche Stärken schätzen Sie an Ihrem Mitbewerber um das Stadtbürgermeisteramt, Christian Büning?
Er hat trotz der starken Verluste auf allen anderen politischen Ebenen die vier Sitze der Grünen-Fraktion im Oberweseler Stadtrat verteidigt.