Es war voll im Kulturhaus, wo nicht nur der Stadtrat Oberwesel tagte, sondern auch der Ausschuss für Bau, Planung und Stadtentwicklung der Stadt. Und um Letzteres ging es in den ersten beiden Tagesordnungspunkten – vor allem um eine signifikante Veränderung des rheinseitigen Erscheinungsbildes der Stadt der Türme und des Weines.
Eigentlich standen „nur“ der Sachstandsbericht und die Vorstellung der Entwurfsplanung sowie die Vergabe der weiteren Planungsleistungen an die Stadt-Land-plus-GmbH an. Und am Ende gab es dafür auch ein Votum ohne eine einzige Gegenstimme. Aber angesichts des komplexen Themas gab es viel Rede- und Fragebedarf. Stadtbürgermeister Jan Zimmer befand nach zweistündiger Aussprache, dass die Redebeiträge aus Rat und Ausschuss „alles sinnvolle Fragen“ waren. „Wir sind auf einem guten Weg, ein schönes Rheinufer zu gestalten“, blickte Zimmer positiv auf die weitere Umsetzung des Großprojekts.

Stadrat Oberwesel stimmt Vorplanung zu: B 9 wird zu „Stadtstraße“ umgestaltet
Oberwesel. Bevor es in der letzten Sitzung des aktuellen Stadtrats von Oberwesel noch einmal richtig krachte – diskutiert wurde die weitere Verfahrensweise in Sachen Gestaltung Kirchenumfeld Dellhofen (Bericht folgt) –, herrschte große Einigkeit unter den Fraktionen. Angetan von der im katholischen ...
Zur Einführung ins Thema skizzierte Bauingenieurin Maria Fischer vom Planungsbüro die bisherige Entwicklung und nahm Bezug auf den Vorschlag, der in der Stadtratssitzung vom 3. Juni – also noch vor der Kommunalwahl – gemacht worden war. Dieser sieht für den Bereich Nord, also den Stadteingang am Ochsenturm, folgende Unterpunkte vor: Es soll einen einladenden Eingangsbereich in die Stadt geben, unter anderem mit einer Verlegung der Bundesstraße 9, die zwischen Rhein und Stadtmauer verläuft, was sicher eine der einschneidendsten Maßnahmen sein wird, zumindest eine, die die weitreichendste optische Veränderung mit sich bringen wird. Die Anordnung der Parkplätze, Fahrradstellplätze, Aufenthaltsflächen, Rheinterrasse und Begrünung sind nicht minder wichtig, springen aber sicher erst auf den zweiten Blick ins Auge.
Für den mittleren Bereich, also ungefähr dort, wo sich Schiffsanleger befinden, sind weiterhin Parkplätze, Fahrradstellplätze, Spielplatz, eine parkähnliche Fläche und eine Fläche für Feste geplant. Im südlichen Stadtbereich geht es unter anderem um die Erweiterung und Integration der Sportflächen, einen Aussichtspunkt auf den Hafendamm sowie um eine Ordnung der Verkehrssituation mit Anordnung der Parkplätze und einer Verbesserung des Einmündungsbereichs in den Campingplatz.

Verbesserungen geplant: Oberwesel macht Rheinufer Buga-fit
Mehr Aufenthaltsqualität steht auf der Agenda der Stadt Oberwesel. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats wurden dafür Weichen gestellt. Konkret geht es um einen zwei Kilometer langen Bereich des Rheinufers.
Maria Fischer fasste die Vorplanung zusammen und zählte die zentralen Punkte noch einmal auf, zunächst die Sicherheit von Rad- und Gehwegen und sichere Querungshilfen der B9 mit Ampeln. Bekanntlich soll die Fußgängerbrücke in Höhe der Schaar-Ausfahrt im Rahmen der Baumaßnahme weichen. Bei allen angedachten Maßnahmen muss stets das Thema Hochwasser mitgedacht werden. Daher, so die Planerin, solle das Prinzip „Schwammstadt“ zum Tragen kommen. Es sieht vor, dass Flächen geschaffen werden, die in der Lage sind, große Mengen an Wasser aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben. Städte, die das Prinzip anwenden, werden als „Schwammstädte“ bezeichnet.
Die bestehenden Freianlagen sollen in Teilen erhalten beziehungsweise in das neue Konzept integriert werden. Ideen und Wünsche zum Spielangebot sind willkommen. Toiletten- und Gastronomieanlagen, unter anderem für Veranstaltungen, gehören ebenso zur Planung.
Bundesstraße 9 soll am Ochsenturm verschwenkt und unterteilt werden
In der Ratssitzung vom Montag ging es im Kulturhaus schließlich darum, dem Planungsbüro den Auftrag zu erteilen, um die Vorplanung in einer Entwurfsplanung zu vertiefen und damit eine Kostenberechnung als wesentliche Entscheidungshilfe zu erhalten. Maria Fischer betonte: „Was wir vorgestellt haben, ist nicht in Stein gemeißelt, es gibt immer Möglichkeiten, umzuplanen und zu ergänzen.“
Kernpunkt wird die Verschwenkung der B9 am Ochsenturm sein sowie deren komplette Unterteilung in zwei Fahrstreifen mittels eines Grünbereichs, der die Fahrtrichtungen voneinander abgrenzen soll. Am Ochsenturm wird die Fahrbahn in Richtung Rhein verschwenkt. Eine Unbekannte dabei ist noch die Revierzentrale des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA), die ebenfalls neugestaltet werden soll. Da dort aber die Pläne noch nicht konkretisiert sind, bleibe man in enger Abstimmung mit dem WSA und werde die Planungen entsprechend miteinander abstimmen, sagte Fischer.
„Wir wollen gucken, dass wir nicht zu viel versiegeln.“
Maria Fischer von Stadt-Land-plus
Vorrang bei der Umsetzung soll aber der Bereich Mitte haben, also dort, wo der bestehende Park attraktiver gestaltet werden soll, gerade auch im Hinblick auf die Buga 2029. Barrierefreie Fußwege, Sonnensegel, Baumsitzinseln, Sitzelemente und viel Grün seien vorgesehen. „Wir wollen gucken, dass wir nicht zu viel versiegeln“, sagte die Planerin.
Die Genehmigungsplanung für all das soll im Januar 2025 vorliegen. Die baufachliche Prüfung wird entscheidend für die Fördermittel sein. Bei der Ausführungsplanung können noch einmal abschließend Details geklärt werden. Jan Zimmer gab noch bekannt, dass man in Abstimmung mit der Deutschen Bahn sei, die in den kommenden Jahren die Strecke am Mittelrhein sanieren werde: „Wir wollen natürlich vermeiden, dass wir eine Überschneidung der Baustellen bekommen.“
Einsparpotenzial dringend gesucht
Auch wenn man zunächst den mittleren Bereich angehen wolle, solle man den Genehmigungsplan für den gesamten Bereich herstellen, empfahl Ausschussmitglied Marius Stiehl, unter dessen Regie als ehemaliger Stadtbürgermeister der vorige Stadtrat die gesamte Maßnahme angegangen war. Die Genehmigungsplanung in einem Rutsch zu machen, werde wesentlich einfacher, als diese dreimal für die einzelnen Bereiche voranzutreiben.
In der Folge meldeten sich die Rats- und Ausschussmitglieder zu Wort. In ihren Beiträgen ging es vor allem um Kosteneinsparung. Marcel D’Avis (Bündnis 90/Die Grünen) ergriff als Erster das Wort und fragte nach „Ausstattungsdetails, die Einsparpotenzial bieten“. Man könne bei den Materialien runtergehen, die in der Planung allesamt hochwertig angesetzt seien, aber nicht das Wesen der Planung gefährden würden, antwortete Maria Fischer. „Es gibt Stellschrauben bei Spielgeräten, Material und anderen Details“, sagte sie, empfahl aber, die Materialien hochwertig zu belassen, auch unter dem Gesichtspunkt von Hochwasser.
„Wir müssen für eine Förderung eine signifikante städtebauliche Veränderung nachweisen.“
Jan Zimmer, Stadtbürgermeister
Noel D’Avis, Fraktionssprecher der CDU, hielt die Planung für gelungen, während seine Kollegin Angelika Albrecht von der SPD doch die Kostenfrage beschäftigte. Ob man denn die Honorarsumme für die Planer reduzieren könne, wenn man nicht die gesamte Maßnahme am Stück plane, überlegte sie, während Thomas Kober (CDU) konkreter wurde und eine Kostenreduzierung durch Verzicht auf einzelne Dinge anregte. Die Anzahl der Spielplätze könne reduziert werden, die vorgesehene Spielfläche sei ohnehin schwer zu überblicken.
Hier schaltete sich dann Karin Bleuel ein, die die Maßnahme vonseiten der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein begleitet. „Wir stehen in Kontakt zur ADD und müssen konkrete Kosten angeben. Dann wird die ADD über die Förderung entscheiden“, erläuterte Bleuel im Rat. Sie empfahl, die Vergabe der weiteren Planungsleistungen zu beschließen.
„Wir müssen für eine Förderung eine signifikante städtebauliche Veränderung nachweisen“, erklärte der Stadtbürgermeister. Es liege in der Hand des Stadtrats: „Ihr müsst heute entscheiden, wie weit Ihr als Rat gehen wollt. Ich gehe davon aus, dass niemand die Stadt in irgendwelche Verpflichtungen hineinreiten will. Ich will nicht in vier bis fünf Jahren den Wald verkaufen.“
Fertigstellung für Ende 2028 geplant
Die Kostenschätzung von 20 Millionen Euro, die im Raum stand, schreckte einige Ratsmitglieder. „Wir geben heute keine 20 Millionen Euro aus“, beruhigte Jan Zimmer. Maria Fischer betonte: „Wir sprechen jetzt nur über unsere Planungsleistung.“ Marcel D’Avis fasste die Ansicht des Rats zusammen: „Wir wollen das, wir wollen Veränderung haben.“ Er hatte offenbar recht, denn als Jan Zimmer abstimmen ließ, war das Ergebnis eindeutig: Die sieben einzelnen Beschlussvorlagen gingen ohne Gegenstimme bei vereinzelter Enthaltung einstimmig durch. Damit kann Stadt-Land-plus weitermachen.
Die Maßnahme wird in drei Abschnitten angegangen, zuerst im Bereich Mitte bei paralleler Verschwenkung der B9 am Ochsenturm im Bereich Nord. Insgesamt sollen die Freianlagen Mitte bis 2026/Anfang 2027 fertig werden, im Norden dauert es ein Jahr länger, der Süden ist als letzter Abschnitt an der Reihe. Damit würde die Maßnahme Mitte bis Ende 2028 abgeschlossen und rechtzeitig zur Buga 2029 fertig.
Fächerdach am Kirchturm in Dellhofen
Auch über das weitere Vorgehen des Kirchenumfelds in Dellhofen hatte der Stadtrat zu befinden. Im Rahmen der jüngsten Einwohnerversammlung in dem Höhenstadtteil (wir berichteten) hatte es eine breite Zustimmung für das von Architekt Hubertus Jäckel vorgeschlagene aufgefächerte Dach gegeben. Stadtbürgermeister Jan Zimmer empfahl dem Stadtrat, der Mehrheit der Dellhofener zu folgen und grünes Licht für die Umsetzung zu geben. Vorgesehen ist auch ein Toilettenhäuschen, ähnlich dem im Minoritenklostergarten. Die bildliche Darstellung der Sakramente aus dem ehemaligen Kirchengebäude soll im Rahmen einer Sichtschutzwand mit einer Visualisierung der Sakramente ebenso in die Gestaltung des Kirchenplatzes einfließen, wie die Grundsteine der Vorbauten. „Wir müssen in die Gänge kommen, ich will da nächstes Jahr Weihnachtsmarkt feiern“, warb Jan Zimmer um Zustimmung. Diese erteilte der Stadtrat einstimmig bei drei Enthaltungen.