Grüne kritisieren vorgesehene Baumfällungen sowie Flächenversiegelung und pochen auf Beteiligung der Gremien und Bürger
Neugestaltung der Bopparder Rheinallee: Planung geht an Berliner Büro
Mit dieser Visualisierung zeigt der Sieger des Gestaltungswettbewerbs, Franz Reschke Landschaftsarchitektur aus Berlin, wie die Rheinallee in Boppard künftig aussehen könnte. Die Grünen kritisieren, der Entwurf sehe zu viel Versiegelung vor und zu wenig Bepflanzung. Foto: Franz Reschke Landschaftsarchitektur
Franz Reschke Landschaftsarchite

Bei der Neugestaltung der Rheinallee steht die Stadt Boppard zunehmend unter Zeitdruck. Ziel ist es weiterhin, den Umbau in der attraktiven Lage am Rhein deutlich vor der Bundesgartenschau 2029 fertigzustellen. Nun hat der Stadtrat beschlossen, die ersten vier Leistungsphasen der Planung an das Büro Franz Reschke Landschaftsarchitektur in Berlin zu vergeben.

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Das Büro hatte den ersten Platz beim Gestaltungswettbewerb belegt. In der Debatte pochte die Grünenfraktion beharrlich darauf, in dem Beschluss Möglichkeiten festzuhalten, dass sich die städtischen Gremien und die Bürger früh- und damit rechtzeitig im Planungsprozess einbringen können.

Im Voraus hatten die Grünen in einem Schreiben auf ihrer Internetseite an die Bürger der Stadt ihre Befürchtungen ausgedrückt, mit dem Entwurf begebe sich die Stadt angesichts drohender Baumfällungen und großflächiger Versiegelung „gut gelaunt auf den Weg in den Hitzetod“, so der Titel des Schreibens. „Den Wettbewerbsentwürfen konnte man entnehmen, dass dieses Büro im Bereich zwischen Karmeliterkirche und Rheinufer 29 (!) Bäume zur Fällung (bei lediglich zehn geplanten Neupflanzungen mit äußerst kleinen Baumscheiben) und Hunderte Quadratmeter zur Neuversiegelung (!) vorgeschlagen hat“, schreiben die Grünen darin.

Man sehe außerdem „stadtgeschichtlich bedeutsame Objekte“ wie die Uferauskragung des mittelalterlichen Rheinkrans oder die historischen Brüstungsmauern des Karmeliterplatzes in Gefahr. „In den Oberen Rheinanlagen würden gemäß der ausgestellten Planung erhaltenswerte und gern angenommene Elemente wie das Freischach, der Ritter-Schwalbach-Brunnen, die Rosenbögen samt den drei Rondellen und die entlang der mächtigen Bäume am Musikpavillon verlaufenden Mittelwege verschwinden.“

Mit dieser Visualisierung zeigt der Sieger des Gestaltungswettbewerbs, Franz Reschke Landschaftsarchitektur aus Berlin, wie die Rheinallee in Boppard künftig aussehen könnte. Die Grünen kritisieren, der Entwurf sehe zu viel Versiegelung vor und zu wenig Bepflanzung. Foto: Franz Reschke Landschaftsarchitektur
Franz Reschke Landschaftsarchite

Die Grünen schildern in ihrem Schreiben, man wolle verhindern, dass Kritiker zur Beteiligung auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet werden, es dann aber heißt, die Planung sei für gravierende Veränderungen schon zu weit fortgeschritten. Hierzu führte Andreas Roll im Rat aus, die Beteiligung müsse früh stattfinden, um einen Konsens möglichst während der Vorentwurfsplanung zu finden, damit das Planungsbüro noch auf Änderungen reagieren kann. In der Entwurfsplanung sei es dafür zu spät, dort würde die Vorentwurfsplanung eigentlich nur noch ausgearbeitet und technische Probleme gelöst.

Ziel: “Rheinallee grüner machen"

Bürgermeister Jörg Haseneier sagte, das Ziel sei es, die Rheinallee grüner zu machen und nicht weiter zu versiegeln. Die Umgestaltung biete eine Riesenchance für die Stadt. Wenn sie gelinge, könnten alle Ortsbezirke und mehrere Generationen davon profitieren. Diese Umgestaltung müsse sich die Stadt leisten, auch wenn die Kosten von zunächst 6 bis 7 auf 10, wenn nicht sogar auf 15 Millionen Euro steigen. „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt?“, warf da Valentin Bock (CDU) ein.

Auf die Bedenken der Grünen ging Ortsvorsteher Niko Neuser ein, sprach sich aber auch dafür aus, alles zu vermeiden, was zu einer Zeitverzögerung führen könnte. Wer behaupte, dass mehr versiegelt, historische Bausubstanz gefährdet und die Rheinallee weniger grün werde, tue dies wider besseres Wissen. Neuser plädierte dafür, die Anregungen des Orts- und Seniorenbeirats zu berücksichtigen, hält es aber auch für zwingend, die Bürger zu beteiligen, damit sie hinter diesem „Herzensprojekt“ für die Stadt stehen.

Bürger von Beginn an beteiligen

Jürgen Bach, Leiter des Fachbereichs 5, erklärte für die Verwaltung, die Bürger würden von Beginn an beteiligt. Eine erste Veranstaltung dazu habe noch vor dem Wettbewerb stattgefunden. Der Stadtrat beschloss bei einer Gegenstimme mehrheitlich, die Leistungsphasen 1 bis 4 (Grundlagenermittlung, Vorplanung, Entwurfsplanung und Genehmigungsplanung) an das Berliner Büro zu vergeben.

In diesem Beschluss wurde die Ergänzung der Grünen aufgenommen, dass das Planungsbüro die Vorentwurfsplanung vor dem Übergang zur Entwurfsplanung im Ortsbeirat, dem Bauausschuss und in einer öffentlichen Bürgerversammlung sowie auf der Internetseite der Stadt vorstellt. Über in diesem Prozess eingebrachte Änderungsvorschläge soll dann der Stadtrat befinden.

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