Sein größtes Ziel ist nicht an ein konkretes Projekt gebunden, sondern betrifft das Lebensgefühl der Menschen in der Stadt: „Ich möchte erreichen, dass alle Menschen wieder mit Zuversicht, Mut und Freude in dieser Stadt leben, und das auch nach Außen tragen“, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. Erreichen will er dies, indem die Stadt wieder auflebt und indem er die Menschen auf diesem Weg mitnimmt und einbindet.
Im Stadtrat hat die SPD künftig eine komfortable Position, denn sie hat die absolute Mehrheit inne und könnte alle ihre Vorhaben theoretisch auch ohne Zustimmung von CDU und FDP durchziehen. Nicht Hönischs Ziel: „Mir geht es darum, etwas wirklich anders zu machen in diesem politischen Klima“, betont er und setzt auf Fraktionen übergreifende Zusammenarbeit statt Streit, wie er zwischen CDU und SPD in den vergangenen Jahren Usus war.
Jede Stadtratsfraktion soll künftig einen Beigeordneten stellen
Ein erstes Zeichen will Hönisch setzen bei der Wahl der drei städtischen Beigeordneten, die nicht allesamt aus den Reihen der SPD stammen sollen. „Uns geht es nicht um Pöstchen“, sagt Hönisch. Deshalb schwebt ihm vor, dass jede Fraktion im Rat einen Beigeordneten stellt. Einzige Voraussetzung: „Es muss jemand sein, mit dem ich auch gut zusammenarbeiten kann.“
In viele Projekte und Themen wird sich der neue Stadtbürgermeister einarbeiten müssten, doch an Ideen mangelt es nicht, um die Stadt St. Goar lebenswerter zu gestalten, auch für die Einheimischen außerhalb der Saison. Kreativ und anders zu denken, ist der Opernsänger und Kulturmanager schon von Berufswegen gewohnt: „Ich als Künstler muss mich jeden Tag neu erfinden. So geht es bei einer Stadt auch“, sagt er.
Auch wenn es kein typisches Thema der Sozialdemokraten ist, betont Hönisch: „Für mich ist der Schlüssel das Gewerbe.“ Denn nur mit einem starken Gewerbe schaffe die Stadt es, wieder soziales Leben auf den Straßen einziehen zu lassen. „Der erweiterte Stadtladen kann ein Beginn sein, man hätte aber erst ein Konzept erstellen müssen“, sagt er. Um damit auch Menschen außerhalb der Saison in die Fußgängerzone zu locken. Sein Ziel: Geschäfte anzusiedeln, die Ware bieten, die man sonst nicht findet. Etwa einen „Unverpackt-Laden“ oder mit Produkten aus der Region, wie etwa Keramik aus dem Gründelbachtal.
Touristen, die mit dem Schiff ankommen, sollen künftig durch die Fußgängerzone geleitet werden, um Laufkundschaft zu schaffen, und nicht am Rhein entlang oder an der B 9. Zebrastreifen an den Querungshilfen und dem Rheinbalkon sollen mehr Sicherheit bieten. Ein mobiler, privatbetriebener Kiosk in der Nähe der Schiffsanleger wäre eine erste Anlaufstelle für Touristen, wo sie sich nicht nur mit Getränken oder Snacks versorgen können, sondern auch erste Infos zur Stadt erhalten könnten.
Das Busshuttle zur Burg Rheinfels könnte auch eine Schleife über Biebernheim fahren, wo es etwa den Rheingewebt-Laden gibt, und über Werlau, und so eine Anbindung ans Freibad schaffen. Reisebusse hingegen sollen künftig möglich nicht in der Kernstadt parken, dafür müssten aber alternative Busparkplätze gefunden werden.
Nach Außen soll sich die Stadt besser vermarkten, etwa auf Messen. Und das nicht nur touristisch, sondern auch als Wohn- und Geschäftsort. Auch eine Kooperation in Sachen Touristik über den Rhein mit St. Goarshausen wäre laut Hönisch denkbar.
Wochenmarkt mit St. Goarshausen und Oberwesel ins Leben rufen
Kooperationen könnte es in Zukunft mehrere geben: Bei den „St. Goarer Gesprächen“ sei die Frage aufgekommen, warum es keinen Wochenmarkt in der Stadt gibt. „Eine tolle Anregung“, findet Hönisch. Ihm schwebt vor, St. Goarshausen und Oberwesel ins Boot zu holen und Wochenmärkte im Wechsel zu organisieren. Fahrten dorthin könnten von der Personenfähre Felix angeboten werden. Mit dem neuen Stadtchef von Oberwesel, Marius Stiehl (CDU) habe er schon Kontakt aufgenommen.
Das geplante Ferienparkprojekt in Werlau überzeugt Hönisch nicht vollends, er sei bislang aber noch zu wenig in die Planung eingebunden gewesen, sagt er. Aufgrund des massiven Eingriffs in die Landschaft ist der neue Stadtchef aber der Meinung, das über das Projekt mit einem Bürgerentscheid abgestimmt werden sollte. Auch in Werlau soll sich in Zukunft etwas bewegen. Eine Idee wäre für Hönisch, einen jungen Gastronomen zu finden, der sich dort niederlässt. In Hirzenach habe es einmal einen Michelin-Koch gegeben, dessen Restaurant großen Zulauf hatte. Ein Alleinstellungsmerkmal, das auch Werlau gut stehen würde.
In Sachen Dorfgemeinschaftshaus in Biebernheim steht Hönisch schon länger in Kontakt mit der IG Dorf. „Auch wenn es am Ende wirtschaftlich sein muss, mir bringt kein Dorfgemeinschaftshaus am Rande der Stadt etwas“, sagt er.
Den neuen Stadtchef interessiert außerdem, was die junge Generation bewegt. Deshalb möchte er künftig ein Jugendparlament ins Leben rufen, das vielleicht auch Verantwortung für ein eigenes, kleines Budget tragen könnte.