Am vergangenen Montag wurde das Vorhaben im städtischen Ausschuss für Buga, Tourismus und Stadtentwicklung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ideengeber des Projekts sind die Oberweseler Jungwinzer, die seit 2017 auf einer rund drei Kilometer langen Rundstrecke durch die steile Weinbergslage die Weinwanderung „Oelsberg pur“ organisieren und sich mit ihrem Verein für die Zukunftsentwicklung der Weinbaustadt einsetzen. Angelehnt an die Strecke der Weinwanderung entstand die Idee, eine feste Wegführung zu etablieren, die Touristen und Einheimische für den Oelsberg begeistert. Als Idee stand zunächst ein Weinlehrpfad im Raum. Auf der weiteren Suche nach einem einzigartigen Projekt kam dann der Vorschlag auf, einen Kunstpfad zu gestalten.
Für das Projekt hat sich die Stadt den Rheingauer Grafiker und Künstler Michael Apitz und Volker Boch, Journalist und Chefreporter unserer Zeitung, als Autor und Berater mit ins Boot geholt. Als Duo haben sie in enger Absprache mit der Oberweseler Stadtmanagerin und Leiterin der Tourist-Info, Lena Höver, das Projekt Schritt für Schritt entwickelt.
Geplant ist, neun Stelen aufzustellen an exponierten Orten in der Weinbergslage, die atemberaubende Aussichten auf Oberwesel, den Rhein und die Umgebung bieten. Ausgewählt wurden verschiedene Landschaftsperspektiven und Themenbetrachtungen. Auf diese Weise sollen Kunst und Poesie vereint und Wanderern und Spaziergängern neue Sichtweisen eröffnet werden. Wie Fenster können Wanderer durch die Kunstwerke auf den entsprechenden Ausschnitt des Mittelrheintals blicken, haben also das Original und die künstlerische Sicht des Malers direkt vor Augen. Gemeinsam mit der Poesie aus der Feder von Volker Boch kann so das Rheintal vom Oelsberg aus ganz neu entdeckt werden. Eine umfangreiche Internetseite mit vielfältigen Informationen wird die einzelnen Stationen ergänzen, die im Weinberg bewusst auf wenige Zeilen Text und die Kunst reduziert sind.
Bei der Gestaltung der Stelen setzen die Planer auf eine Kombination von Glas und wetterfesten Baustahl (Cortenstahl). Dieser besondere Stahl ist in der Architektur und für Dekozwecke weit verbreitet. Er bildet mit der Zeit eine Rostoberfläche, er rostet also an, aber nicht durch. Die Stelen sollen so gestaltet sein, dass das Glas getauscht werden kann, falls es einmal beschädigt wird. Ursprünglich war geplant, Acrylglas zu verwenden. Aufgrund der Sonneneinstrahlung auf dem Oelsberg rieten Fachleute aber davon ab. Nun soll Glas zum Einsatz kommen. „Uns ist wichtig, dass der Betrachter durch das Werk in die Landschaft schauen und Text und Bild auf sich wirken lassen kann“, erläuterte Volker Boch das Vorhaben in der Ausschusssitzung, die aufgrund der Corona-Pandemie digital stattfand.
Durch die gläsernen Kunstwerke in die Landschaft schauen
Mit dem Prototypen einer Stele waren Apitz und Boch die Strecke durch den Oelsberg abgegangen und hatten nach möglichen Standorten gesucht. „Wir haben geschaut, was funktionieren kann“, sagte Volker Boch. Einige Faktoren mussten dabei berücksichtigt werden, etwa dass die Winzer noch mit ihren schweren Geräten vorbeikommen. Volker Boch betonte: „Wir haben Perspektiven gesucht, erste Pflöcke eingeschlagen und neun Stationen gefunden, die mit Texten und Sichtweisen verbunden sind.“
Die Standortsuche gestaltete sich nicht als einfaches Unterfangen. Eine Begehung mit der Firma Metallbau Becker, die das Gelände und die speziellen Gegebenheiten kennt, brachte weitere Erkenntnisse darüber, an welchen Standorten genau die Stelen sicher und windfest im Untergrund verankert werden können.
Die Kunstwerke, die als Vorlage für die Stelen dienen, sollen später in den Besitz der Stadt übergehen. Apitz arbeitet in Schichten mit Acryl auf Holzplatten im Format 40 mal 40 Zentimeter. Neun Stationen sind auch deshalb geplant, weil im Oberweseler Kulturhaus die Originale in einer Dauerausstellung gezeigt werden könnten. „Wenn man eine Wand dafür freigibt, könnte man im Quadrat alle Gemälde aufhängen. Im Format 40 mal 40 sieht das gut aus“, erklärte Volker Boch im Ausschuss.
Internetseite soll Wissen zu den einzelnen Stationen bündeln
Einige Gemälde sind bereits fertig, andre aktuell noch in Arbeit. „Die Firmen haben jetzt eine Skizze der Stele und arbeiten damit“, so Boch. Das Ganze soll mit einem QR-Code versehen werden, der auf die Internetseite führt, auf der weitere Infos hinterlegt sind, unter anderem zur Bedeutung des Oelsbergs, der Arbeit der Jungwinzer und zur Weinbaustadt Oberwesel.
„Wir hoffen, dass wir das Projekt in diesem Jahr auch vollständig realisieren können“, betonte Stadtmanagerin Lena Höver. Derzeit werden zwei Förderanträge beim Zweckverband Welterbe und beim Regionalbudget für das Projekt geprüft, anschließend soll das Vergabeverfahren für Aufträge starten. Von den Förderentscheidungen ist auch abhängig, was das Projekt letztlich für die Stadt kosten wird. Einen Anhaltspunkt bietet der städtische Haushalt. Dort wurden für den Kunstpfad im vergangenen Jahr 26.598 Euro verausgabt, in dem laufenden Haushalt sind weitere 28.000 Euro eingestellt. Mit 5000 Euro be- zuschusste der Zweckverband Welterbe das Projekt 2020. Eine Spende über 3000 Euro kam vom Rotary-Club.
Stadtbürgermeister Marius Stiehl (CDU) ist zuversichtlich, das Vorhaben schnell in die Tat umsetzen zu können: „Dieser Weinberg am nördlichen Stadteingang von Oberwesel ist ein wichtiges Stück unserer Kulturlandschaft“, betonte er. Die Stadt Oberwesel freue sich darauf, noch dieses Jahr die ersten Gäste auf dem Kunstpfad begrüßen zu können.