Orgel in St. Peter wird geweiht - Organist und Financier Michael Bröder kann großen Tag tragischerweise nicht mehr erleben
Neue Klänge ertönen in Boppard-Weiler: Orgel in St. Peter wird geweiht
Von Koblenz-Metternich nach Boppard-Weiler ging es für die Orgel, die in der kommenden Woche erstmals im Gottesdienst zu hören ist. Gekrönt wird das Instrument von einem dekorativen Zimbelstern im Pfeifenprospekt. Foto: Oliver Frensch/Koblenzer Orgelbauwerkstatt
Oliver Frensch

Nun ist es endlich so weit: Die neue Orgel in der katholischen Kirche St. Peter in Weiler bei Boppard ist erbaut und spielbereit. Die feierliche Orgelweihe im Rahmen eines Gottesdienstes findet am Samstag, 5. November, um 18 Uhr statt. Dechant Hermann-Josef Ludwig wird die Orgel einsegnen, und Joachim Aßmann wird sie mit Werken von Johann Sebastian Bach, Alexandre Guilmant, Théodore Dubois und Gaston Bélier „einspielen“.

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Von Koblenz-Metternich nach Boppard-Weiler ging es für die Orgel, die in der kommenden Woche erstmals im Gottesdienst zu hören ist. Gekrönt wird das Instrument von einem dekorativen Zimbelstern im Pfeifenprospekt. Foto: Oliver Frensch/Koblenzer Orgelbauwerkstatt
Oliver Frensch

Die Idee zur neuen Pfeifenorgel in St. Peter entstand vor circa eineinhalb Jahren, berichtet Kantor Aßmann. Da sich die Mängel an der elektronischen Orgel, die in Weiler mehr als 30 Jahre hinweg ihren Dienst tat, häuften, überlegte Michael Bröder, Organist der Gemeinde, ob man nicht ein neues elektronisches Instrument kaufen sollte. Auf Aßmanns Rat hin sei dann die Idee geboren worden, statt einer elektronischen Orgel eine gebrauchte Pfeifenorgel anzuschaffen. Dies erschien der Gemeinde als große Bereicherung für die Kirche, zumal der preisliche Unterschied nicht sehr groß war.

An der optimalen Stelle platziert

In Zusammenarbeit mit der Koblenzer Orgelbauwerkstatt Oliver Frensch konnte die ehemalige Pfeifenorgel der katholischen Kirche St. Konrad in Koblenz-Metternich angekauft werden. Die Orgel der Orgelfirma Späth aus Ennetach-Mengen, deren Pfeifenmaterial, Windlade, Traktur und Spieltisch in einem sehr guten Zustand sind, hat in Boppard-Weiler ein neues Gehäuse bekommen, da dies die Deckenhöhe auf der Empore notwendig machte. So konnte das neue Orgelgehäuse den individuellen räumlichen Gegebenheiten angepasst und an der akustisch optimalen Stelle auf der Empore platziert werden.

Durch die Umgestaltung der Disposition, die ebenfalls in Zusammenarbeit mit Oliver Frensch entstand, besitzt die Orgel mit ihren wenigen Registern (neun), verteilt auf zwei Manuale und Pedal, eine Fülle an Klangmöglichkeiten. „Das erste Manual ist mit Rohrflöte 8‘, Prinzipal 4‘ und Oktave 2‘ als Pleno-Manual konzipiert. Das zweite Manual fungiert mit Gedackt 8‘, Holzflöte 4‘, Quinte 2 2/3 und Terz 1 3/5 als Begleit- und Solomanual. Das Pedal mit einem Subbass 16‘ wird ergänzt durch eine Quintade 8‘, die in vielfacher Hinsicht eine wertvolle Ergänzung ist. Dazu kommen die üblichen Koppeln II-I, I-Pedal und II-Pedal“, erklärt Aßmann. Zudem krönt die Orgel ein dekorativer Zimbelstern im Pfeifenprospekt.

Das Besondere: Mit diesem Projekt wollte sich Organist Michael Bröder, der fast die ganze Finanzierung der Orgel aus eigenen Mitteln sichergestellt hatte, einen Traum erfüllen. Er hatte mehr als 30 Jahren an der elektronischen Orgel gespielt und wünschte sich immer eine richtige Pfeifenorgel für seine Kirchengemeinde.

Joachim Aßmann wird die Orgel „einspielen“. Foto: Aßmann
Aßmann

Nun aber ist Bröder Anfang August 2022 plötzlich und unerwartet gestorben, sodass es ihm tragischerweise nicht mehr vergönnt war, die neue Orgel – ein sehr klangschönes und technisch solides Instrument mit einem wunderschönen Prospekt, wie der Kantor bescheinigt, zu spielen. Besonders Freunde und Kollegen, die Bröder bei dem Vorhaben begleitet und unterstützt haben, macht dies sehr betroffen. Der Wunsch des Verstorbenen, dass die Orgel nicht nur die Gottesdienste verschönern, sondern auch das kulturelle Leben in Weiler und Umgebung bereichern soll, ist für sie alle Ansporn, zusammen mit der Kirchengemeinde die Orgel in Gottesdiensten und Konzerten zum Klingen zu bringen.

Aßmann, der das Instrument am 5. November erstmals in einem Gottesdienst spielt, erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei Regionalkantor Franz Leinhäuser in Oberwesel, der ein Studium an der Kirchenmusikschule St. Gregorius-Haus in Aachen folgte. Dem Kirchenmusikstudium schloss sich ein Aufbaustudium für Orgel an der Hochschule für Musik in Köln bei Kirchenmusikdirektor Viktor Scholz an.

Meisterkurse in Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation bei Prof. Rudolf Heinemann, Prof. Ewald Kooiman, Prof. Giuseppe Zanaboni, Prof. Wolfgang Rübsam und Prof. Tomasz Adam Novak ergänzten seine Organistenausbildung. Studien bei namhaften Dirigenten wie Prof. Peter Neumann, Prof. Raimund Wippermann und Prof. Uwe Gronostay prägten seine Arbeit als Chor- und Orchesterleiter. Seit 1990 ist Aßmann als Kantor an der Koblenzer Herz Jesu Kirche tätig. Die Schwerpunkte seiner kirchenmusikalischen Arbeit sind gleichermaßen auf Chor- und Instrumentalmusik verteilt.

Festliche Gottesdienste und Konzerte im Mittelpunkt

Im Fokus der Chorarbeit des Kirchenchores Herz Jesu stehen festliche Gottesdienste und Konzerte, häufig in Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Camerata Coblenz und dem Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln. Die Chormusik an Herz Jesu ergänzt der Junge Chor Herz Jesu, der sich projektweise eher moderner Chormusik widmet.

Von 1998 bis 2016 leitete der Organist in seiner Heimatgemeinde Damscheid einen sehr ambitionierten Kirchenchor und betrieb Nachwuchsarbeit mit dem Kinder- und Jugendchor Wiebelsheim. Außerdem war er künstlerischer Leiter der monatlichen Konzertreihe „Orgelmusik in Herz Jesu“ und der wöchentlichen Mittagsmusik „Musik in der City“ im Rahmen der Citypastoral in Koblenz. Seit 2001 ist Aßmann als Dekanatskantor im Bistum Trier für die Ausbildung der Organisten und die Betreuung der Kirchenmusik im Pastoralen Raum Koblenz zuständig. Mit Beginn des Wintersemesters 2018/2019 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz–Landau für das Fach Orgel. red

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