Eine der bizarrsten Hunsrücker Herrschergestalten
Weiter geht es mit dem badischen Markgrafen Eduard Fortunatus. Hier stellt Norbert J. Pies eine der bizarrsten Hunsrücker Herrschergestalten vor. Aus seinen badischen Stammlanden vertrieben, residierte er seit 1595 auf der Kastellauner Burg, wo er am 18. Juni 1600 zu Tode kam. Eduard fand auch als Leichnam keine Ruhe. Vor seiner provisorischen Beisetzung im Kloster Engelport wurde der Leichnam einbalsamiert, um eines Tages in der Stiftskirche von Baden-Baden, der angestammten Grablege, bestattet werden zu können. Nachdem er wahrscheinlich Mitte der 1620er Jahre dorthin überführt worden war, wurde das Grab bis 1755 noch drei Mal geöffnet. Die Spuren, die Eduard und vor allem seine Witwe und seine Kinder im liturgischen und materiellen Totengedenken des Klosters hinterlassen haben, sind in der Überlieferung verdunkelt und werden vom Verfasser quellenkritisch ausgeleuchtet.
Das Titelbild des Heftes, eine Karte von Hollnich aus den Jahren 1608/09 (siehe linkes Bild) steht im Zusammenhang mit dem Aufsatz von Dieter Junker über die ehemalige Kapelle des Dorfes. Sie ist auf der Karte eingezeichnet, aber danach zunehmend verfallen. Im 19. Jahrhundert wurden ihre letzten Trümmer beseitigt. Die wenigen schriftlichen Quellen, die es zu dieser Kapelle gibt, hat der Verfasser erstmals zusammengestellt und in Beziehung zur dörflichen Tradition gesetzt. Heute ist von der Hollnicher Kapelle nur noch die Glocke erhalten. Sie hängt im Dachreiter des Gemeindehauses.
„Vom Wanderkino zum Saalkino“
Im letzten Aufsatz zeichnet Fritz Schellack im Anschluss an die Simmerner Filmfestspiele des vergangenen Sommers die Kinogeschichte „vom Wanderkino zum Saalkino“ nach. Bevor 1919 in Simmern das erste stationäre Kino eröffnet wurde, war man auf mobile Filmvorführungen angewiesen, die in Simmern erstmals im Sommer 1904 stattfanden. Die Veranstalter führten einen sogenannten Kinematografen mit sich, und der Besuch ihrer Vorführungen wurde in Einzelfällen auch vom Kreisschulinspektor unterstützt. Die Tradition der mobilen Filmvorführung wirkte bis in die 1960er-Jahre in den Aktivitäten der Kreisbildstelle fort.
Die Hunsrücker Biografien in der Heftmitte befassen sich mit folgenden Personen: Otto Richard Everling, Pfarrer, Direktor und geschäftsführender Vorsitzender des Evangelischen Bundes sowie Reichstagsabgeordneter (Verfasser: Walter Mallmann); Sophie Reinhard, in Kirchberg geborene Badische Hofmalerin (Hans Dunger); Johann Engelbert Utsch, Hofkammerrat, Hüttenherr und Forstwalter (von Dieter Diether); Dr. Hermann-Josef Steffen, Arzt und Maler; Bernhard May, Mühlenbesitzer, zukunftsweisender Großunternehmer, Mäzen, demokratischer Politiker und Menschenfreund; Franz Joseph Wendling, Burg- diener auf Burg Rheinstein und Gastwirt (alle von Achim R. Baumgarten).
Ferner werden in dem Heft wieder zwei Biogramme vorgelegt, bei denen neue Erkenntnisse in die Darstellung eingeflossen sind und die jüngste Fassung ältere ersetzt: Hieronymus Rodler, circa 1495-1539, Pfalzgräflicher Buchdrucker, Sekretär und Kanzler in Simmern (verfasst von Peter Schößler, die alte Fassung von Achim Baumgarten wurde in Heft 133 veröffentlicht) und Gustav Alt, 1890-1963, Gutsinspektor, NS-Funktionär, NSDAP-Kreisleiter im Kreis Simmern, verfasst von Dieter Diether. Hierbei handelt es sich bereits um die dritte Fassung. Die erste und die zweite Fassung, jeweils vom gleichen Autor, wurden in den Heften 156 und 174 veröffentlicht.
Die Hunsrücker Heimatblätter erscheinen seit 1961. Insgesamt sind bisher mehr als 8000 Seiten zur Geschichte und Kultur des Hunsrücks in ehrenamtlicher Arbeit entstanden. Mehr Infos unter www.hunsruecker-geschichtsverein.de