Boppard – Sie wollen den Bahnlärm gemeinsam ausbremsen: Beim ersten Internationalen Bahnlärmkongress haben sich 40 Bürgerinitiativen aus Deutschland, Holland, Italien, Österreich und der Schweiz zu einem Netzwerk zusammengeschlossen.
Die „Europäische Schienenlärmföderation“, wie das Netzwerk voraussichtlich heißen soll, will mehr Druck auf die Politik ausüben, um den Lärm entlang der Bahngleise auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Das betrifft auch den Schienenverkehr am Mittelrhein. Täglich rattern bis zu 400 Züge durch das schmale Tal – vor allem die alten Güterwaggons sind nicht zu überhören. Mit teilweise bis zu 100 Dezibel sind sie so laut wie eine Kettensäge oder ein Presslufthammer. Eine solche Dauerbeschallung führt zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen, sind sich die Bürgerinitiativen sicher. Sie appellieren an die Bahn, die veraltete Technik auf einen aktuellen Stand zu bringen, um so den Lärm einzudämmen. Doch auch bei der Veranstaltung in Boppard habe die Bahn keine neue Initiative angekündigt, zeigte sich Kongressleiter Frank Gross etwas enttäuscht. Gleichwohl sehen die Bürgerinitiativen vielmehr die Politik in der Pflicht. Deshalb wollten sie am Wochenende eine Resolution verabschieden. „Dieser Beschluss soll die Politik auffordern, die veralteten Gesetzte aus dem Jahr 1974 schnellstens an die heutigen Verkehrsverhältnisse anzupassen“, erklärte Gross, der auch als Sprecher des Bürgernetzwerkes „Pro Rheintal“ fungiert. Doch aus zeitlichen Gründen wurde die besagte Erklärung auf die kommenden Tage verschoben.
Die Vertreter der Bürgerinitiativen schöpfen allerdings neue Hoffnung aus den Worten des rheinland-pfälzischen Verkehrsministers Hendrik Hering, der sich verstärkt für die Bekämpfung des Bahnlärms im Mittelrheintal einsetzen will. „Die Belastungen für die Bürger sind so nicht mehr hinzunehmen. Und es ist klar, dass der Güterverkehr im Korridor weiter zunehmen wird“, betonte der Minister in Boppard. Insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro würden für Streckenabschnitte wie den Gotthard-Eisenbahntunnel, die Oberrhein-Route zwischen Karlsruhe und Basel sowie die Betuwe-Linie in Richtung Niederlande investiert. Die wirksamste Entlastung stellt nach Meinung Herings eine Alternativtrasse außerhalb des Rheintals dar. Gut 250 Menschen – darunter auch renommierte Wissenschaftler und Bürgermeister – nahmen an der Veranstaltung in Boppard teil. Durch kurze Vorträge und muntere Diskussionsrunden haben die Vertreter der Bürgerinitiativen ihrem Anliegen Gehör verschafft.