Betreiber ziehen ernüchternde Zwischenbilanz: Nach mehreren Hochwassern sitzt die Sorge bei den Besuchern noch tief
Nach Hochwasser im Frühjahr: Gäste bleiben Campingplätzen am Mittelrhein immer noch fern
Die Campingplatzgäste schätzen meist die Nähe zum Rhein. Bei Hochwasser ziehen sie sich aber eher zurück und – und diese Unsicherheit hält auch in der Zeit danach an.
Thomas Torkler

Nass ist es diesen Sommer gewesen, und an der einen oder anderen Stelle ist der Fluss über die Ufer getreten. Besonders stark hat es Rhein und Mosel über das Pfingstwochenende getroffen. Straßen wurden überflutet, und Keller liefen voll. Unter dem Hochwasser litten besonders die Betriebe, die nah am Fluss gelegen sind, etwa die Campingplätze. Die leiden bis heute noch unter den Nachwirkungen.

Viele Besucher sorgten sich in der Zeit darum, ob es sicher genug wäre, sich auf den Weg zu machen, oder ob sie lieber ganz fernbleiben sollten. Und diese Vorsicht legen sie immer noch an den Tag, auch wenn das Hochwasser längst verschwunden ist.

Für den Campingplatz „Loreleystadt und Gaststätte Wellmicher 55 am Fluß“ in St. Goarshausen sind regelmäßige Überschwemmungen keine Seltenheit. „Hochwasser, die unser Geschäft beeinträchtigen, erleben wir circa alle zwei bis vier Jahre. Die letzten Hochwasser, vier an der Zahl, waren im Dezember 2023 und Januar 2024“, berichtet Campingplatzbesitzerin Isolde Hemmer. Für solche Fälle ist der Platz aber vorbereitet. Statt Toiletten, die an die Wand gebohrt sind, gebe es hier zum Beispiel Standtoiletten. Im Fall der Fälle können diese zusammen mit der restlichen Ausstattung schnell verlegt werden. „Das ist jedes Mal wie umziehen“, findet Hemmer.

Wir hoffen auf einen Spätsommer, der die Paare wieder zu uns bringen wird.

Isolde Hemmer, Campingplatzbesitzerin aus St. Goarshausen

Dieses Jahr hat es ihren Campingplatz besonders hart getroffen. Fast den gesamten Juni über musste der Platz schließen, erst seit dem 28. Juni sei die Wiese wieder belegbar. Und obwohl die Saison noch bis in den Oktober reicht, sei jetzt schon klar, dass die finanziellen Schäden immens sind. Rund 90 Prozent des Juniumsatzes seien weggefallen, sagt Hemmer. Alle Reservierungen für diesen Monat musste sie hochwasserbedingt absagen, erzählt Hemmer und bedauert: „Dadurch haben sich viele Gäste auch für den Juli anders orientiert. Wir hoffen auf einen Spätsommer, der die Paare wieder zu uns bringen wird.“

Rheinaufwärts, in Braubach, liegt der Campingplatz von Kai Kretzer. Dieser musste in diesem Jahr rund zwei Wochen lang schließen, etwa von Ende Mai bis Mitte Juni. Mitarbeiterin Fabienne Karnarth erinnert sich: „Alles war voller Schlamm, und wir hatten Probleme mit der Elektronik. Da ist zum Beispiel Wasser hereingelaufen, und sie hat nicht richtig funktioniert.“ Seit Beginn der Sommerferien habe es zwar eine Verbesserung zu den Monaten davor gegeben, doch diese mache nicht die Umsatzeinbußen wett. „Grundsätzlich kann man auch keinen Umsatz ausgleichen. Jeder leere Platz lässt sich am nächsten Tag ja nicht doppelt belegen“, sagt Inhaber Kretzer weiter.

Der Campingplatz am Rhein habe im Vergleich zu anderen Plätzen noch Glück gehabt. Ihm seien die Kunden auch in der Zeit nach dem Hochwasser nicht abhandengekommen. „Wir hatten nicht weniger Reservierungen als sonst“, sagt Karnarth. 2024 habe es schon vier Mal Hochwasser gegeben.

Informationen zu aktuellen Pegelständen sollen Sicherheit bieten

Ein starker Kontrast zu den Jahren davor: Denn seit Inhaber Kai Kretzer den Platz vor drei Jahren übernommen hat, gab es in den Folgenjahren keine Überschwemmungen, erst in diesem Jahr. Im Winter hingegen gebe es eigentlich immer Hochwasser, aber da sei der Platz auch nicht geöffnet. Auf der hauseigenen Internetseite werden die Besucher über die Hochwassergefahr informiert, sogar ein Link zum aktuellen Pegelstand ist angefügt. „Wir halten euch immer über den Pegelstand auf dem Laufenden. Es kommt auf jeden Fall nicht von jetzt auf gleich“, heißt es dort.

In Oberwesel befindet sich der Campingplatz Schönburgblick. Auch er hat im Juni deutliche Einbußen spüren müssen. Vom 1. Juni bis zum 16. Juni war der Platz geschlossen. „Wir hatten ein Meter Wasser auf dem Platz“, berichtet Inhaber Andreas Huber. Und selbst nach der Wiedereröffnung habe es weniger neue Buchungen gegeben, viele hätten sich nämlich nicht an den Fluss getraut. Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen habe ebenfalls zu weniger Gästen geführt. Der Campingplatzbesitzer bedauert: „Finanziell ist das sehr bitter, da gerade Mai bis August normal die umsatzstärksten Monate sind und bei acht Monaten Saison und noch einem schlechten Sommer viel fehlt.“

Insgesamt rechnet Huber mit einem Umsatzeinbruch von mindestens 20 Prozent durch das Hochwasser. Die Schäden hätten sich bei ihm aber glücklicherweise in Grenzen gehalten. Das würde daran liegen, dass der Oberweseler Platz hochwassererprobt ist. Im Sommer werde er zwar relativ selten überflutet, zuletzt im Jahr 2013, aber dafür erlebe der Campingplatz alle zwei Winter Hochwasser. Deswegen wird in diesen Monaten alles, was auf dem Platz ist, abgebaut.

Top-News aus der Region