Vokalensemble der Basilika
Musik, die eng mit Boppard und Rom verbunden ist
Nur fünf Proben reichen den Sängern des Projektchors, des „Vokalensembles der Basilika“, aus, um den Festgottesdienst in St. Severus musikalisch zu gestalten. Geprobt wird mit Kantor Niclas Michely im Gemeindezentrum St. Michael.
Charlotte Krämer-Schick

„Do is Mussig drin“: Wenn Boppard im Juli 800 Jahre Kirchweihe des Hauptschiffs und zehn Jahre Erhebung zur Päpstlichen Basilika feiert, wird das auch musikalisch begleitet. Kantor Niclas Michely hat dafür einen Projektchor ins Leben gerufen.

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Gerade sitzen, die Vokale deutlicher singen, mehr Linien bilden beim Singen – die Anweisungen, die Niclas Michely seinen Sängern gibt, sind klar. Der Basilikakantor an St. Severus und hauptamtliche Kirchenmusiker in Boppard weiß sehr genau, wie die Stücke am Ende klingen sollen. „Die Zuhörer sollen schließlich verstehen können, was wir sagen“, ruft er seinem Chor zu. In nur fünf Proben wollen er und die Sänger des Projektchors, des „Vokalensembles der Basilika“, ein beachtliches Programm einstudieren. Gesungen wird es am Sonntag, 20. Juli. Denn dann feiert Boppard 800 Jahre Kirchweihe des Hauptschiffs der Basilika St. Severus und zehn Jahre Erhebung zur Päpstlichen Basilika.

„Er ist schon streng“, sagt eine Sängerin. Aber das sei auch gut so, denn nur so komme man ans Ziel, ist sie sicher. Dem Spaß an der Sache tut diese Strenge aber keinen Abbruch. Knapp 40 Sänger vom Mittelrhein und von den Hunsrückhöhen hat Michely für den Projektchor anlässlich des Jubiläums zusammenbekommen. Eine beachtliche Anzahl, vor allem, wenn man sieht, wie viele Sänger sonst in der Perle am Rhein aktiv sind. „Wir haben drei Chöre in der Pfarrei, in der Stadt, in Bad Salzig und in Weiler“, sagt Michely. In diesen drei Chören singen insgesamt gerade einmal 20 Sänger, schätzt der Kantor. Sie alle hätten sehr motiviert weitergemacht, als er vor rund eineinhalb Jahren den Dirigentenstab von seinem Vorgänger übernommen hatte. Auch Neuzugänge konnte er verzeichnen, nur bei den Männerstimmen gebe es – wie in den meisten Chören – Probleme. Da dürften es gern mehr Sänger sein.

„Mir fällt keine andere Region in Deutschland ein, die diese Aufenthaltsqualität hat.“
Kantor Niclas Michely

Die Chöre, die seien anfangs eigentlich gar nicht so sehr sein Ding gewesen, sagt er. Überhaupt hat Michely erst später als viele seiner Kollegen mit der Kirchenmusik begonnen. „Nach dem Abitur habe ich ein duales Studium gemacht und bin Diplom-Verwaltungswirt geworden“, erzählt er. Doch dann hat es ihn doch noch in den (Orgel-)Fingern gejuckt: Michely startete sein Studium der Kirchenmusik in Saarbrücken. Dank seiner schulischen Laufbahn in einem Bischöflichen Gymnasium war der Kontakt zum katholischen Glauben ebenfalls da. Dass es ihn als gebürtigen Saarländer, die ja als sehr heimatverbunden gelten, nach Boppard und ins Mittelrheintal verschlagen hat, freut ihn. „Das war sicher keine falsche Entscheidung“, sagt er und ergänzt: „Mir fällt keine andere Region in Deutschland ein, die diese Aufenthaltsqualität hat“, ist sich Michely sicher.

Kirche hat nach wie vor große Bedeutung

Doch zurück zum Projektchor: „In Boppard haben wir eine enge Verzahnung in die Zivilgesellschaft“, sagt er. Etwa durch die Nachbarschaften. Kirche an sich und St. Severus im Besonderen hätten nach wie vor eine große Bedeutung in der Perle am Rhein. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass der Projektchor so großen Zulauf hatte. „Der Chor hat Bewegung in unsere Musiklandschaft gebracht“, stellt Michely fest. Es gebe Sänger, die auch nach dem Jubiläum gern weitermachen wollen. Andere seien dank des Chors wieder eingestiegen in den Gesang, nachdem sie in einem der Kirchenchöre pausiert hätten. Sogar ehemalige Bopparder sind dabei – wie Marie Adenau etwa, die eigentlich in England lebt. „Anfangs habe ich noch im Chor gesungen, aber da war es oft schwierig, etwa bei Auftritten dabei zu sein“, erzählt sie, die häufig zwischen England und Boppard pendelt. Daher sei sie 2015 ausgestiegen. Mit dem Projektchor aber habe es zeitlich perfekt gepasst. „Wir sind ohnehin bis Ende Juli hier“, sagt sie. Und so kann sie mit den anderen proben und auftreten. Eine andere Sängerin lebt mittlerweile in München. „Sie kommt dann nur für das Konzert“, sagt Michely.

„Der Chor hat Bewegung in unsere Musiklandschaft gebracht.“
Kantor Niclas Michely

Dass das möglich ist, liegt auch an der Vorgehensweise des Kirchenmusikers. Eigentlich seien drei der insgesamt fünf Proben Pflicht, die anderen beiden seien fakultativ. „Die erste Probe galt dem reinen Einstudieren der Töne“, sagt er. Seitdem gehe es mehr in die Tiefe. Eine verlässliche Basis seien die Kirchenchöre, die bereits Vorarbeit geleistet hätten. Zudem werden die Stücke mit hervorgehobenen Einzelstimmen zum Anhören und Üben auf einer Cloud-Plattform hochgeladen. In den Proben vor dem Auftritt am 20. Juli geht es jetzt in erster Linie um die Intonation.

Im Zentrum des Programms stehen zwei Werke, die eng mit Boppard und Rom verbunden sind. Da ist zum einen das sogenannte Dechant-Berger-Lieder „Geist der Erkenntnis“. Johann Baptist Berger (1806–1888), der auch unter dem Pseudonym Gedeon von der Heide als Dichter berühmt wurde, war ab 1830 Priester und ab 1870 Dechant in Boppard. Ein Denkmal in den Rheinanlagen erinnert an ihn. Sein Lied hat Michely eigens für den Chor arrangiert. Zum anderen singt der Projektchor die Hymne zum Heiligen Jahr 2025 „Pilger der Hoffnung“, das Stück „Licht des Lebens, Flamme unserer Hoffnung“ von Francesco Meneghello, das Papst Franziskus noch in Auftrag gegeben hatte. Dieser wiederum erlebte in den 1980er-Jahren einen glücklichen Sommer in Boppard und am Mittelrhein.

Unterstützt wird das Vokalensemble der Basilika im Festgottesdienst am 20. Juli von den drei katholischen Kirchenchören Bad Salzig, Boppard und Weiler und vom Blechbläserensemble des Stadtorchesters Andernach. Letzteres ist außerdem am Samstag, 19. Juli, um 12.30 Uhr zur „Musik am Mittag“ in der Basilika Boppard zu hören.

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