Ausstellungshäuser bisher nicht von Budgetkürzungen betroffen - Exponate brauchen konstante Temperaturen
Museen im Rhein-Hunsrück-Kreis: Die Heizungen laufen noch – Exponate brauchen konstante Temperaturen
Die größeren Museen im Kreis, darunter auch das Stadtmuseum Oberwesel, sind trotz der Energiekrise bisher nicht in ihrem Betrieb eingeschränkt. Dennoch sei eine Temperaturabsenkung auf 19 Grad nicht überall realisierbar, weil sie Exponate gefährde. Foto: Archiv Suzanne Breitbach
Suzanne Breitbach

Die Energiekrise macht auch vor Kultureinrichtungen nicht halt. Ausstellungshäuser sind mancherorts von Einschränkungen – wie in Straßburg – oder der Beschädigung von Ausstellungsexponaten bedroht. Im Rhein-Hunsrück-Kreis bislang aber noch nicht.

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Trotzdem hat unsere Zeitung beim Museum Boppard in der Kurfürstlichen Burg, im Hunsrück-Museum in Simmern und beim Stadtmuseum Oberwesel, das sich in privater Trägerschaft der Kulturstiftung Hütte Oberwesel befindet, nachgefragt, wie sie mit der derzeitigen Situation umgehen, welche Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt werden und inwiefern der Museumsbetrieb aufgrund der Energiekrise eingeschränkt ist.

Frank Schröder leitet das Museum Boppard und ist momentan noch nicht beunruhigt. Bisher habe es im Haus, das sich in städtischer Trägerschaft befindet, keine Budgeteinbußen durch gestiegene Heizkosten gegeben. „Wir sparen Energie, indem wir die Heizung in den Büro- und Verwaltungsräumen runterdrehen und uns warm anziehen“, sagt Schröder und ergänzt: „Weil wir in einer Burg arbeiten und uns viel bewegen, können wir mit Kälte ganz gut umgehen.“ Strom für Licht werde dadurch eingespart, dass Bewegungsmelder das Einschalten steuern.

Langfristiges Drosseln schlecht

Doch wie ist die Situation in den Ausstellungsräumen? „Wir haben den Vorteil, dass die Burg durch die dicken Mauern sehr langsam auf Temperaturschwankungen reagiert“, sagt Schröder. Dennoch seien langfristige Temperaturdrosselungen potenziell schlecht: Das Museum beherbergt eine Sammlung wertvoller Bugholzmöbel des berühmten Bopparder Tischlermeisters und Designers Michael Thonet, dazu Ölgemälde, Rahmen und Papierzeichnungen.

„Wenn die Temperatur unter circa 18 Grad fällt, dann ist das für ein paar Tage oder wenige Wochen nicht dramatisch. Das Problem ist: Langfristig können Brüche und Biegungen im Bugholz auftreten. Pilze können die Objekte befallen“, erklärt Schröder. Das betreffe nicht nur die Exponate auf den 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, sondern auch das Depot, wo sich zwei Drittel der Thonet-Objekte befinden.

In den Räumen, wo Gemälde hängen, brauchen wir eine konstante Raumtemperatur von 21 Grad. 19 Grad sind für die empfindlichen Werke zu wenig.

Kristina Müller-Bongard, Leiterin des 
Hunsrück-Museums in Simmern.

Auch im Hunsrück-Museum in Simmern ist die Situation aktuell noch nicht dramatisch, Kürzungen an anderer Stelle durch gestiegene Energieausgaben gibt es laut Museumsleiterin Kristina Müller-Bongard bisher nicht. Allerdings wären die vom Land vorgegebenen 19 Grad für das Hunsrück-Museum zu kalt. „In den Räumen, wo Gemälde hängen, brauchen wir eine konstante Raumtemperatur von 21 Grad. 19 Grad sind für die empfindlichen Werke zu wenig“, sagt Müller-Bongard. Weil das Schloss noch alte Fenster habe und leicht auskühle, müsse konstant geheizt werden. Die Fürsorge für die Objekte sei entscheidend. Neben der Heizung seien auch die Luftbe- und -entfeuchtungsgeräte in den Ausstellungsräumen entscheidend, so die Leiterin.

Ausgestellt wird im Winter auch im Schinderhannesturm, der zum Museum gehört. „Dort heizen wir auf 19 Grad. Das reicht für die dort ausgestellten Devotionalien, weil sie nicht so temperaturempfindlich sind wie beispielsweise unsere Bilder“, erklärt Müller-Bongard. Der Museumsbetrieb bleibt nach aktuellem Stand auch im Winter nicht eingeschränkt, reduzierte Öffnungszeiten des Museums aufgrund der Energiekrise wie in Straßburg drohen vorerst in Simmern noch nicht.

Kürzere Öffnungszeiten im Winter hat indes auch das Stadtmuseum Oberwesel – laut dem kaufmännischen Leiter Hans-Peter Schmitt liegt das aber nicht an der Energiekrise. „Wir haben im Winter immer kürzere Öffnungszeiten und am Wochenende und montags zu“, sagt Schmitt. Technische und damit energieintensive Anwendungen im Ausstellungsbereich, zum Beispiel ein „Zeitreisetisch“, seien nur aktiv, wenn Beucher im Museum sind. Gleichzeitig sei es nicht möglich, die Heizung im Winter beliebig zu reduzieren. „Wir haben etliche Exponate wie Gewänder und Gemälde, die empfindlich sind. Damit die Luftfeuchtigkeit nicht sinkt, müssen wir die Raumtemperatur bei etwa 20 Grad konstant halten“, erklärt der Museumsverantwortliche.

Kultur in Krisenzeiten zugänglich

Schmitt ist es wichtig, dass den Menschen auch in Krisenzeiten Kultur zukomme, gleichzeitig denkt er darüber nach, die Eintrittpreise in Zukunft zu erhöhen. „Wir müssen schauen, ob wir einen Energiepreiszuschlag nehmen. Ein Ticket könnte dann statt momentan 4 Euro 4,50 oder 5 Euro kosten“, sagt er. Am Ende müsse sich das ganze eben rentieren.

Sorgen über Besuchermangel macht Schmitt sich nicht. Das Oberweseler Stadtmuseum komme auf 4000 bis 5000 Besucher im Jahr. Und da seien Sonderausstellungen und der Weihnachtsmarkt im Kulturhaus noch gar nicht eingerechnet.

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