Mehr als 13.000 Euro Kosten
Mühlrad im Mühltal Boppard steht seit Jahren still
Das letzte verbliebene Mühlrad im Mühltal Boppard wurde aufwendig restauriert. Dennoch steht es seit Jahren still.
Charlotte Krämer-Schick

Bei der einstigen Touristenattraktion im Mühltal läuft es seit drei Jahren nicht rund. Wie ist der Stand in Sachen des 2021 aufwendig sanierten Mühlrads? Die Stadt Boppard sagt, das Projekt wird bald Thema in den Gremien, Entscheidungen stehen an.

Im Sommer 2021 wurde das letzte verbliebene Mühlrad im Mühltal Boppard aufwendig saniert. Seit Mai 2022 steht es jedoch still. Zunächst fehlte die wasserrechtliche Genehmigung – die Untere Wasserbehörde hatte das Mühlrad lediglich geduldet. Zuletzt verhinderte ein von der Stadt in Auftrag gegebenes TÜV-Gutachten, dass sich das Rad dreht. Im Frühjahr hatte Bürgermeister Jörg Haseneier in einer Ausschusssitzung mitgeteilt, daran könne sich noch in diesem Jahr etwas ändern. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die Stadtverwaltung mit: „Die Verwaltung sieht grundsätzlich eine Lösung für den Weiterbetrieb des Mühlrads. Allerdings sind die Kosten und die potenziellen Risiken bei Starkregen entscheidende Faktoren. Die politischen Entscheidungsträger werden in den kommenden Sitzungen über das weitere Vorgehen beraten“.

Bei dem TÜV-Gutachten aus dem Juli 2023 seien erhebliche Mängel festgestellt worden: „Die Hubseile müssen erneuert werden, und es fehlen statische Angaben über die Konstruktion.“ Die Verwaltung habe in den vergangenen Monaten intensiv geprüft, wie das Mühlrad im Mühltal wieder in Betrieb genommen werden kann. „Der erste notwendige Schritt wäre ein Standsicherheitsnachweis, um die Tragfähigkeit der Anlage zu bewerten. Falls erforderlich, müssten Maßnahmen zur Ertüchtigung oder im schlimmsten Fall zur Erneuerung der Auflager des Rades erfolgen.“

Das Mühlrad würde dann jedoch nicht durch den natürlichen Wasserfluss, sondern durch eine Pumpe und einen Elektromotor betrieben werden. „Geplant wäre die Errichtung eines Pumpensumpfs mit einem Fassungsvermögen von rund 500 Litern. Mittels einer Pumpe würde das Wasser über eine Leitung zur Oberkante des Wasserrads befördert und dort auf die Schaufeln geleitet. Holzaufkantungen an den Schaufeln würden dabei als Becher fungieren, um das Rad in Bewegung zu versetzen“, erläutert die Stadtverwaltung das mögliche Vorgehen.

Nach den Kosten für die Sanierung des Rads von 8000 Euro, 3436 Euro für die Arbeit eines Ingenieurbüros, das die notwendigen Unterlagen für die wasserrechtliche Genehmigung erarbeitete, 385 Euro für das TÜV-Gutachten – zusammen 11.821 Euro – kämen für diese Lösung also weitere Kosten auf die Stadt zu. „Die ersten Kalkulationen ergaben Kosten in Höhe von rund 13.000 Euro für den Pumpensumpf, die Wasserleitung, die Herstellung der Wasserabgabe, die Aufkantungen für das Wasserrad, den Stromanschluss sowie den Statiknachweis.“

Die Kosten für eine mögliche bauliche Ertüchtigung der Anlage seien darin noch nicht enthalten. Zudem geht die Verwaltung von „jährlichen Kosten für die wiederkehrende Prüfung von rund 400 Euro“ aus.

Angesichts der aktuellen Kostenprognose und der möglichen Gefahrenlage bei Starkregenereignissen werden sich die zuständigen politischen Gremien in einer der nächsten Sitzungen mit dem Thema befassen. Dabei soll eine grundlegende Entscheidung getroffen werden, wie weiter verfahren wird.

Kenner der Thematik haben Zweifel daran, ob sich das Mühlrad jemals wieder drehen wird. Der Grund: Wegen ihres hohen Eigengewichts neigen Mühlräder dazu, Unwuchten zu entwickeln, wenn sie über einen längeren Zeitraum stillstehen. Danach gefragt, räumt die Stadt die Bedenken aus: „Das Mühlrad hat sich nicht verzogen. Es wurde zuletzt Ende 2024 getestet und lief problemlos.“

„Das Mühlrad lief bis zur Stilllegung gut“, sagt Heinz Kähne, der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) Boppard. Der VVV und die Untere Niedersbacher Nachbarschaft hatten sich damals für die Sanierung starkgemacht, die Nachbarschaft sich um die Wartung und Pflege gekümmert. Für den VVV sei das Projekt ad acta gelegt, sagt Kähne. Man widme sich lieber neuen Projekten, die Erfolg versprechen. Nichtsdestotrotz würde sich der Verein freuen, wenn sich das Mühlrad wieder drehen würde. Das Umfeld ließe sich schnell wieder herrichten, sodass das Mühlrad wieder zu der Attraktion werden könnte, die es früher war – an der Menschen ihr Handy oder die Kamera zückten, um Bilder zu machen.

Top-News aus der Region