Bereits im Jahr 2017 war die Idee im Gemeinderat zum ersten Mal aufgegriffen worden, als die kleine, derzeit 36 Schüler zählende Grundschule zum ersten Mal von einer Schließung bedroht war. „Wir haben sehr um die Einrichtung gekämpft und hatten zum Glück auch Erfolg“, berichtet Bürgermeister Marcus Kirchhoff. Das sei auch einer der Momente gewesen, in dem jedem im Rat bewusst geworden sei, wie wichtig es ist, im Ort eine Infrastruktur für junge Familien vorzuhalten. Als dann eine rund 800.000 Euro teure Sanierung des katholischen Kindergartens anstand und vor rund drei Jahren die Schließung des Gebäudes und der Umzug ins Provisorium Gemeindehaus erfolgte, wurde die Idee konkreter. „Am Ende hat sich eine Eigendynamik entwickelt“, erzählt der Bürgermeister.
So gebe es beispielsweise mittlerweile für Kinder eine Ganztagsbetreuung und ein Mittagessen sowohl für Kinder als auch für Senioren. 800 bis 1400 Essen pro Monat bereitet der von der Gemeinde eingestellte Koch zu. „Und weil das ankam, haben wir die Idee weitergesponnen und uns dazu entschieden, einen Kindergarten in Eigenregie und in unmittelbarer Nähe zum neu zu erschließenden Neubaugebiet zu errichten“, so Kirchhoff.
Und weil das Projekt gleich in mehrfacher Hinsicht besonders innovativ ist, gab es nun auch die ersten Zuschüsse vom Land: Das Klimaschutzministerium fördert das mit einem Gesamtvolumen von 5,5 Millionen Euro veranschlagte Projekt mit einer Summe von 200.000 Euro. Kirchhoff erhofft sich Gesamtzuschüsse von 40 Prozent, auch weil das Gebäude Strom zur Eigenversorgung und für E-Mobilität liefert und mit nachhaltigen Rohstoffen gebaut wird. „Der Bau eines neuen Dorfgemeinschaftszentrums in Mörsdorf setzt in vielerlei Hinsicht Maßstäbe: Durch die Bauweise mit Holz und den Einsatz recycelter Materialien, wie etwa Recyclingbeton für die Bodenplatte und einer recycelten Zellulosedämmung, zeigt das Gebäude, dass Bauen auch klimafreundlich geht“, so die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder in einer Pressemitteilung.
Sie erläutert: Weltweit sei der Gebäudebereich für rund 40 Prozent der direkten und indirekten CO2-Emissionen verantwortlich. Bauen mit Holz und wiederverwertbaren Baustoffen sei ein wesentlicher Schlüssel zur Erreichung der Klimaschutzziele, da so weniger energieintensive Stoffe wie Zement und Beton benötigt würden. Holz speichere CO2, hinterlasse keinen problematischen Müll und sorge für ein angenehmes Raumklima.
Die rund 600 Einwohner große Hunsrückgemeinde Mörsdorf setze hier ein Zeichen für die Steigerung der dortigen Wohn- und Lebensqualität und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Der Neubau aus Holz wird nach dem Prinzip von einem „Dorf im Dorf“ umgesetzt. Diese Gebäudearchitektur passt sich städtebaulich dem Dorfcharakter an und verbindet den historischen Ortskern mit dem Neubaugebiet.
Das „Dorf im Dorf“ besteht aus einer Mensa, flexibel nutzbaren Kita-Gruppenräumen, einem Zimmer für die Kita-Leitung, der Bereitstellung eines Arztzimmers und eines Büros für die Gemeindeschwester als Anlaufstelle für die Bürger sowie Räumlichkeiten für die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder. Der gesamte Gebäudekomplex besteht aus mehreren eingeschossigen barrierefreien „einzelnen Häusern“, die so zueinander ausgerichtet und konstruiert sind, dass sie sehr variabel entsprechend der jeweiligen Notwendigkeit zusammengeschaltet oder auch voneinander abgetrennt werden können.
Neben dem außergewöhnlichen Nutzungskonzept haben die Aspekte Klimaschutz und Ökologie eine elementare Bedeutung. Grundvoraussetzung hierfür ist das klimafreundliche Bauen mit Holz.
Die für die Hauptkonstruktion des Gebäudekomplexes gewählte Bauweise ermöglicht einen qualitativ hohen Grad an Vorfertigung der Elemente bereits im Werk und somit für einen raschen Baufortschritt. Durch konstruktiven Holzschutz wird sichergestellt, dass das Holz vor Witterungsschäden und Verfall geschützt bleibt und der Gebäudekomplex viele Jahrzehnte genutzt werden kann.
Das Gebäude soll zudem mit einem deutlich besseren Energiestandard als gesetzlich vorgeschrieben erstellt werden. Mit dem Fachplaner für Wärmeschutz wird die Erfüllung der Effizienzhaus-Stufe 40 Plus angestrebt.
Die energiesparende Wärmedämmung der Außenhülle, die auch als sommerlicher Wärmeschutz dienen soll, wird mittels recycelter Zellulosedämmung erreicht. Als weiteres Recyclingprodukt soll bei der Bodenplatte sowie den Fundamenten Recyclingbeton zum Einsatz kommen. Das Ziel der Klimaneutralität wird auch bei den technischen Komponenten konsequent verfolgt. Mit der Installation einer großflächigen Fotovoltaikanlage werden der Eigenstrombedarf und der für die Elektromobilität vor Ort benötigte Strom produziert und gedeckt. red/ter