Anstelle des Kirchenschiffs könnte in Zukunft auf einem Teil der Fläche in Leichtbauweise ein gläserner Pavillon als Begegnungsstätte entstehen, der mit großen Türen zum Platz hin geöffnet werden kann. Rund 50 Menschen sollen in dem Raum Platz finden. Das Trierer Bistum hat bereits seine Bereitschaft signalisiert, der Stadt das Gelände, auf dem das Kirchenschiff steht, kostenfrei zu übertragen. Der Turm hingegen wird saniert, und im Inneren entsteht ein Andachtsraum.
Siebenmal hatte sich die offene Arbeitsgruppe, die sich mit der Zukunft der Kirche im Ort beschäftigt, bereits getroffen. Der drohende Abriss des Kirchenschiffs (unsere Zeitung berichtete) beschäftigt die Katholiken schon seit geraumer Zeit. So kamen am Dienstagabend knapp 100 Menschen in die Rheinhöhenhalle, um sich über das Vorhaben zu informieren – für einen Ort mit etwas weniger als 500 Einwohner eine beachtliche Zahl.
Rückblick: Seit Ende 2015 finden in der Heilig-Kreuz-Kirche keine Gottesdienste mehr statt. Das Kirchenschiff ist stark sanierungsbedürftig, das Dach einsturzgefährdet. Zwei Jahre nach der Schließung, im November 2017, wurde bekannt, dass das Trierer Bistum kein Geld mehr in eine Sanierung des Kirchenschiffes investieren wird.
Seit vier Jahren feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste in der Rheinhöhenhalle in schmucklosen Stuhlreihen. Als provisorischer Altar dient ein Tisch, auf den ein großes Kreuz gestellt wurde. Vor diesem Altar nahmen am Dienstag dann einige Mitglieder der Arbeitsgruppe Platz, um den Menschen zu berichten, welche Möglichkeiten es für die Zukunft der Kirche gibt.
Die Zahl der Katholiken ist rückläufig. Auch in der hiesigen Region, berichtete Michael Brahm, Vorsitzender des Pfarreienrats. Gab es in der Pfarrei Oberwesel, zu der die Kirchen Liebfrauen und St. Martin mit den Filialen Dellhofen und Engehöll gehören, im Jahr 1999 noch 2287 Katholiken, so waren es 2014 nur noch 1776. Ein Minus von 22,3 Prozent. Eine Entwicklung, die sich quer durch das ganze Land zieht.
Im Stadtteil Dellhofen ist die Zahl der Kirchgänger in den vergangenen Jahren noch stabil gewesen. Bis auf die letzten drei Jahre. „Wenn eine Kirche geschlossen wird, geht ein Stück Heimat verloren und die Menschen bewegen sich auch ein Stück weit weg“, fasste Brahm die aktuelle Situation zusammen.
Es ist kein einfacher Prozess, in dem sich die Dellhofener Katholiken derzeit wiederfinden. Im Stadtteil leben auch Menschen, die 1961 ihre Kirche mit eigenen Händen aufgebaut haben. Und die emotional an ihrem Gotteshaus hängen. Die Arbeitsgruppe hatte an diesem Abend die Aufgabe, auch ihnen zu erklären, dass es zum Abriss des Kirchenschiffs wohl keine Alternative geben wird. „Die Sanierung der Kirche ist meines Erachtens schlicht und ergreifend vom Bistum nicht mehr gewollt“, fasste der angehende Bürgermeister der Stadt Oberwesel, Marius Stiehl, zusammen. Aus dem Publikum gab es zustimmenden Beifall. „So ist es!“, rief ein älterer Herr aus den hinteren Reihen.
Dellhofen ist mit dieser Entwicklung aber nicht allein. Experten sind schon lange der Meinung, dass man erst am Anfang einer Welle von Kirchenschließungen steht. „Da ist ein Totalschaden wie hier eine Steilvorlage“, bemerkte der frühere Ortsvorsteher Harald Frinken aus dem Publikum.
Er machte deutlich: „Das Dorferneuerungsprogramm ist die einzige Chance, die wir haben. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.“ Denn Dellhofen ist Schwerpunktgemeinde und kann von Mitteln aus dem Programm für die Gestaltung eines neuen Dorfmittelpunkts profitieren. Ein kleiner Wermutstropfen, für den im Gegenzug aber schnelle Entscheidungen gefragt sind. Denn in knapp einem Jahr läuft die Einreichungsfrist ab. Bis dahin muss die Planung fertig sein.
Als aus dem Saal die Forderung nach einer Kostengegenüberstellung laut wird, erläutert der Architekt Hubertus Jäckel, dass Experten eine Sanierung der Kirche inklusive Dach, Heizung und Außenwand auf rund 600.000 Euro schätzen. „Das ist eine seriöse Kostenaufstellung“, betonte er. Das Papier dazu sei mehr als 300 Seiten stark.
Ein Abriss des Kirchenschiffs würde auf der anderen Seite rund 125.000 Euro kosten, von denen das Trierer Bistum 80 Prozent übernehmen will. Die Sanierung des Kirchturms kostet weitere 90 bis 100.000 Euro. Auch hier will das Bistum 80 Prozent tragen.
Die Platzgestaltung ist mit rund 120.000 Euro kalkuliert. „Hier trägt Trier vielleicht 20 Prozent, 80 Prozent die Zivilgemeinde“, sagte Jäckel. Auch die Kosten für den Bau der Begegnungsstätte muss die Kommune übernehmen. Hier rechnet der Architekt mit rund 200.000 bis 250.000 Euro. Bei der Neugestaltung des Platzes in einen Ort der Begegnung kann Dellhofen aber mit Mitteln aus der Dorferneuerung rechnen.
„Aber da sind wir auch schon bei knapp 600.000 Euro“, bemerkte ein Einwohner. „Ja, da bewegen wir uns in Richtung der Generalsanierung“, stimmte der Architekt zu. Die Krux ist aber, dass es kein Geld für eine Generalsanierung vom Trierer Bistum geben wird. Ein Kritikpunkt, den die Dellhofener der Arbeitsgruppe mit auf den Weg gaben, betrifft die geplante Größe der Begegnungsstätte. Wiederholt regten sich Zweifel, dass 50 Plätze ausreichend sind. Eine Zuhörerin regte an, sich zunächst über die inhaltliche Gestaltung abseits der Gottesdienste Gedanken zu machen, um ausloten zu können, welche Voraussetzungen das Gebäude dafür erfüllen muss.
Es ist noch nichts beschlossen, versicherten die Beteiligten mehrfach. „Das Ganze geht nicht über die Bühne, wenn hier die Mehrheit sagt: Nein, das wollen wir nicht“, sagte Brahm. „Wir treffen keine einsamen Entscheidungen“, machte auch Pastor Manfred Weber deutlich und warb dafür, nach vorn zu blicken.
„Wir haben bestimmte Vorgaben bekommen, mit denen wir jetzt zurechtkommen müssen. Das können wir nicht alleine schaffen, nur zusammen mit der Stadt“, sagte der Pastor und betonte: „Diese Begegnungsstätte ist eine Begegnungsstätte nicht nur für kirchliche Zwecke.“ Es sei ein Kopromiss, um den Dorfmittelpunkt zu erhalten.
Neben dem Bistum und dem Pfarreienrat werden sich auch der neue Ortsbeirat und Stadtrat demnächst mit dem Thema beschäftigen.