Vom Sumpf zum Urlaubsparadies
Mobilheimpark Lingerhahn erfreut Camper seit 50 Jahren
Seit 50 Jahren betreibt Familie Christ den Campingplatz "Am Mühlenteich" in Lingerhahn. Aufgebaut hat ihn Will Christ (hinten links) zusammen mit seiner Frau Anneliese (hinten rechts). Das Familienunternehmen komplett machen Sohn Heribert (vorne links) und seine Frau Janny.
Lara Kempf

Vor 50 Jahren verwandelte Willi Christ ein unscheinbares Waldstück in Lingerhahn in einen Campingplatz. Heute gehört der Mobilheimpark „Am Mühlenteich“ zu den 100 beliebtesten Deutschlands. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis des Familienbetriebs?

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Wohnwagen und Mobilheime – das ist seit 50 Jahren die Welt von Familie Christ. 1972 entschied sich der aus Koblenz stammende Willi Christ dazu, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er kaufte ein rund zehn Hektar großes Wald- und Sumpfgelände in der Nähe von Lingerhahn. Innerhalb von drei Jahren baute er dort den Camping-Mobilheimpark „Am Mühlenteich“ auf. In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen 50-jähriges Bestehen. Doch wie kam die Familie überhaupt dazu, einen Campingplatz zu eröffnen? Und wieso zog es sie in den Hunsrück?

„Wir haben als Familie schon immer gerne gecampt. Irgendwann ist dann die Idee entstanden, selbst einen Campingplatz zu errichten“, erinnert sich der 85-jährige Willi Christ. Dass es sie in den Hunsrück zog, war nicht von Anfang an geplant. Voraussetzung war, dass das Gelände im Umkreis von 50 Kilometern sein sollte, damit das benötigte Material für den Bau mit den Lkws gut transportiert werden konnte. „Im Hunsrück gab es zu dieser Zeit noch wenige Campingplätze, deswegen haben wir uns für diese Region entschieden“, sagt der 85-Jährige, der in dem Familienbetrieb noch immer fleißig mithilft.

Im Sommer können Camper auch das Naturschwimmbad auf dem Campingplatz nutzen.
Lara Kempf

Da Christs Vater ein Abbruchunternehmen leitete und somit über einen großen Maschinenpark verfügte, konnte das Gelände schnell aufbereitet werden. Nach drei Jahren Bauzeit wurde der Camping-Mobilpark 1975 schließlich eröffnet. Er bietet rund 400 Plätze für Wohnmobile und -wagen sowie für Mobilheime. Neben Touristikplätzen gibt es rund 200 Dauerplätze, die von Gästen für eine längere Zeit oder immer wieder genutzt werden. Die Mobilheime, die auf dem Gelände des Campingplatzes stehen, können die Gäste bei einer Firma erwerben und dann auf ein Grundstück stellen, das sie bei Familie Christ mieten. „Wir vermieten die Grundstücke erst einmal für fünf Jahre. Danach wird die Mietdauer immer um weitere fünf Jahre verlängert“, sagt Heribert Christ. Willi Christs Sohn ist zusammen mit seiner Frau Janny ebenfalls Teil des Familienbetriebs.

Um den Gästen auch Freizeitaktivitäten bieten zu können, stattete die Familie den Campingplatz mit vielen Beschäftigungsangeboten aus. In einem Restaurant inklusive Biergarten können die Camper in der Hauptsaison jeden Abend von 18 bis 22 Uhr etwas Warmes essen. Im Sommer finden im Biergarten zudem verschiedene musikalische Veranstaltungen statt. Hier steht besonders ein alter Wagen der Wuppertaler Schwebebahn im Fokus, den die Familie Ende der 70er-Jahre erwarb. Auch eine Grillhütte, die ebenfalls für Feste genutzt wird, gehört zum Repertoire des Campingplatzes.

Sogar eine Kapelle gibt es auf dem Campingplatz. Sie wird von zahlreichen Campern genutzt, weiß Willi Christ.
Lara Kempf

Eine Besonderheit stellt das Naturschwimmbad dar, das die Familie aus dem seit den 1930er-Jahren existierenden Mühlenteich gestaltet hat. „Hier haben die Kinder im Sommer viel Spaß“, sagt Willi Christ. Ein Billardraum, eine kleine Bücherei, ein Spiel- und Fußballplatz sowie ein Rodelhügel und ein Ententeich bieten weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für die Gäste. Auch die Kapelle, die Willis Vater Heinrich 1995 auf dem Gelände für seine verstorbene Frau baute, nutzen viele Gäste, weiß der Betreiber.

1982 riss das Abbruchunternehmen der Familie Christ den Wasserturm im Koblenzer Stadtteil Karthause ab. Die Kuppel wurde abgehoben und als Andenken auf den Campingplatz gebracht. Seitdem dient sie als Dach der Grillhütte. Auch einige Statuen – zum Beispiel von Kirchenauflösungen – konnte Christ als außergewöhnliche Dekostücke für seinen Campingplatz gewinnen.

In der Grillhütte auf dem Gelände des Campingplatzes finden verschiedene Feierlichkeiten statt. Senior-Chef Willi Christ ist ein breites Angebot auf seinem Campingplatz wichtig.
Lara Kempf

Seit rund sieben Jahren bietet der Mobilheimpark auf seinem Gelände auch Übernachtungen in sogenannten Safari-Lodge-Zelten an. Sie sind im afrikanischen Stil eingerichtet und haben zwei Etagen. Angemietet werden können sie bei einer Firma. „Diese Art von Camping wird auch sehr gut angenommen“, betont Heribert Christ.

Da in der Hauptsaison teilweise bis zu 800 Gäste auf dem Campingplatz sind, hat die Familie zusätzlich noch rund fünf Angestellte, die zum Beispiel in der Gastronomie mithelfen. „Der Platz war von Anfang an immer gut belegt“, sagt Willi Christ. Dabei kommen die Camper meistens aus einem Umkreis von 200 Kilometern. „Einige kommen aus Richtung Koblenz und Köln, aber wir haben auch viele niederländische oder französische Gäste“, betont der Senior-Chef. Zudem gibt es Rentner, die ihr Haus aufgegeben haben und fest in dem Mobilheimpark wohnen.

Wer statt Camping lieber Glamping, also luxuriöses Camping, erleben will, kann in Lingerhahn auch Lodge- und Safarizelte mieten. Sie sind im afrikanischen Stil erbaut und eingerichtet.
Lara Kempf

In den vergangenen 50 Jahren hat der Campingplatz eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten. Bereits ein Jahr nach seiner Gründung wurde er Sieger beim Landeswettbewerb „Vorbildliche Campingplätze in der Landschaft“. In den Jahren 2021 bis 2025 erhielt er jeweils die Auszeichnung „Top 100 der beliebtesten Campingplätze in Deutschland“ sowie „Top 10 der beliebtesten Campingplätze in Rheinland-Pfalz“. In diesem Jahr gehört er sogar zu den „Top 1001 der beliebtesten Campingplätze in Europa“. „Darüber freuen wir uns sehr. Aber wir arbeiten natürlich auch darauf hin“, sagt Willi Christ. Dem stimmt auch der Junior-Chef zu. „Für mich ist die Arbeit kein Beruf, sondern eine Berufung.“

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