An der Rhein-Mosel-Straße in Emmelshausen herrschte am Montagmittag reger Betrieb. „Heute Morgen und vor allem am Samstag war viel los“, berichtet Anja Drexel, die das gleichnamige Modegeschäft in Emmelshausen an der Rhein-Mosel-Straße betreibt. Samstag hätten ihre Kunden teilweise vor der Tür warten müssen, damit sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Laden aufhalten. Dennoch rechnet sie nicht damit, in der kurzen Zeit bis zum Lockdown am Mittwoch noch ihre komplette Winterware verkaufen zu können. „Auf dieser Ware bleiben wir sitzen“, sagt sie. In der Wintersaison im kommenden Jahr kann sie die Artikel nur noch für den halben Preis verkaufen.
Während des Lockdowns will sie analog zum vergangenen Frühjahr wieder einen Lieferservice anbieten. „Wir sind ja routiniert und haben schon Übung“, betont Anja Drexel. Im vergangenen Frühjahr ist sie in der Lockdown-Zeit mit Tüten voller Bekleidung zu ihren Kunden bis an die Haustür gefahren. „Wir haben die Waren hingebracht und wieder eingesammelt. Das hat sich für uns richtig rentiert“, sagt sie. Ihr Ladengeschäft bleibt auch am heutigen Dienstag noch bis 20 Uhr geöffnet.
Dass der Lockdown kommen würde, damit hatten die Händler gerechnet. Allerdings hatten viele gehofft, das Weihnachtsgeschäft noch komplett mitnehmen zu können. Das berichtet auch Daniela Brück von „Mode am Kreisel“, das schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite in Emmelshausen beheimatet ist. Sie hat ihr Geschäft montags normalerweise geschlossen – auch sie öffnete gestern ihre Ladentüren außer der Reihe. Ihren Hermes-Paketshop im Ladengeschäft darf sie auch im Lockdown weiter betreiben. Aber ihr Bekleidungsgeschäft muss dann geschlossen bleiben.
„Das ist nicht schön für uns als Einzelhändler“, betont sie. Das Weihnachtsgeschäft sei schon im November nicht so gelaufen wie in den Vorjahren, weil so mancher Kunde aus Angst vor einer Ansteckung lieber daheim geblieben war. „Wer weiß, wann wir wieder öffnen dürfen? Und was machen wir mit unserer ganzen Ware?“, fragt sie. Die Winterware verkauft sie deshalb nun für die Hälfte des regulären Preises. Während des Lockdowns will auch Daniela Brück wieder einen Abhol- und Lieferservice für ihre Kunden anbieten.
Für die Parfümerien sind die letzten Tage vor Weihnachten die Hauptgeschäftszeit – bei der Parfümerie Kilb in Emmelshausen ist am Montag viel zu tun. Ab Mittwoch sind zwei von drei Filialen zu. „Das ist schlimm“, sagt Parfümerie-Inhaberin Monika Kilb aus Emmelshausen. Sie rechnet damit, dass sie im Lockdown wieder Kurzarbeit für einen Teil ihrer Mitarbeiter anmelden muss, denn ihre Filialen in Kastellaun und Simmern wird sie in dieser Zeit komplett schließen müssen. Immerhin: Das Geschäft in Emmelshausen darf weiter Kunden empfangen, da dort auch Drogerieartikel verkauft werden und ein Reformhaus angegliedert ist. „In Simmern und Kastellaun werden wir unsere Kunden wieder nach Emmelshausen verweisen“, sagt Monika Kilb. Sie und ihre Mitarbeiter wollen in der Zeit des Lockdowns wieder einen Lieferservice sowie telefonische Beratungen und Beratungen per Videochat anbieten.
Einen regelrechten „Run“ verzeichnet derzeit die Buchhandlung Schatzinsel in Simmern. „Wir können uns wirklich nicht beklagen, was die Einnahmen angeht“, berichtet Inhaber Karl Werner. Allerdings seien er und seine Frau Sabine aufgrund des Arbeitspensums ziemlich am Limit. „Wir haben mehr zu tun als sonst in der Vorweihnachtszeit“, sagt Werner. Denn vermutlich gingen die Kunden davon aus, sie könnten ab Mittwoch nicht mehr dort einkaufen. Dem allerdings sei nicht so. Seit Jahren schon betreibt die Buchhandlug einen Onlineshop, der auch während des Lockdowns genutzt werden kann. Dort können die Bücher per Versand geordert werden, die Kunden können ihre Bestellungen aber auch weiterhin abholen. „Wir machen ab Mittwoch einen Außer-Haus-Verkauf“, erklärt Werner, die Buchhandlung sei zu den gewohnten Öffnungszeiten besetzt. Zudem bietet die Schatzinsel einen Lieferservice an.
Vor Arbeit kaum retten können sich vor der Schließung am Mittwoch auch die Mitarbeiterinnen des Porzellanhauses Kaefer in Sohren. Generell herrscht in dem Fachgeschäft in der Vorweihnachtszeit Hochbetrieb, zumal es dort nicht nur passende Geschenke, sondern auch reichlich Baumschmuck zu kaufen gibt. Auch Kaefers haben gestern und heute von 8 bis 20 Uhr durchgehend geöffnet, um noch möglichste viele Kunden bedienen zu können, bevor auch diese nur noch auf den Onlineshop zugreifen können. Dieser ist ohnehin eine wichtige Einnahmequelle für das Fachgeschäft, kommt aber auch an seine Grenzen. „Coronabedingt haben wir erheblich mehr Bestellungen. DHL benötigt auch ein bis zwei Werktage länger für die Zustellung der Pakete. Wir bemühen uns, Ihre Bestellung sofort zu bearbeiten, jedoch kann es sein, dass Ihr Paket vier bis zehn Werktage benötigt, bis es bei Ihnen eintrifft“, heißt es auf der Internetseite.
Ihre Buchbinderwerkstatt hat in diesem Jahr der Corona-Pandemie Sylvia Kammler aus Kastellaun vor vor Schlimmerem bewahrt, während sie in ihrer Papeterie erhebliche Einbußen durch den Lockdown im Frühjahr und ausbleibende Kundschaft in den letzen Wochen erleiden musste. Feine Papiererzeugnisse werden als zusätzliche Geschenke oft erst in den Tagen unmittelbar vor dem Fest gekauft. Das fällt jetzt wegen des Herunterfahrens des öffentlichen Lebens und der Schließung der Einzelhandelsgeschäfte weg. Hochwertige Schreibutensilien, Weihnachtssterne, Engel und Ledertaschen kann Kammler wegpacken und hoffen, dass sie damit 2021 immer noch den Geschmack und die Vorlieben ihrer Kunden trifft. Als besonderen Service hat sie heute bis 22 Uhr ihr Geschäft in der Marktstraße geöffnet.
Dagegen boomt die Buchbinderwerkstatt. Offensichtlich haben viele Liebhaber bibliophiler Kostbarkeiten in den vergangenen Monaten in Buchregalen und Kisten gestöbert, und dabei etliches entdeckt, was endlich mal von der Buchbinderin neu eingebunden oder restauriert werden könnte.
Franziskus Weinert, Inhaber von Hermann Spiel- und Schreibwaren in Oberwesel, ist froh, dass sein Unternehmen nicht nur vom stationären Handel, sondern auch vom Onlinegeschäft lebt. Trotz Lockdown werden per Paketdienst alle, die online bestellt haben, ihre Sendungen pünktlich zum Weihnachtsfest erhalten. “Tonies“, das sind Hörfiguren für Kinder, sind der große Renner. Aber auch die klassische Modelleisenbahn, für die Weinert in der Szene ein bundesweit begehrter Experte und Ansprechpartner ist, verzeichnet enorme Zuwachsraten. Die Marke „Märklin“ ist wieder in. Bis zu 200 Pakete gehen zurzeit täglich auf die Reise. Und wer will, kann sich weiterhin seine Lieblingslok auch im Abholservice besorgen. ces, bed, wd