Mittelrhein – Anna Klapper ist bereit: Die Königin vom Mittelrhein schickt sich an, Deutsche Weinmajestät zu werden. Sie hat alle Chancen, am Freitag, 30. September, in Neustadt an der Weinstraße zur Repräsentantin aller 13 Weinanbaugebiete gekürt zu werden – ob als Königin oder Prinzessin ist zweitrangig. Falls es nicht klappt, wird die Bopparderin aber kein Trübsal blasen. Die Studentin der Betriebswirtschaftslehre (BWL) kann auch ohne die finale Krönung erhobenen Hauptes die letzte Etappe eines ereignisreichen Jahren in Angriff nehmen.
Die 24-Jährige war die Überraschungssiegerin bei der Wahl zur Mittelrheinweinkönig im November 2010. Niemand hatte sie auf der Rechnung. Kein Wunder: Während ihre Mitbewerberinnen als örtliche Weinköniginnen im Repräsentieren schon geübt waren oder im elterlichen Betrieb eine Menge weinhaltige Luft inhalieren konnten, musste Anna Klapper als Seiteneinsteigerin ganz von vorne anfangen. Immerhin hatte sie das Wein-Gen von ihrer Mutter mitbekommen. Oma und Opa waren dem Weinbau verhaftet, die Großmutter an der Mosel, der Großvater am Mittelrhein. Als Kind durfte sie mit in den Wingert gehen. Vielleicht ist aus den frühkindlichen Erinnerungen an die großelterlichen Weinberge ihre Liebe zum Wein erwachsen. Während ihres BWL-Studiums wandte sie sich ein Semester lang dem Wein wissenschaftlich zu und schloss die Prüfung als Beste ab.
Wo Wein wächst, ist es steil. Das hatten ihr früher die Weinberge an Rhein und Mosel vermittelt. Als Kandidatin für die deutsche Weinkrone muss sie sich jedoch in allen 13 Weinanbaugebieten auskennen und ihre Vorlieben für die Steillagen hintanstellen.
Einen anstrengenden Vorbereitungsmarathon hat sie bis zum Finale am 30. September zu bewältigen. Bereits am heutigen Dienstag schaltet das Südwestfernsehen in der Landesschau ab 18.55 Uhr live zu ihr nach Boppard-Buchenau. Am Samstag fällt dann in Neustadt die Vorentscheidung. Bei der Fachbefragung muss Anna Klapper die Jury überzeugen. Wenn dies gelingt, kommt sie mit fünf weiteren Kandidatinnen ins Finale. Wenn nicht, wird sie als Jury-Mitglied die neuen Weinmajestäten mitwählen. „Ich bin auf jeden Fall beim Finale in Neustadt dabei“, sagt sie ganz gelassen.
Als Mittelrhein-Weinkönigin ist sie noch bis 26. November im Amt. Dann darf sie in der Bopparder Stadthalle ihre Nachfolgerin krönen. Vermutlich werden an diesem Tag ihre Gedanken durch ein bewegtes und spannendes Jahr schweifen. Viele der fast 50 offiziellen Termine werden haften bleiben. Zahlreiche Begegnungen mit Prominenten und ganz normalen Menschen hat sie in vollen Zügen genossen. Denn gerade im Umgang mit Menschen sieht sie ihre Stärken. Gerne erinnert sie sich an die beiden Australier, die bei der Weinmesse in Bacharach so sehr von ihr angetan waren, dass sie sie mit nach Queensland nehmen wollten. Oder an die vielen Weinproben, die sie moderieren durfte. Dass so etwas mittlerweile zu ihrer Kernkompetenz zählt, können die Bopparder am Sonntag bei der großen Weinprobe am ersten Weinfestsonntag erleben. Wolfgang Wendling