„Die Themen Umwelt- und Klimaschutz haben mich schon immer bewegt, ich freue mich, hier meine privaten Leidenschaften beruflich einbringen zu können“, sagt Schumann. Wie ernst er es damit meint, belegen unter anderem viele Kilometer, die er bei der Aktion Stadtradeln im Juni zurücklegte. Auch sonst pendle er meist mindestens einen Teil des Wegs mit dem Rad.
Nach seiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker arbeitete er bei der Stadtentwässerung Köln, bevor er die vergangenen 13 Jahre als Elektrotechniker und Fachbereichsleiter der Elektrotechnik bei der Stadtentwässerung Koblenz tätig war. „Hier habe ich mir eine Kernkompetenz in der Sanierung von Pumptechnik und Gebäudesanierung erarbeitet“, berichtet er.
Mir ist es dabei wichtig, für die Themen zu sensibilisieren, die Kollegen abzuholen und niemanden damit vor den Kopf zu stoßen.
Boppards Energiemanager Robert Schumann.
Während Klimaschutzmanager Dominik Nachtsheim auch häufiger in der Öffentlichkeit und nach außen wirkt, so sieht Schumann seine Tätigkeit mehr als eine, die sich stärker in der Verwaltung nach innen richtet. Neben der Optimierung der Gebäudetechnik betreibt er viel Netzwerkarbeit und koordiniert auch die in diesem Bereich tätigen Mitarbeiter. „Mir ist es dabei wichtig, für die Themen zu sensibilisieren, die Kollegen abzuholen und niemanden damit vor den Kopf zu stoßen“, sagt Schumann. Während die politische Forderung häufig ist, so schnell wie möglich Ergebnisse vorzuweisen, hält er es erst mal für nötig, den Stand möglichst präzise zu erfassen und zu bewerten.
Auf Grundlage einer guten Bestandsanalyse könne man dann wirtschaftliche und nachhaltige Entscheidungen treffen. „Die Stadt will ja auch in die Gebäude investieren, aber vor allem sinnvoll.“ Er baue dabei auf die Erfassung der Liegenschaften des Klimaschutzmanagers auf. In der Umsetzung konkreter Projekte könne er den Kollegen entlasten. Nachtsheim und Schumacher vertreten sich zudem gegenseitig. Es gibt also Schnittmengen, aber es dürfte genug für beide zu tun geben.
System aus Hard- und Software
Ein Energiemanagementsystem besteht aus Hardware wie intelligenten Zählern und Sensoren in den Liegenschaften, die über eine Anbindung Daten übertragen können, sowie einer Softwarebeene. Diese Kombination soll es letztlich ermöglichen, die gesamte Gebäudetechnik von einem zentralen Punkt aus zu überwachen und zu dokumentieren. Das wiederum ist die Grundlage, um zu analysieren und zu evaluieren, ob eine Sanierung das gewünschte Ergebnis bringt.
Das System erkennt jedoch auch Störungen oder außergewöhnliche Verbräuche, die verschiedene Ursachen haben können. Weist etwas auf ein Problem hin, kann man einen Mitarbeiter gezielt zur Überprüfung schicken. Bislang kann es passieren, dass so etwas erst bei der nächsten Nutzung oder turnusgemäßen Überprüfung auffällt, und bis dahin schon viel Strom oder Wärme verloren geht. „Da ist die Digitalisierung ein absoluter Zugewinn“, sagt Schumann. Perspektivisch will er sich auch um die Energiebeschaffung und das Vertragsmanagement dazu kümmern.
LED-Technik bietet hohes Sparpotenzial
Zu den Liegenschaften der Stadt Boppard zählen Rathausgebäude, Schulen, Feuerwehrgerätehäuser, Bauhöfe, das Freibad, Dorfgemeinschaftshäuser und Kitas. Hinsichtlich der Bausubstanz und ihrer Nutzung sind sie sehr unterschiedlich. Eines haben die meisten der Gebäude jedoch gemeinsam: einen hohen Verbrauch an Energie.
Eines der ersten konkreten Projekte ist die Umrüstung der Niederkirchspielhalle auf LED-Beleuchtung samt intelligenter Steuerung. Bei einer Bruttoinvestition von rund 26.000 Euro spart die Stadt voraussichtlich 2000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das entspricht einer Ersparnis von jährlich einer Tonne CO2 und 1000 Euro allein bei den Stromkosten. Durch die längere Lebensdauer sinken Personalkosten für Wartung und Instandhaltung. Der Austausch wird zu 100 Prozent aus Kipki-Mitteln des Landes gefördert. An der Grundschule Buchholz werden an 95 Heizkörpern intelligente Thermostate verbaut, die sich vernetzten und somit zentral steuern und überwachen lassen. Auch hier sieht Schumann ein sehr hohes Einsparpotenzial.
Förderung auf drei Jahre angelegt
Die Etablierung des Energiemanagements, also die Personalstelle wie auch die Investitionen der Stadt, werden mit Bundesmitteln gefördert, die Etablierung des Energiemanagements ist auf drei Jahre ausgelegt. Schon während dieser Zeit gilt es, bestimmte Zielvorgaben zu erfüllen. Unter anderem sind mindestens jährlich Energieberichte zu erstellen, und auch ein regelmäßiges Controlling ist vorgesehen.