Demnach macht dem Hahn vor allem der Wegfall der Frachtflüge aus China zu schaffen. Das Luftfahrtbundesamt habe hier in den vergangenen Jahren seine Genehmigungspolitik geändert, erklärt Franke. Seit dem vergangenen Juli verliere man deshalb einen erheblichen Anteil der Umsätze. Franke sprach von 40 Flügen in der Woche. „Während der Insolvenz hätte der Flughafen das nicht überlebt“, sagt Franke. Besonders ärgere es ihn, dass die Flugzeuge nun weiter ins belgische Lüttich fliegen und die Ware dann zum Teil mit dem Lastwagen zum Hunsrück-Flughafen transportiert wird, wo der Händler sie konfektioniert und weitersendet.
Während der Corona-Pandemie sei das Geschäft mit der Fracht angezogen, an diese Zahlen komme man nun nicht mehr heran. Mehr als 250.000 Tonnen wurden etwa 2022 am Hahn umgeschlagen. Im ersten Halbjahr 2024 waren es laut Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), in der der Hahn Mitglied ist, 50.183 Tonnen. Allein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – da waren es 85.714 Tonnen – entspricht das einem Rückgang um rund 40 Prozent. Bei der nötigen Genehmigung für die Flüge aus China treffe das Luftfahrtbundesamt „Einzelentscheidungen“, erklärt Franke auf Nachfrage unserer Zeitung. Man versuche darauf hinzuwirken, dass diese Genehmigungen wieder erteilt werden, den Antrag müsse allerdings die Fluggesellschaft stellen.
Die jüngste Baustelle sei die Sanierung einer Fläche auf dem Vorfeld, die von „Betonkrebs“ befallen sei (wir berichteten). In den nächsten sechs bis neun Monaten wolle man die Digitalisierung auf dem Flughafen vorantreiben und andernorts mittlerweile übliche Verfahren wie die Selbstaufgabe von Gepäck ermöglichen.
Gut von den Corona-Jahren erholt
Im Passagierbetrieb habe man sich „gut von den Corona-Jahren erholt“, drückt es Franke aus. Zuletzt hatte man über die Sommermonate und die Ferienzeit im Juli und August annähernd 382.000 Fluggäste gezählt, wie die Flughafengesellschaft in einer Pressemitteilung erklärte. Mallorca, London-Stansted und Girona waren die Top-3-Ziele. Ryanair plane im Spätjahr 2024 eine vierte Maschine am Hahn zu stationieren, im nächsten Jahr eine fünfte, stellte Franke in Aussicht.
Die Anzahl der Fluggäste entspreche einem Plus von rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Frühjahr hatte Franke für 2024 optimistisch die Zielmarke von zwei Millionen Passagieren ausgegeben. Mit der Zahl der Passagiere stehen und fallen auch zwei weitere Einnahmequellen. Ein wichtiges Standbein sei der Handel, erklärte Franke, aber auch ohne die Einnahmen aus Parkgebühren könne der Flughafen nicht wirtschaftlich laufen.
Hier habe es früher eine völlig falsche Preispolitik gegeben. Zu teure Parkgebühren hätten dafür gesorgt, dass Grundstückseigentümer in der näheren Umgebung dem Flughafen Konkurrenz gemacht haben. Neben der Frachtabwicklung spreche mit der Hangar 901 Aircraft Maintenance als wichtiger Standortfaktor für eine positive Entwicklung am Hahn, sagt Franke – ebenso wie die Tatsache, dass der Hahn einer der wenigen Flughäfen in Deutschland ist, für den keine Nachtflugeinschränkungen gelten.
Großer Anteil Transitpassagiere
Die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn (BI) mit Sitz in Altlay hatte die im Sommer veröffentlichten Passagierzahlen und insbesondere das Jahresziel kritisch hinterfragt. Die Bürgerinitiative ordnet den Anstieg der Passagierzahlen anders ein als die Hahn-Geschäftsführung. Unter den Passagieren sei ein großer Anteil an „Transitpassagieren“ zu verzeichnen, etwa US-Soldaten auf der Durchreise. Dass die Passagierzahlen nicht in gleichem Maße mit dem Ausbau des Angebots steigen, spreche für eine sinkende Auslastung der Maschinen, schreibt die BI. Das wiederum wirke sich auf die Rentabilität für die Fluggesellschaften aus. Man wolle dies weiter beobachten.
Auf die Pressemitteilung angesprochen, sagte Franke, in der Statistik erfasse der Flughafen eben jeden Passagier. Die Zahlen sprechen für ein deutliches Wachstum, bewertete er die Zahlen. „Ob wir letztlich genau auf die zwei Millionen kommen oder knapp drunter bleiben – ich glaube an das Erreichen des Ziels“, sagte Franke.