Es sollte eines der größten Nahwärmenetze mit einem Investitionsvolumen von mehr als 12 Millionen Euro werden. Doch nun sah sich der Gemeinderat von Mastershausen gezwungen, das Projekt zu stoppen. Das aber sieht die Gemeinde durchaus auch positiv, denn so kann sie Projekte realisieren, die aufgrund des geplanten Netzausbaus für die Nahwärme bisher aufgeschoben wurden.

92 Prozent der Haushalte machen mit beim Wärmeverbund Mastershausen
Mastershausen. Mit aktuell 320 Abnahmestellen und 92 prozentiger Anschlussdichte wird der neue Mastershausener Wärmeverbund zu den größten kommunalen Wärmenetzen in Rheinland-Pfalz gehören.
Noch vor der Corona-Pandemie starteten die Planungen für die Nahwärme, Mitte 2023 erhielt die Gemeinde eine Förderzusage seitens des Bundes. Danach sollte eine Arbeitsgemeinschaft alle Kosten prüfen und eine Neukalkulation aufstellen. Diese aber hat ergeben: Die Preissteigerungen der vergangenen Jahre lassen sich nicht auffangen. Zudem ist das Interesse der 2023 noch 320 Bürger offenbar stetig gesunken. „300 Haushalte hätten wir gebraucht, am Ende waren nur noch circa 150 Haushalte übrig“, sagt Bürgermeister Jörg Kabelitz. Damit hätten sich die Unterhaltungskosten pro Haushalt vermutlich verdoppelt. Daher sehe der Rat nach aktuellem Kenntnisstand keine Möglichkeit, das Projekt wirtschaftlich umzusetzen.
So zukunftsweisend die Nahwärme sein sollte, so sehr hat das Projekt jedoch andere Vorhaben der Gemeinde blockiert – etwa den Straßen- oder den Glasfaserausbau. Denn beides sollte parallel zum Nahwärmenetz realisiert werden. Andere Vorhaben gerieten zeitlich und finanziell ins Hintertreffen, und die wolle der Gemeinderat nun vorantreiben. „Das ist also der positive Nebeneffekt“, sagt Kabelitz.

Gerade in Sachen Straßenausbau komme die Gemeinde aufgrund von Förderzusagen etwas in Zugzwang. Krasteler Straße und Mittelstraße müssten erneuert werden, Letztere werde jedoch nur im Teilstück Schmiedegasse bis hoch zum Reitweg vollständig ausgebaut. Das habe der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Das habe den Vorteil, dass das Trennsystem für Abwasser und Regenwasser in diesem Abschnitt vollständig angeschlossen werden könne. „Zudem führt diese Lösung zu einer Senkung der Umlagekosten für die Bürger um etwa 75 Prozent im Vergleich zum ursprünglich geplanten Vollausbau der Mittelstraße und ist somit hoffentlich für jeden Bürger vertretbar“, teilt der Gemeinderat mit. Die übrigen Bereiche der Mittelstraße, die Schäden aufwiesen, würden instandgesetzt. Der Glasfaserausbau soll noch in diesem März beginnen, eine Bürgerversammlung zu diesem Thema habe bereits im November stattgefunden.
Eine weitere Herausforderung, die die Gemeinde Mastershausen meistern will, ist die Katholische Kita St. Luzia. „Wir haben zu wenige Kitaplätze, die zweigruppige Lösung reicht nicht aus“, sagt Bürgermeister Kabelitz. Daher stünde die Gemeinde bereits seit einigen Jahren im Gespräch mit der Katholischen Kita gGmbh, die Träger der Einrichtung ist. Um dem Platzmangel Abhilfe zu schaffen, wurde im Begegnungscafé in der „Alt Schul“ eine Nestgruppe eingerichtet, berichtet der Bürgermeister. „Wir hoffen aber, dass wir den Senioren das Café bald wieder zur Verfügung stellen können“, sagt er. Denn die Gemeinde wolle nicht nur das Kita-Gebäude kaufen und sich um einen dem Platzbedarf angepassten Anbau kümmern, sie wolle zukünftig obendrein die Trägerschaft übernehmen.

Gebaut werden soll seitens der Verbandsgemeinde Kastellaun auch ein neues Feuerwehrgerätehaus. „Das derzeitige ist schon seit einigen Jahren marode“, sagt Kabelitz, es entspreche nicht mehr den technischen Voraussetzungen, und die Fahrzeuge müssten in angemieteten Hallen untergestellt werden. Problem sei aber gewesen, einen geeigneten Platz für ein neues Gebäude zu finden. „Den gibt es jetzt, und durch die Erschließung des Platzes ergeben sich auch Änderungen im Gewerbegebiet“, sagt der Bürgermeister. Dort stünden somit wieder neue Flächen zur Verfügung, Interessenten könnten sich an die Ortsgemeinde wenden. Zudem könne sie Kontakt herstellen zu dem Unternehmen, das die Fläche der ehemaligen Möbelwerke übernommen hat. Auch dort stünden Lager-, Hallen- und Büroflächen zur Verfügung. Bauplätze im Neubaugebiet hat die Gemeinde ebenfalls im Angebot.

Was passiert mit Fläche der Möbelwerke Mastershausen?
Mit der Schließung der Möbelwerke Masterhausen Ende Januar wird ein rund 160.000 Quadratmeter großes Grundstück nicht mehr genutzt. Die Boudier Group aus Neunkirchen will die Fläche vermarkten, steht dabei aber vor einer besonderen Herausforderung.
Das größte Projekt aber, das Masterhausen derzeit realisiere, sei der Dorfladen „Tante Enso“. „Einen ersten Kontakt zum Anbieter hatten wir 2022, offiziell gestartet sind die Planungen 2023“, sagt Kabelitz. Im Juni 2023 habe festgestanden, dass „Tante Enso“ nach Masterhausen kommen wolle, im Anschluss sei die Suche nach einem Standort losgegangen. Entschieden hatten sich die Verantwortlichen für einen Platz mitten im Ort, der durch eine Außengestaltung auch zum Treffpunkt werden soll. Mit „vereinten Kräften“ sei der Vertrag vorbereitet und kurz vor Weihnachten unterzeichnet worden. „Die Ausschreibungen laufen, der Spatenstich ist für Anfang oder Mitte April geplant“, berichtet der Bürgermeister.

Der Laden sei rund um die Uhr nutzbar. „Und wir hoffen, dass wir sogar die Weihnachtsgans dort kaufen können“, sagt Kabelitz. Ziel sei es, den Laden mit Produkten wie Eiern, Gemüse, Brot, Honig, Fleisch oder Wurst von regionalen Anbietern zu bestücken. Wer sich vorstellen kann, seine Produkte dort anzubieten, könne sich an die Gemeinde oder den Betreiber unter www.tanteesno.de wenden. „Wir wären um jeden froh, der die Regale bestückt“, sagt Kabelitz. Auch Anteile können im Internet noch erworben werden, denn der Betrieb ist genossenschaftlich organisiert.