Warum gab es bisher keine Sicherung bei Kestert?
Mangelnde Hangsicherung in Kestert? BI wirft der Bahn Versagen vor
Für den BI-Vorsitzenden Willi Pusch zeigt der Vergleich von Fotos des alten Steinbruchs vor dem Felsrutsch (links aus dem Jahr 1990) mit Fotos nach dem Felsrutsch „klar die Versäumnisse der Bahn als Verantwortliche für die Verkehrssicherungspflicht“. Vor allem die große Ähnlichkeit der Felsformationen vor und nach dem Hangrutsch sind für Pusch auffallend.
Bürgerinitiative

Die Bürgerinitiative (BI) im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn wirft der Deutschen Bahn in Zusammenhang mit dem großen Felsrutsch bei Kestert von Mitte März ein massives Versagen bei der Wahrnehmung ihrer Pflicht zur Hangsicherung vor. „Unnötig“ seien Menschenleben gefährdet und Steuergelder in zweistelliger Millionenhöhe verschwendet worden, kritisiert der BI-Vorsitzende Willi Pusch und wird noch konkreter.

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Für den BI-Vorsitzenden Willi Pusch zeigt der Vergleich von Fotos des alten Steinbruchs vor dem Felsrutsch (links aus dem Jahr 1990) mit Fotos nach dem Felsrutsch „klar die Versäumnisse der Bahn als Verantwortliche für die Verkehrssicherungspflicht“. Vor allem die große Ähnlichkeit der Felsformationen vor und nach dem Hangrutsch sind für Pusch auffallend.
Bürgerinitiative

„Außerdem sind Bahnreisenden, Schülern, Autofahrern und Güterzugunternehmen durch die siebenwöchige Sperrung der Bahnstrecke und die fünfwöchige Sperrung der B 42 große Zeitverluste entstanden.“

Für Pusch, jahrzehntelanger Vorkämpfer gegen Bahnlärm im Mittelrheintal, steht fest: „Die Aussage der Bahn, die von einem unvorhersehbaren Jahrhundertereignis spricht, ist schlicht und einfach falsch.“ Vielmehr handele es sich um einen sehr großen Felssturz, der in dieser Form nur eine Frage der Zeit gewesen sei, so Pusch.

„Richtig ist auch, dass die Verantwortlichen über Jahrzehnte hinweg nichts dagegen getan haben.“ Für den BI-Vorsitzenden zeigt der Vergleich von Fotos des alten Steinbruchs vor dem Felsrutsch mit Fotos nach dem Felsrutsch klar die Versäumnisse der Bahn „als Verantwortliche für die Verkehrssicherungspflicht“.

Der Fotovergleich zeige die große Ähnlichkeit der Felsformationen vor und nach dem Hangrutsch. Pusch: „Lediglich die Höhe und die Breite der Abbruchsfläche haben sich vergrößert.“ Jetzt auf einmal würden 620 neun Meter tiefe Anker aus Stahl gesetzt sowie Stahlnetze mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern und ein 6 Meter hoher und 100 Meter langer Erdwall errichtet. „Vorher gab es dort schlicht und einfach nichts dergleichen“, resümiert er.

„Der Steinbruch ist von 1912 und war bis in die Nachkriegszeit in Betrieb. Bereits in den 60er-Jahren kam es zu einem verheerenden Felsrutsch, dessen Ergebnis die Felsformation vor dem aktuellen Steinrutsch war.“ Ein solcher Hang, so Pusch weiter, sei bis vor kurzem völlig ungesichert gewesen, während andere problematische Hänge in der Umgebung „in ganz großem Stile“ gesichert worden seien. „Hier hingegen wurde jahrzehntelang fahrlässig Menschenleben aufs Spiel gesetzt und Millionenschäden in Kauf genommen.“

Auf 20 bis 30 Millionen Euro schätzt die Deutsche Bahn die Kosten für Hangsicherung und Beseitigung der Geröllmassen. „Wie viel Geld hätte man sparen können, wenn die Hangsicherungsmaßnahmen rechtzeitig erfolgt wären?“, fragt Pusch. Auch den Behörden sei die Situation bekannt gewesen, glaubt er.

Prof. Georg Wieber, Leiter Landesamt für Geologie und Bergbau des Landes Rheinland-Pfalz, habe sich im Fernsehen wie folgt geäußert: „Durch den Steinbruch, der dort vor mehr als 100 Jahren betrieben wurde, sind natürlich haltende Kräfte vermindert worden“. Für Pusch „stellt sich die Frage, wer in diesem Fall von staatlicher Seite aus als Aufsichtsbehörde für die Überwachung der korrekten Durchführung der Hangsicherung durch die Deutsche Bahn zuständig ist“? tl

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