Versorgungsauftrag der Loreley-Klinik steht fest: Innere Abteilung wird geschlossen - Klinik konzentriert sich auf Orthopädie
Loreley-Kliniken: Nach Fusion keine Notaufnahme mehr

Der Klinikstandort in Oberwesel wird mit St. Goar zusammengelegt und zur orthopädischen Fachklinik umgebaut. Nach der Fusion werden die Notaufnahme und die Abteilung für innere Medizin in Oberwesel geschlossen. Darauf haben sich Träger und Gesundheitsministerium jetzt geeinigt.

Suzanne Breitbach

Mittelrhein. Auf die Loreley-Kliniken kommen im Zuge der Fusion weitere gravierende Änderungen zu: Am Klinikstandort Oberwesel wird nach dem Zusammenschluss mit der Loreley-Klinik St. Goar keine Notaufnahme mehr betrieben. Auch die Abteilung für innere Medizin wird geschlossen. Darauf haben sich Gesundheitsministerium und Träger jetzt geeinigt.

Der Zusammenlegung der beiden Standorte stehe nun nichts mehr im Weg, teilt der Mehrheitsgesellschafter, die Marienhaus-Unternehmensgruppe, mit. Die Loreley-Kliniken werden sich im Zuge dessen weiter spezialisieren und auf ihr Fachgebiet konzentrieren, für das sie bundesweit bekannt sind und einen sehr guten Ruf genießen: Aus dem Klinikstandort in Oberwesel soll künftig eine Fachklinik für Orthopädie werden.

Die Gespräche zwischen Gesundheitsministerium und Träger über den künftigen Versorgungsauftrag hatten sich über Monate hingezogen, in denen für die Bevölkerung unklar war, wie es mit der Notaufnahme weitergeht und wann die Bauarbeiten beginnen. „Die Besprechungen mit dem Ministerium sind sehr gut verlaufen“, betont Marion Christian, die gemeinsam mit Lejla Salihagic die Geschäftsführung der Loreley-Kliniken innehat.

Bauarbeiten beginnen frühestens Ende kommenden Jahres

Eigentlich sollten die Bagger bereits zum Jahresbeginn rollen und die Arbeiten an dem Millionenprojekt beginnen. Doch der Baubeginn verzögerte sich durch die neuen Vorgaben. Nun hoffen die Verantwortlichen, Ende kommenden Jahres mit dem Großprojekt beginnen und es im Laufe des Jahres 2023 abschließen zu können.

Damit folgen die Loreley-Kliniken der Linie, sich stärker zu spezialisieren, was schon im März die AOK in ihrem Krankenhausreport gefordert hat. Dadurch würde sich die Qualität der Behandlung verbessern, hieß es. Das bedeutet allerdings auch längere Wege.

Auch die Menschen der Region St. Goar und Oberwesel werden künftig weitere Wege auf sich nehmen müssen, wenn sie eine Notaufnahme oder eine internistische Station benötigen, etwa nach Simmern, Boppard oder Bingen. „Für die Menschen vor Ort ist das ein großer Nachteil“, sagt Salihagic. Auf der anderen Seite könne die Loreley-Klinik durch die Umstrukturierung ihren Schwerpunkt weiter schärfen, und die Arbeitsplätze bleiben erhalten. „Wir können nicht die Augen vor den gesetzlichen Bedingungen verschließen“, sagt die Geschäftsführerin.

Dass nach der Fusion der beiden Klinikstandorte in Oberwesel keine Notaufnahme mehr vorhanden sein wird, bedeute aber nicht, dass die Patienten nicht mehr versorgt sein werden, betont die Geschäftsführerin Lejla Salihagic. „Wir hoffen, dass wir die Genehmigung für die ambulante Versorgung weiterhin aufrecht erhalten können“, sagt sie. Kleinere Notfälle, wie Schnittwunden oder kleinere chirurgische Eingriffe, möchte die Loreley-Klinik auch in Zukunft behandeln. Die Klinik in Oberwesel ist zudem Sitz einer Zweigstelle des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, die personell von der Klinik abgedeckt wird und eine flächendeckende und wohnortnahe Patientenversorgung außerhalb der Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzte sicherstellen soll.

Die Änderungen werden nicht von jetzt auf gleich umgesetzt. Bis sie vollends zum Tragen kommen, dürften noch rund fünf Jahre vergehen. Während der rund vierjährigen Bauzeit wird das Leistungsspektrum der Loreley-Kliniken unverändert bleiben, teilt die Marienhaus-Unternehmensgruppe mit. Auch ihre Notaufnahme wird die Loreley-Klinik in Oberwesel solange weiter betreiben. Die Zahl der Intensivbetten wird vorübergehend von fünf auf sechs erhöht, sodass die vom Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Kassen geforderte Kapazität zur Teilnahme an der stationären Notfallversorgung erfüllt wird.

Internistische Versorgung nur noch in umliegenden Krankenhäusern

In der künftigen Fachklinik für Orthopädie sollen später die operativen Fächer, also die Wirbelsäulenchirurgie, die Gelenkchirurgie, die Allgemein- und Unfallchirurgie und die Koloproktologie, ohne Abstriche erhalten bleiben. Nach Angaben der Unternehmensgruppe wird die internistische Betreuung der Patienten dann durch die trägereigenen Schwesterkrankenhäuser sichergestellt.

„Auch wenn die Innere Abteilung wegfallen wird, so wird sich an der Gesamtbettenzahl nichts ändern“, teilt die Unternehmensgruppe mit. In der Planung für das Jahr 2023 seien weiter die ursprünglich avisierten 183 Betten ausgewiesen. „Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass die Zahl der Patienten, die an chronischen Rückenbeschwerden leiden und stationär behandelt werden müssen, kontinuierlich steigt. Und in der Behandlung dieser Patienten sind die Loreley-Kliniken mit ihrer großen und langjährigen Expertise als Wirbelsäulenzentrum eine der ersten Adressen bundesweit“, so der Mehrheitsgesellschafter.

Auch an der Zahl der 350 Arbeitsplätze soll sich nichts ändern, es werden sich aber Mitarbeiter in den kommenden Jahren im Haus umorientieren müssen, wie die Geschäftsführerinnen im Gespräch mit unserer Zeitung erläutern. Am 5. November sei die Belegschaft über die Pläne informiert worden. Probleme habe es nicht gegeben. „Die Mitarbeiter wussten, dass sich Veränderungen ergeben werden“, sagt Salihagic.

Dass die beiden Loreley-Kliniken aus wirtschaftlichen Gründen zusammengelegt werden müssen, steht indes schon seit vielen Jahren fest. Nachdem im Jahr 2014 die Erweiterung des Hauptgebäudes favorisiert und geplant wurde, wurde 2016 gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium eine neue bauliche Lösung entwickelt, nämlich ein kompletter Neubau des Bettenhauses.

Umbaupläne müssen angepasst und abgesegnet werden

Für den Umbau, der im laufenden Betrieb stattfinden und einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird, hatte das Land gemeinsam mit den Kostenträgern und der Krankenhaus GmbH St. Goar-Oberwesel beim Bundesversicherungsamt in Berlin die 22 Millionen Euro aus dem Krankenhausstrukturfonds beantragt. Bevor die Bauarbeiten starten können, müssen nun die Haushaltsunterlage-Bau sowie das Raum- und Funktionsprogramm an den neuen Versorgungsauftrag angepasst und vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium geprüft werden.

Was nach der Zusammenlegung mit dem dann leer stehenden Klinikkomplex in St. Goar geschehen wird, steht unterdessen immer noch nicht fest. Dem wollen sich die Verantwortlichen widmen, wenn die jetzt anstehenden Umplanungen abgeschlossen sind und der Zeitpunkt feststeht, ab wann das Gebäude leerstehen wird.

Von unserer Redakteurin Denise Bergfeld

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