In einem Schreiben beklagen sie mangelnde Unterstützung aus dem Leitungsteam - Personelle Veränderungen angekündigt
Loreley-Kliniken: Mitarbeiter sind am Rande ihrer Kräfte und bitten um Hilfe
Der Betrieb in den Loreley-Kliniken in St. Goar (Foto) und Oberwesel ist bis Ende 2020 gesichert, doch im Alltagsgeschäft gibt es Probleme. Mitarbeiter klagen über mangelnden Rückhalt aus der Führungsetage und haben sich mit einem Schreiben an die Bürgermeister gewandt. Foto: Suzanne Breitbach
Suzanne Breitbach

St. Goar/Oberwesel. Mit einem Hilferuf haben sich Mitarbeiter der Loreley-Kliniken an die drei Bürgermeister Thomas Bungert (CDU), Marius Stiehl (CDU) und Falko Hönisch (SPD) gewandt. Darin bedanken sie sich bei den Stadtchefs für den unermüdlichen Einsatz zur Rettung der Kliniken und bitten sie gleichzeitig um weitere Unterstützung. „Leider ist nach der ersten Euphorie die Stimmung in den Häusern sehr gekippt“, heißt es.

Die Mitarbeiter beklagen sich auch über mangelnden Rückhalt im Haus von Teilen der Hausleitung. „Sämtliche Abteilungen sind an ihrem Limit. Das Personal wurde ja eh schon über das ganze Jahr so heruntergefahren, dass wir alle am Rande unserer Kräfte sind“, schreiben sie. Weiter heißt es: „Wir haben alle keinen Ansprechpartner, da wir ja keine Unterstützung von der oberen Reihe bekommen, sondern merken, dass die Situation ja so nicht gewünscht war, sondern die Kliniken geschlossen werden sollten.“ Leider übertrage sich diese Situation auch auf die Ärzteschaft, und es würden nicht mehr alle an einem Strang ziehen.

Die Mitarbeiter bitten die Bürgermeister deshalb, sich mit den Ärzten an einen Tisch zu setzen und in die Krankenhäuser zu kommen, um sich die Bedenken der Mitarbeiter anzuhören. „Wir brauchen dringend Hilfe, sonst ist der erste Sieg doch schon bald verloren“, appellieren die Verfasser des Schreibens an die drei Bürgermeister.

Personelle Änderungen bereits angekündigt

Was das offensichtlich zerrüttete Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Teilen des Leitungsteams angeht, sind bereits personelle Änderungen angekündigt worden. Am Freitag teilte der Geschäftsführer der Loreley-Kliniken, Dr. Klaus-Peter Reimund, mit, dass die kaufmännische Direktorin Ida Gaus und die Krankenhausoberin und Pflegedirektorin Marion Christian zum 31. März aus der Krankenhaus GmbH St. Goar-Oberwesel ausscheiden. „Um einen möglichst reibungslosen Weiterbetrieb zu ermöglichen, werden wir zügig eine Nachbesetzung der entsprechenden Funktionen herbeiführen“, so die Geschäftsführung. Wie der Mehrheitsgesellschafter der Kliniken, die Marienhaus Holding, unterdessen bestätigte, wechselt Marion Christian zum 1. April als Pflegedirektorin an das Marienhaus-Klinikum Hetzelstift in Neustadt an der Weinstraße.

Eine Antwort an die Mitarbeiter auf das an ihn und seine beiden Bürgermeisterkollegen adressierte Schreiben hat der Bürgermeister der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel, Thomas Bungert, am Montag auf den Weg gebracht. Die Verbandsgemeinde und die beiden Städte sind als Minderheitsgesellschafter an den Krankenhäusern mit 45 Prozent beteiligt. In seiner Antwort verweist Bungert auf die Meilensteine, die bislang schon im Ringen um den Erhalt der Kliniken erreicht werden konnten.

Der Klinikbetrieb ist bis Ende 2020 gesichert: „Ich glaube es ist zutreffend, dass durch meinen Vorschlag die sofortige Schließung der Kliniken verhindert werden konnte“, schreibt Bungert. Er hatte Marienhaus eine kommunale Defizitgarantie über eine Million Euro geboten. Die Absichtserklärungen der Kommunen, die Gelder in die Haushalte einzustellen, sind in fast allen Gremien beschlossen. Zudem sei es gemeinsam mit den Kollegen und Geschäftsführer Dr. Klaus-Peter Reimund bei einem Gespräch mit den niedergelassenen und den Klinikärzten gelungen, vorläufig eine Schließung der Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) zu verhindern. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte Bungert, es hätten sich bei den Mitarbeitern zwei Gruppen herausgebildet. Das sei in der jüngsten Mitarbeiterversammlung deutlich geworden. Es gebe eine Gruppe, die hinter der aktuellen Entwicklung stehe und eine, in der vor allem Unsicherheit darüber herrsche, wie es über das Jahr 2020 hinaus noch weitergehen kann. Bei der Versammlung habe er nochmals deutlich gemacht, dass es darauf ankomme, dass Mitarbeiter und Ärzte voll hinter ihrem Krankenhaus stehen, heißt es in Bungerts Antwortschreiben.

Gespräch im Ministerium steht an

Im Hintergrund laufen die Gespräche zur Zukunft der Kliniken weiter. Noch in dieser Woche soll es ein Gespräch im Mainzer Gesundheitsministerium geben, bei dem es um die vom Land zugesagten 22 Millionen Euro aus dem Krankenhausstrukturfonds gehen wird.

Dreh- und Angelpunkt aber wird die Vorstellung des von den Kommunen in Auftrag gegebenen zweiten Gutachtens am 18. Dezember sein. Bungert betont: „Wir erhoffen uns davon neue Erkenntnisse und Entscheidungshilfen für die zukünftige Ausrichtung der Kliniken. Wir stehen sicher im Moment in schwierigem Fahrwasser. Nicht zuletzt, aber auch aus den Verhandlungen mit anderen potenziellen Investoren und Interessenten gewinne ich aber die Erkenntnis, dass eine Fortführung des Betriebes auch über das Jahr 2020 hinaus durchaus möglich erscheint. Das alles wird aber nur gelingen, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten.“

Zeichen der moralischen Unterstützung kommen unterdessen auch aus dem Hunsrück. Als ein weiteres Gremium hat der Verbandsgemeinderat Rheinböllen in seiner Sitzung am 5. Dezember eine Resolution beschlossen. Mit dieser wollen Ratsmitglieder und Bürgermeister aus der VG Rheinböllen ein Zeichen der Solidarität mit all jenen setzen, die sich für den Erhalt der Kliniken engagieren.

Von unserer Redakteurin Denise Bergfeld

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