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Birkheim
Leckschmier: Aus "Die andere Heimat" für die Heimat

Im Schatten exotischer Früchte, die zu Konfitüren verarbeitetet werden, war die gute alte Leckschmier etwas in Vergessenheit geraten. Dank dem Film "Die andere Heimat" könnte sie eine Renaissance erfahren. Die Chance wollen Helga Hoffmann, Rainer Lauf (Mitte) und Günter Retz nutzen.

Werner Dupuis

Birkheim - Kino kann man ab sofort auch schmecken: In dem viel gepriesenen Filmepos "Die andere Heimat" von Edgar Reitz spielt die Leckschmier eine ganz besondere Rolle.

Von unserem Reporter Werner Dupuis

Dieser zähe, fast schwarze Mus, der auch als Lattwersch, Lechsa oder Quetscheschmier bezeichnet wird, war in früheren Zeiten nicht nur im Hunsrück, sondern auch in anderen, vornehmlich landwirtschaftlich geprägten Regionen ein beliebter Brotaufstrich. Geschätzt war er auch zum Süßen von Quarkspeisen oder Desserts.

Gekocht wird die Leckschmier aus vollreifen Pflaumen, manchmal auch vermischt mit Birnen. Dank der Initiative von SooNahe steht das besondere Pflaumenmus ab sofort in den Regalen mit den Produkten der Regionalmarke. Edgar-Reitz-Fans können als besonderes Souvenir die Hunsrücker Leckschmier nach der Heimat-Vorstellung im Pro-Winzkino, nach einem Besuch im Hunsrück-Museum oder im Café Heimat in Morbach mit nach Hause nehmen.

Als bei der Premiere auf der Leinwand die Schabbacher Leckschmier-Kirmes gefeiert wurde, kam Rainer Lauf, dem Initiator und Motor von SooNahe, die spontane Idee: Die Leckschmier gehört unbedingt in unser Sortiment.

Mit Günter Retz, der in seiner Manufaktur in Birkheim Hunsrücker Früchte zu feinen Konfitüren, Gelees und Likören veredelt, fand er den idealen Partner. Als beratende Institution konnte Lauf die Landfrauen gewinnen.

Von der Erntezeit her schon etwas zu spät, begann Retz sofort mit dem Sammeln von Pflaumen. In einem speziell präparierten Kessel begann er mit seinem Werk. Bei Helga Hoffmann, einer versierten Landfrau aus Rohrbach, hatte er vorher Rat eingeholt.

Die reifen und süßen Zwetschgen wurden entkernt und zerkleinert, und dieses Mus wurde mit etwas Wasser bei mäßiger Hitze geköchelt. Zum Dosieren der Hitze ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Der Brei muss stetig umgerührt werden, damit er nicht an dem Kessel ansetzt, geschweige denn anbrennt. Rund fünf Stunden siedet dann die Masse, bis sie dunkel und zäh ist. Die Leckschmier ist fertig, wenn der hölzerne Rührlöffel an jeder Stelle des Topfes aufrecht stehen bleibt.

In der Regel konserviert sich Zwetschgenmus von selbst. Zur Aufbewahrung genügen abgedeckte Steinguttöpfe. Sicherer sind sterilisierte Schraubgläser, in die die noch heiße Masse eingefüllt und verschlossen wird. Durch Umdrehen des Glases für einige Minuten nach dem Schließen können eingedrungene Keime im Deckelbereich abgetötet werden.

Retz und Lauf sind sich sicher, dass ihre Leckschmier, nicht nur durch den aktuellen Heimat-Boom, sondern auch dauerhaft einen Platz im heimischen Marmeladensortiment haben wird. Im kommenden Jahr wird man auf jeden Fall etwas früher mit der Produktion der Hunsrücker Spezialität beginnen.

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