Die von der CDU-Fraktion im Kreisausschuss zuletzt beantragte Idee ist simpel: Weil es auf Sicht wohl schwierig sein wird, im Rahmen der Vereinbarungen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) einen im Kreis vergünstigten oder gar kostenfreien Busverkehr einzuführen, sollen diejenigen, die den ÖPNV nutzen möchten, wenigstens von einer existierenden Möglichkeit der Preisreduktion profitieren können. Die sogenannte Mobilcard des VRM, die für einen Jahresbetrag von 9 Euro erhältlich ist, senkt alle Fahrpreise um 25 Prozent. Diese Karte soll es im Kreis nun auf Antrag für die Bürger kostenfrei geben.
„Für viele Bürger sind die zum Teil hohen Einzelfahrpreise im ÖPNV abschreckend und verhindern so eine bessere Auslastung der eingesetzten Busse“, argumentiert die CDU-Fraktion in ihrer Antragsbegründung. „Mit der VRM-Mobilcard werden die Kosten für alle Einzelfahrten im Verkehrsverbund Rhein-Mosel um 25 Prozent reduziert. Die Zahlung der VRM-Mobilcard durch den Rhein-Hunsrück-Kreis ist rechtlich möglich und wird bereits für hilfebedürftige Bürger des Rhein-Hunsrück-Kreis praktiziert“, erklärt die CDU im Antrag weiter. Bereits in der Vergangenheit gab es im Zuge einer Diskussion um die Einschränkungen der Mobilität im Kreis – beispielsweise für Flüchtlinge oder Menschen ohne Zugriff auf ein eigenes Fahrzeug – die Entscheidung des Kreistags, Personen, die finanzielle Unterstützung benötigen, die VRM-Mobilcard zu gewähren.
Der Personenkreis von Bürgern aus dem Kreis, die kostenfrei eine Mobilcard erhalten, soll nun ausgeweitet werden. „Wir wollen die Bürger vom Angebot des ÖPNV überzeugen“, sagte CDU-Fraktionschef Wolfgang Wagner im Kreisausschuss. Die Karte soll nicht willkürlich verteilt, sondern es sollen die Kosten auf Antrag rückerstattet werden. „Wer 9 Euro für die Mobilitätskarte zahlt und sich das Geld beim Kreis zurückholt, der fährt auch Bus“, sagte Wagner. Er machte zudem deutlich, dass dies ein erster Schritt auf dem Weg zur Kostenabsenkung sein soll.
Konsens ist, dass die aktuellen Preise zu hoch sind, um den Bürgern das ungewohnte und oft nach wie vor ungeahnt umfangreiche Busangebot schmackhaft zu machen. „Der zweite Schritt werden Verhandlungen mit dem VRM sein“, sagte Wagner. Landrat Marlon Bröhr wurde von den Kreisgremien bereits dazu beauftragt, mit dem Verkehrsverbund die künftige Preisgestaltung zu erörtern. Klar ist aber, dass der Kreis nicht eigenmächtig agieren kann, sondern an das Preistableau im VRM-Netz gebunden ist. Wie Wagner verdeutlichte, bedarf es der Zustimmung der VRM-Gremien zu einer umfangreicheren Veränderung des Gefüges. Landrat Bröhr vertritt den Kreis als Mitglied des VRM.
Der CDU-Vorschlag zur kostenfreien Mobilcard fand im Kreisausschuss breite Zustimmung und wurde als Empfehlungsbeschluss dem Kreistag zur finalen Entscheidung übertragen. Am kommenden Montag wird der Kreistag nun vermutlich diesem Ansinnen folgen. „Wir rechnen mit einem maximalen Volumen von jährlich 2000 Anträgen, also mit maximal jährlichen Kosten in Höhe von 18.000 Euro“, erklärte die CDU. Der Betrag wird fraktionsübergreifend gegenüber dem Aufwand, der für leer fahrende Busse betrieben wird, als überaus gering betrachtet. „Wir sehen das als eine sehr unbürokratische Idee an“, sagte Markus Mono (Grüne), der von Daniela Lukas-von Nievenheim unterstützt wurde: „Wir sehen es auch so , dass unbedingt etwas getan werden muss.“
Das Busfahren ist vielen Menschen schlicht zu teuer. So kostet die einfache Fahrt vom Freizeitbad Simmern in Kirchberger Bahnhofstraße ohne Mobilcard beispielsweise 5,15 Euro, die einfache Fahrt vom Bahnhof Buchholz zum Bahnhof Emmelshausen 4 Euro, vom Bahnhof Oberwesel zum Simmerner Bahnhof 8,70 Euro pro Weg. „Ich bin viel in der Stadt unterwegs“, sagte der Simmerner Stefan Wickert (Freie Wähler), „wenn man die leeren Busse fahren sieht, blutet einem das Herz.“Die Mobilcard soll diese Situation nun verbessern. „Es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber das Signal ist wichtig“, sagte Michael Maurer (SPD).
Nach einem Jahr soll das Angebot der kostenfreien Mobilcard bilanziert werden. Ralf Schönborn (AfD) bezeichnete die Lösung als „recht elegant“. Volker Boch