Kontroverse Beratungen
Kommt ein Kulturmanager in die VG Simmern-Rheinböllen?
Das Pro-Winzkino in Simmern, die Aufnahme entstand bei den Filmfestspielen 2023, hat eine ganz besondere Strahlkraft. Der Erhalt dieser Einrichtung liegt den Verantwortlich von Stadt und Verbandsgemeinde am Herzen. Ein Kulturmanager könnte sich unter anderem darum kümmern.
Werner Dupuis

Braucht die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen einen Kulturmanager? Diese Frage wird derzeit unter Kommunalpolitikern heiß diskutiert. Eine endgültige Antwort gibt es noch nicht.

Der Stadtrat Simmern hat bereits zugestimmt, eine Entscheidung des Verbandsgemeinderates Simmern-Rheinböllen indes steht noch aus: Geplant ist, zur Aufwertung und Sicherung des kulturellen Angebots in Simmern und in der Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen einen Kulturmanager einzustellen.

Schwerpunkte des dann bei der Verbandsgemeinde angestellten Kulturmanagers sollen laut einer Beschlussvorlage die Neukonzeptionierung und Professionalisierung des kulturellen Angebots in den wichtigsten Veranstaltungsstätten – das sind die Hunsrückhalle und das Schloss in Simmern – sowie die Fortbestandssicherung des Pro-Winzkinos Simmern sein. Das Land Rheinland-Pfalz hat zugesagt, die Stelle für mindestens drei Jahre mit jeweils 30.000 Euro zu fördern. Den Rest der insgesamt 78.000 Euro sollen sich Stadt und VG teilen – also jeweils 24.000 Euro zahlen. Der Kulturmanager wäre als Partner der professionellen wie auch der ehrenamtlichen Kulturarbeit mitverantwortlich für die Weiterentwicklung des kulturellen Profils für Stadt, Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden.

Bei Hunsrückhalle und Schloss soll neues Konzept her

Hinsichtlich der Hunsrückhalle und des Schlosses geht es um eine Neukonzeptionierung des Angebots, beim Pro-Winzkino um den Erhalt der gesamten Einrichtung. Hintergrund ist: Der Vorstand des Vereins Pro-Winzkino Hunsrück hat der Stadt und der VG mitgeteilt, den Verein zum Ende des Jahres 2026 nicht mehr ehrenamtlich weiterzuführen und sich komplett aus dem Geschäft zurückzuziehen. Zu diesem Zeitpunkt laufen auch die längerfristig ausgelegten Mietverträge für das Kino (Ende 2025) und den Raum9 (Ende 2026) aus. Sie verlängern sich aber bei Nichtkündigung automatisch um ein Jahr.

Nach mehr als 40-jähriger Kulturarbeit haben die neun Kinobetreiber einen Prozess zur Kinoübergabe in Gang gesetzt. Stadt und VG sind wegen der Bedeutung des Kinos für die städtische Infrastruktur in diesen Prozess eingebunden. Wunsch der Kinobetreiber ist eine Übergabe, die weitestgehend die bestehende Programmatik dieser zentralen Einrichtung für das kulturelle Leben in Stadt und Umland gewährleistet – wohl wissend, dass strukturelle Veränderungen in Bezug auf den Betrieb vollzogen werden müssen. Möglich wäre die Weiterführung des Kinos etwa als Privatunternehmen, Verein/Genossenschaft mit hauptamtlicher Geschäftsführung oder als kommunale Einrichtung. Eine Schließung des Kinos hätte direkte Auswirkungen: 40.000 bis 50.000 Zuschauer jährlich weniger in der Stadt, das Ende der Heimat Europa Film-Festspiele und der Wegfall von Veranstaltungen mit mehr als 50 Partnern sozialer und kultureller Institutionen.

Staatssekretär vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration in Überlegungen einbezogen

Wegen der landespolitischen Relevanz wurde Staatssekretär Jürgen Hardeck vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration als tatkräftiger Begleiter und Kenner der hiesigen Kulturszene in die Überlegungen, wie das Kino gerettet werden kann, einbezogen. Schlussendlich sei die Situation des Kinos Teil eines Gesamtproblems, das den Fortbestand der Kulturarbeit im gesamten ländlichen Raum betreffe, heißt es weiter in der Beschlussvorlage.

Der Stadtrat Simmern hat der Kostenübernahme einer Kulturmanagerstelle gemeinsam mit der VG in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zugestimmt. Der VG-Haupt- und Finanzausschuss (HFA) hat am Donnerstagabend nachgezogen und in einem Empfehlungsbeschluss ebenfalls zugestimmt.

„Es ist grotesk, angesichts von 1,1 Millionen Euro Schulden eine neue Stelle zu schaffen.“
Christian Klein (CDU)

Zuvor jedoch ist kontrovers diskutiert worden. Zwei Ausschussmitglieder brachten die gegensätzlichen Meinungen auf den Punkt. Christian Klein (CDU) betonte, angesichts des Schuldenbergs – der noch zu verabschiedende Haushalt sieht bislang ein Minus von 1,1 Millionen Euro vor – sei es grotesk, diese Stelle zu finanzieren, „ungeachtet der großen Bedeutung des Pro-Winzkinos, über die wir nicht diskutieren müssen“. Zudem sei es keine öffentliche Aufgabe, Vereinsstrukturen aufrechtzuerhalten. Seine Fraktion befürchte zudem, dass sich das Land nach drei Jahren aus der Finanzierung herausziehen werde und „wir auf den Kosten sitzen bleiben“.

„Das Programm des Pro-Winzkinos strahlt weit über Simmern und die Verbandsgemeinde hinaus.“
Peter Mumbauer (Freie Wähler)

Peter Mumbauer (Freie Wähler) wollte ihm da „deutlich widersprechen“. Das Programm des Pro-Winzkinos strahle weit über Stadt und Verbandsgemeinde hinaus. Zudem sei das Kulturangebot ein wichtiger Standortfaktor für die gesamte Verbandsgemeinde. Mumbauer betonte, dass der Kulturmanager sich nicht nur um den Erhalt des Kinos kümmern solle, sondern auch Veranstaltungen in der gesamten VG auf die Beine stellen, Fördertöpfe generieren und die Ortsgemeinden bei ihren Kulturbemühungen unterstützen beziehungsweise als Ansprechpartner zur Verfügung stehen müsse.

Zuvor hatte VG-Bürgermeister Michael Boos berichtet, zur Finanzierung der Kulturmanagerstelle eine bestehende, mit Kulturaufgaben betraute Stelle künftig nur noch zu 50 Prozent besetzen zu wollen. Dadurch würden 30.000 Euro im Jahr eingespart. Der HFA sprach sich schließlich mit neun Ja- bei sechs Neinstimmen und einer Enthaltung für einen Kulturmanager aus. Das letzte Wort hat der Verbandsgemeinderat.

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