Rhein-Hunsrück-Zeitung
Kommentar: Volker Boch zum Kampf um die Geburtsstation

Volker Boch.

Jens Weber

Nachhaken ist in Mainz und Berlin angesagt

Lesezeit 2 Minuten

Noch gibt es eine Geburtsstation in der Hunsrück Klinik – zum Glück! Allerdings sind sowohl Diagnose als auch Prognose schlecht. Laut Landeskrankenhausplan, der von 2019 bis 2025 gilt, weist die Simmerner Klinik mit 409 Geburten (Zähljahr war 2016) die zweitniedrigste Zahl der 32 Geburtsstationen im Land auf. Nur Daun lag mit 401 darunter, und diese Station wurde kurz nach Erstellung des Plans Ende 2018 geschlossen. Würde auch Simmern zugemacht, wären die nächsten erreichbaren Standorte: Bad Kreuznach, Koblenz, Wittlich, Mainz.

Im September 2019 haben SPD, FDP und Grüne in einem Landtagsantrag „das Engagement der Landesregierung zum Erhalt von Geburtsstationen, wie beispielsweise bei der Umwandlung an der Hunsrück Klinik Simmern in eine Hauptfachabteilung“ begrüßt. Im gleichen Antrag wird als Prüfauftrag an die Landesregierung übermittelt, dass „die Geburtshilfe neben der Inneren Medizin und der Chirurgie als notwendige Abteilung der Grundversorgung in der Krankenhausförderung anzuerkennen“ wäre. Hier gilt es, nachzuhaken, um die Simmerner Station dauerhaft zu sichern.

Gleiches Nachhaken muss es beim Bund geben. Denn in Berlin werden die grundsätzlichen Entscheidungen getroffen, auch wenn Krankenhäuser „Ländersache“ sind. Der Antrag der Regierungsparteien im Landtag hat 2019 die Bedeutung der Geburtsstation in Simmern verdeutlicht, ins gleiche Horn stößt der dritte „Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume“, den Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Innenminister Horst Seehofer im November 2020 vorgestellt hat. Darin heißt es unter dem Titel „Das Land lebt!“: „Das deutsche Gesundheitssystem soll patientenfreundlich, qualitätsorientiert, effizient sowie barrierefrei zugänglich sein und zeitgemäß eine gut erreichbare, qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung in ganz Deutschland sicherstellen – insbesondere auch in ländlichen und strukturschwachen Regionen.“

Die Initiative der Landfrauen fordert genau jene Stärkung des ländlichen Raumes, von der die Bundesregierung so gern spricht. Geld dürfte durch den Krankenhausstrukturfonds des Bundes, der mit dem 2015 verabschiedeten Krankenhausstrukturgesetz verknüpft ist, auch da sein. Der Bund hat über die Fallpauschale zudem eine wirtschaftlich notwendige Mindestzahl an Geburten per Gesetz eingeführt, was sich als klarer Torpedo erwiesen hat. H i e r gilt es anzusetzen!

Der Deutsche Landfrauenverband fordert seit Langem eine Stärkung der Geburtshilfe im ländlichen Raum. Vor der Bundestagswahl nimmt das Thema nun wieder Fahrt auf, auch im Wahlkampf auf Kreisebene. Wichtig ist, was für die Geburtsstation in Simmern und deren Mitarbeiter, für Neugeborene und Eltern dabei herauskommt. Es geht nicht um Wahlprozente, sondern um den Erhalt wesentlicher medizinischer Infrastruktur. Es wäre wichtig, sich im Dialog mit Land und Bund dafür einzusetzen und nicht wie bei den Loreley-Kliniken zuzuschauen und dann als Landkreis 500.000 Euro als heißen Tropfen auf einen erkalteten Stein nachzugießen.

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