Die Oberweseler Kolpingsfamilie möchte nun einen Beitrag leisten, dass der öffentliche Nahverkehr in der Stadt besser ins Rollen kommt. Sie bietet ab dem 1. Juli einmal in der Woche eine begleitete Busfahrt an. Ehrenamtliche Helfer der Kolpingfamilie werden donnerstags als Begleitperson mitfahren und ältere Menschen beim Ein- und Aussteigen unterstützen. Los geht es donnerstags um 15.39 Uhr an der Haltestelle Niederbach oberhalb des Hotels Pfropfenzieher.
Innerhalb des Weseler Stadtgebiets werden verschiedene weitere Haltestellen angefahren. Tuchscheren Süd (Aldi) und Mitte (Rewe/Lidl) erreicht der Bus dann um 15.49 Uhr. Dann bleibt genügend Zeit zum Einkaufen. Zurück geht es um 17.07 Uhr. Bei der Rückfahrt wird ebenfalls eine ehrenamtliche Begleitperson anwesend sein.
Ziel ist es, das Busfahren gerade für die ältere Generation einfacher zu gestalten und den Menschen die Hemmungen vor dem Busfahren zu nehmen. Die Mitglieder der Kolpingsfamilie hatten gemeinsam mit der Seniorenbeauftragten darüber beraten, was sie tun können, um das Busfahren übersichtlicher zu gestalten. „Und da kam die Idee, einen Fahrplan zu machen, bei dem die Menschen begleitet werden, um ihnen zu zeigen, hier kannst Du gut fahren“, betont der stellvertretende Vorsitzende der Kolpingsfamilie Oberwesel, Hermann Josef Bappert, bei der Vorstellung des Projekts. „Wir haben ein gutes öffentliches Nahverkehrsnetz, fast jede Stunde fährt ein Bus“, betont Bappert. Viele ältere Menschen aus der Stadt würden aber weiter von ihren Kindern zum Einkaufen gefahren, manche fahren auch mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuß die knapp zwei Kilometer.
„Wir begleiten die Busfahrt bis Tuchscheren“, erklärt Bappert. Zum Einkaufen gehen die Senioren dann allein weiter. „Wir stehen dann wieder um 17.07 Uhr am Bus und schauen, dass die Menschen den richtigen Bus nehmen. Wir fahren auch wieder bis Niederbach mit zurück“, sagt Bappert. Die Kosten für eine solche Einkaufsfahrt seien vergleichsweise günstig. Für eine Hin- und Rückfahrt zahlt ein Fahrgast 4 Euro. „Wenn ich eine Mobilcard habe, kostet es hin und zurück sogar nur 3 Euro“, wirbt Bappert fürs Busfahren. Ein Gruppenticket für bis zu fünf Personen liege für Hin- und Rückfahrt bei nur 7,80 Euro.
„Ich bin froh, dass der Bus jede Stunde fährt – aber immer allein. Der fährt ja jedes Dorf an“, sagt auch Peter Kriechel, der kein Auto besitzt, gern gemeinsam mit seiner Frau den Linienbusverkehr nutzt und nun auch anderen dabei helfen möchte, vermehrt auf das Busangebot in der ländlich geprägten Region zurückzugreifen.
Unterstützt wird die Aktion vom Verkehrsclub Deutschland und vom Busunternehmen Vogts Reisen, das die Linie für Zickenheiner bedient. Die Kolpingsfamilie hat nun Flyer gedruckt, in denen sie ihre Idee erläutert und den Fahrplan übersichtlicher gestaltet abgedruckt hat. „Der VRM hat im August 2019 ein Heft herausgebracht mit allen Bahn- und Busverbindungen hier im Kreis. Das war ein richtig dickes Büchlein, das bei 95 Prozent der Menschen aus meiner Nachbarschaft direkt in den Papierkorb gewandert ist“, sagt Kriechel. Weil es sehr unübersichtlich aufgebaut gewesen sei. „Deshalb finde ich diese Aktion für uns Oberweseler so wichtig, denn hier interessiert es niemanden, wie man von Kirchberg nach Kastellaun kommt oder umgekehrt“, sagt Kriechel.
Die Seniorenbeauftragte Helma Loosen will sich nun bei der Stadt dafür einsetzen, dass im Gewerbegebiet Tuchscheren an beiden Bushaltestellen Bänke aufgestellt werden, damit es dort Sitzmöglichkeiten für ältere Menschen gibt. Die Kolpingsfamilie kündigte außerdem an, in den ersten beiden Monaten Juli und August die Kosten für die begleitete Busfahrt für die Teilnehmer zu übernehmen.
Busfahrer Marco Hemmerle, der die Linie befährt, lobt die Aktion: „Super, das müsste in den Ortschaften auch passieren, ist aber natürlich nicht machbar.“ Derzeit werde die Linie nur „schwach“ genutzt. Problematisch sei auch die Zeit. Der Bus müsste vormittags ins Gewerbegebiet fahren, doch vormittags werde die Linie nur auf Anruf von einem Sammeltaxi bedient.